Düsseldorf: Polizei stoppt Radler der „Critical Mass“ und notiert Ordnungswidrigkeiten
Auf der Düsseldorf-Webseite („Lokale Agenda“) wirbt die Stadt ausdrücklich mit und für das monatliche „Critical Mass“. Denn Düsseldorf will hippe Fahrradstadt werden. An jedem zweiten Freitag im Monat, 19 Uhr, starten Radaktivisten ab dem Fürstenplatz in Düsseldorf Bilk zu einer spontanen Rundfahrt durch die Landeshauptstadt. Am Freitag, dem Dreizehnten, kamen sie allerdings nicht weit. Düsseldorfer Polizeibeamte stoppten die Teilnehmer an der Ecke Berliner Allee/Hüttenstraße. Nach eigenen Angaben wurden die Radler aufgefordert, ihre Demonstration sofort aufzulösen. Zudem warfen die Beamten ihnen vor, vielfach das rote Ampellicht ignoriert zu haben und ungeordnet nebeneinander gefahren zu sein.
Screenshot von Düsseldorfs aktueller Stadtwebseite: Dort wird auf Critical Mass hingewiesen. Screenshot: report-D
Ein Polizeisprecher bestätigte den Vorfall gegenüber report-D. Die Sache mit den Ordnungswidrigkeiten werde nun überprüft, sagte er. Dabei hatten die Critical Mass-Teilnehmer selbst die Beamten über den Paragraphen 27 der Straßenverkehrsordnung informiert. Dort legt Absatz 1 fest: „Mehr als 15 Rad Fahrende dürfen einen geschlossenen Verband bilden.“ Dieser ist dann zu behandeln wie ein Fahrzeug. Sobald die oder der erste aus der Gruppe bei Grün eine Kreuzung passiert, dürfen alle anderen folgen. Auch wenn die Ampeln längst auf Rot umgesprungen ist. Das Fahren nebeneinander auf einer Fahrspur ist im Verband erlaubt. Ordnungswidrigkeiten sieht das Gesetz in diesem Zusammenhang vor. Allerdings für Autofahrer, die sich in den Fahrrad-Verband hineindrängeln oder bei eigenem Grün hupend losfahren wollen.
Radfahrer erobern Straßenraum
Die Idee hinter „Critical Mass“ ist: Radfahrer zeigen, dass sie viele sind und dass sie gemeinsam den Straßenraum in der Stadt erobern. „Critical Mass“ gibt es mittlerweile in vielen deutschen Städten; und das bereits seit vielen Jahren. In Düsseldorf aber behindere die Polizei neuerdings „Critical Mass“, berichten Teilnehmer in sozialen Netzwerken. Nach dem aktuellen Vorfall fragt einer: „Haben wir denn schon das neue Polizeigesetz?“
Offener Brief an den Oberbürgermeister
Am Freitag radelten die gestoppten Critical- Mass-Teilnehmer schließlich weiter und schlossen zum Hauptverband auf. Einige notierten, dass ein Streifenwagen minutenlang mit gellendem Martinshorn hinter ihnen hergefahren sei. Sie empfanden das laut Facebook als Schikane. Die Radaktivisten haben einen offenen Brief an Oberbürgermeister Thomas Geisel geschrieben. Sie bitten darin um Aufklärung und darum, dass solche Vorfälle wie der mit den Polizeibeamtinnen und -beamten am vergangenen Freitag unterbleiben. Thomas Geisel wird von Critical Mass eingeladen, im August selbst mal mitzufahren.
Foto: Critical Mass – FB