Düsseldorf: Flüchtlinge im Behrensbau – Zoff und ZOF?
Kommunalpolitik und Medien erreichte am Freitag ein Hilferuf der Bewohner der Flüchtlingsunterkunft am Mannesmannufer. Im Behrens- und Väthbau sind mehr als 620 Menschen untergebracht. Betreut werden sie vom Verein „Zukunft Orientierte Förderung“ (ZOF). Die Bewohner kritisierten während einer Demonstration am Samstag (3.12.) mangelhafte hygienische Zustände, fehlende Privatsphäre und unzureichende Betreuung.
Viele Bewohner trauten sich am Samstag nicht an dem Protest teilzunehmen, da der Wachdienst sie davor gewarnt hatte
Stadt übernahm die Unterkunft vom Land
Die Unterkunft am Mannesmannufer wurde seit Herbst 2015 vom Land NRW als Erstaufnahmeeinrichtung genutzt. Damals wurden die Büros je nach Größe mit Betten ausgestattet und teilweise entstanden Schlafsäle. Die vorhandenen Toiletten ergänzte man um Duschen. Damit entstand eine Unterkunft, die alles andere als luxuriös war, doch die Bewohner sollten schnell auf kommunale, bessere Unterkünfte verteilt werden. Als die Plätze vom Land nicht mehr gebraucht wurden, übernahm die Stadt die beiden Häuser. Die Zahl der Bewohner stieg auf 620, einige von ihnen leben nun bereits über ein Jahr in dem Provisorium.
Die Verpflegung erfolgt zu festen Zeiten in der ehemaligen Kantine. Das führt bei den vielen Hundert Bewohnern zu langen Wartezeiten. Aus Brandschutzgründen sind auf den Zimmern keine Kochgelegenheiten oder Wasserkocher erlaubt, was der Sicherheitsdienst regelmäßig durch unangekündigte Aktionen kontrolliert.
Sayed Aman, Yousef und Raziya Rezaiee leiden unter den schlechten hygienischen Bedingungen in der Unterkunft
Standard bei der Unterbringung
Auch Flüchtlingsbeauftragte Mariam Koch weiß um die schlechten Bedingungen in der Unterkunft, da keine Privatsphäre und die Möglichkeit der Selbstversorgung gegeben sind. Ein Grund, warum die Immobilie bald für die Unterbringung von Flüchtlingen aufgegeben werden soll.
Bewohner sind verzweifelt
Doch der Protest der Bewohner geht über diese Punkte hinaus. Mit einem Schlüssel von 1:200 hat die Stadt Düsseldorf die Wohlfahrtsorganisation beauftragt, sich um die Betreuung der Flüchtlinge zu kümmern. Dazu gehören in anderen Unterkünften neben Beratung auch die Vermittlung an andere Hilfsstellen, der Kontakt zu ehrenamtlichen Helfern und die Zufriedenheit der Bewohner.
Dies erfolge in keiner Weise, kritisierten die Geflohenen bei der Demonstration vor dem Gebäude am Samstag (3.12.). Von der einzigen ZOF-Mitarbeiterin fühlen sie sich schlecht oder nicht beraten. „Seien sie froh, dass sie hier einen Platz haben“, bekam ein Bewohner zu hören, der mit seiner 70-jährigen Mutter in einem Vierer-Zimmer untergebracht ist. Als Sayed Aman Rezaiee sich über die Zustände beschwerte, wurde ihm gedroht. Er würde von seiner Familie getrennt, in eine andere Unterkunft verlegt und seine Kinder kämen ins Heim. Das es theoretisch drei Sozialarbeiter für die über 600 Bewohner geben soll, ringt den Demonstranten nur ein Lachen ab. Gesehen haben sie diese noch nicht.
Ärztliche Atteste, die Traumatisierungen oder Krankheiten bescheinigen und einen dringenden Wechsel der Unterkunft empfehlen, wurden weder in der Unterkunft, noch beim Amt für Soziale Sicherung und Integration am Vogelsanger Weg beachtet, erzählen die Demonstranten. Das es in der Stadt Hilfsangebote für Flüchtlinge gibt, wird von ZOF – nach Aussage der Flüchtlinge – nicht kommuniziert.
Auch von den Sicherheitskräften fühlen sich einige Bewohner bedroht. So sollen diese ihnen „geraten“ haben nicht an der Demonstration teilzunehmen. Sie würden sonst in eine Unterkunft am Rande der Stadt verlegt und die sei noch schlimmer.
Bergische Kaserne als Ausweg
Damit könnten die Leichtbauhallen auf dem Gelände der Bergischen Kaserne gemeint sein, die noch in diesem Jahr fertig werden sollen. Diese Notlösungen sind zwar nicht ideal, aber es gibt Vierbettzimmer, die ein wenig privaten Raum ermöglichen, mit einer Tür, die abschließbar ist. In Gemeinschaftsküchen kann selber gekocht werden. Die Sanitäranlagen sind allerdings in separaten Containern außerhalb untergebracht. Von den Leichtbauhallen betreibt die Stadt bereits drei auf der Itterstraße, der Further Straße und Am Wald. Sie sind befristet auf ein Jahr.
Hilfe?
Wie geht es nun weiter für die Bewohner der Unterkunft am Mannesmannufer? Eine Stellungnahme von ZOF war am Samstag bei der Demonstration nicht zu bekommen. Pressesprecher Jan Hündorf kündigte an, für die kommende Woche einen gemeinsamen Gesprächstermin anzubieten, um die Vorwürfe auszuräumen. Anders als in anderen Unterkünften hat es bisher noch keine regelmäßigen Gespräche zwischen Betreiber und Bewohnern gegeben.
Es stellt sich die Frage, ob die Stadt ein Pflichtenheft für die Wohlfahrtsverbände erstellt hat, welche Leistungen und Angebote in den Unterkünften gestellt werden müssen. Die Flüchtlinge hoffen durch ihre Demonstration und die Unterstützung durch die Öffentlichkeit endlich eine Verbesserung ihrer Unterbringung zu erreichen.