Düsseldorf: Der erste Schritt – 12 Azubiwohnungen zum Ausbildungsstart
Studentenwohnheime gehören in jede Universitätsstadt, doch Azubiwohnheime sind immer noch eine Seltenheit. In Düsseldorf ist jetzt zum Ausbildungsbeginn (1.8.) das erste Wohnheim für zwölf Azubis an den Start gegangen. Stadtdirektor Burkhard Hintzsche verspricht: „Das ist erst der Anfang“.
Sie alle begrüßten Robert Tarlinski (Mitte) in seiner neuen Wohnung: (v.l.) Jugendamtsleiter Johannes Horn, Handwerkskammergeschäftsführer Dr. Axel Furhmann, DGB-Regionalchefin Sigrid Wolf, Stadtdirektor Burkhard HIntzsche, Geschäftsführer der Unternehmerschaft Michael Grütering und IHK Geschäftsführer Clemens Urbanek
Bezahlbaren Wohnraum in Düsseldorf zu finden ist schwer. Das stellen auch viele Auszubildenden fest, die in Düsseldorf arbeiten und lernen und eigentlich auch wohnen möchten. Rund die Hälfte aller Azubis pendelt von außerhalb nach Düsseldorf, auch weil es kaum Wohnungen für sie gibt.
Task Force brachte Azubi-WG auf den Weg
Dass dringend eine Lösung gefunden werden muss, darin war sich die „Task Force“ einig. Dahinter verbirgt sich ein Zusammenschluss von Stadt, Gewerkschaft, Industrie- und Handelskammer, Unternehmerschaft und Handwerkskammer, die bereits seit einigen Jahren gemeinsam über arbeitsmarktpolitische Themen beraten. Vor drei Jahren schrieb die Task Force einen offenen Brief an die Stadt und der Rat beschloss im Jahr 2016 die Bildung eines Beirats. Nun, zwei Jahre später, sind die ersten Mietverträge unterschrieben. Denn in einer städtischen Immobilie wurden in einem ersten Schritt zwölf Wohneinheiten für Auszubildende geschaffen, vier weitere Wohnungen werden zum 1. September folgen.
Auch ein gemütliches gemeinschaftliches Wohnzimmer steht pro Trakt zu Verfügung
Die Wohnungen befinden sich der Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung auf der Dorotheenstraße in Flingern und wurden in weniger als drei Monaten für die neue Nutzung hergerichtet. Für die Bewohnerinnen und Bewohner im Alter zwischen 18 und 25 Jahren gibt es jeweils ein eigenes Zimmer von etwa 18 Quadratmeter Größe. Küche, Bad und die Waschmaschinen werden gemeinsam genutzt. Die jungen Menschen zahlen 250 Euro Miete, in denen die Nebenkosten mit WLAN enthalten sind. Voraussetzungen dafür, einen Platz in der Azubi-WG zu erhalten, war ein Ausbildungsvertrag mit Start jetzt im Sommer und ein Wohnort außerhalb von Düsseldorf. Der Mietvertrag ist befristet auf die Dauer der Ausbildung und endet spätestens zwei Monate nach der Abschlussprüfung.
Drei geräumige Küchen gibt es für die Bewohner
Die Resonanz auf das Wohnungsangebot für Azubis wahr groß. Über 100 Azubis hätten einziehen wollen, obwohl die Aktion noch nicht großartig beworben wurde. Der zentrale Anlaufpunkt für alle Mietinteressenten ist das Jugendinformationszentrum "zeTT", Willi-Becker-Allee 10 (Bertha-von-Suttner-Platz am Hauptbahnhof Düsseldorf), Telefon 0211-8922033, E-Mail zett@duesseldorf.de .
Wohnraum für sechzehn Azubis
Dort hatte sich auch Robert Tarlinski gemeldet. Der 19 Jährige kommt aus Velbert und tritt jetzt einen Ausbildungsplatz als technischer Produktdesigner beim Maschinenbauunternehmer Walther Flender in Benrath an. Die Hoffnung auf eine bezahlbare Wohnung hatte er schon fast aufgegeben, als er von der neuen WG hörte und sich spontan bewarb. Er hatte Glück und überzeugte mit seiner Bewerbung, denn es gab über 100 Bewerber auf die Wohnungen an der Dorotheenstraße. Das Haus wird vom Jugendamt verwaltet und durch die Mitarbeiter des Kinderspielhauses können die Azubis bei Bedarf auch Unterstützung und Rat bekommen. Für die Pflege ihres Zimmers und der Gemeinschaftseinrichtungen sind die Bewohner selbst verantwortlich – wie in jeder WG. Neun junge Männer und drei jungen Frauen ziehen zum 1. August ein, wobei die Damen einen eigenen kleinen Trakt bewohnen. Vier weitere Zimmer werden im September fertig. Die Ausbildungsberufe der Bewohner sind bunt gemischt und alle lernen in unterschiedlichen Betrieben.
Auch Wäschewaschen bei "Mutti" ist nicht nötig – Waschmaschinen und Trockner stehen bereit
"Wir sind damit dem gemeinsamen Anliegen der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer, der Unternehmerschaft Düsseldorf und des Deutschen Gewerkschaftsbundes nachgekommen, bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende zu schaffen." betonte Stadtdirektor Burkhard Hintzsche bei der Vorstellung des Projektes. Die Stadt plant weitere Unterkünfte und will in den nächsten vier Jahren die Zahl der Azubi-Wohnungen auf über 200 Einheiten ausbauen. So sind die ehemalige Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge an der Ludwig Beck Straße in Mörsenbroich und ein Haus an der Aldekerkstraße in Heerdt im Gespräch.
In den oberen Etagen der Dorotheenstraße 39 ist die Azubi-Wg entstanden, Foto: Stadt Düsseldorf, Uwe Schaffmeister
Standortvorteil Düsseldorf
Die WG’s sollen bewusst in unterschiedlichen Stadtteilen liegen. Jugendamtsleiter Johannes Horn betont, dass das Ziel für weitere Unterkünfte nur gelingen kann, wenn es gelingt ein „Wir-Gefühl“ für das Azubi-Wohnen zu schaffen. Denn zum Ausbildungsstart 1. August sind in Düsseldorf noch 1600 Ausbildungsplätze unbesetzt. Um geeignete Bewerber nach Düsseldorf zu bekommen, muss die Stadt auch für auswärtige Interessenten attraktiver werden. Dazu gehört auch bezahlbarer Wohnraum. Sigrid Wolf, Regionsgeschäftsführerin des DGB Düsseldorf-Bergisch Land, sieht in der Aktion einen Standortvorteil für Düsseldorf und ein gutes Beispiel dafür, was gelingen kann, wenn die Akteure Stadt, Wirtschaft und Gewerkschaft an einem Strang ziehen.