70, 80 Rechtsradikale bleiben unter sich – werden aber aggressiver
70, vielleicht 80 Rechtsradikale sind am Montagabend (9.2.) zwei Stunden lang vom Bahnhofsviertel bis in die Nähe des Graf-Adolf Platzes und wieder zurück gezogen. Auf Seiten der Gegendemonstranten verteilten sich 800 bis 1000 Menschen auf fünf Demonstrationsorte. Vor dem DGB-Haus gab es diesmal ein Live-Konzert mit vier Bands.
Rechtsradikale grüßten mit gestrecktem rechten Arm und geballter Faust
Die Rechtsradikalen finden keine Anhänger und bleiben unter sich. Zugleich werden die wenigen Aufmarschierer immer aggressiver. Das begann bei der Demonstrationsanmelderin Melanie Dittmer, die dazu aufrief, Kritiker doch zu einem „Vier-Augen-Gespräch“ zu bitten. Vor dem Balkon der Rechtsanwältin Gülsen Celebi rief Dittmer „Spring!“ in ihr Mikrofon.
Zudem wurden Journalisten vor der Demo persönlich bedroht. Gegen einen Teilnehmer der sogenannten Dügida leiteten Beamte laut Polizeibericht ein Strafverfahren ein, weil er den Hitlergruß gezeigt habe. Zwei weitere Demonstranten wurden namentlich überprüft und aus der Versammlung ausgeschlossen, weil sie Plakate mit dem Schattenriss einer Person hochhielten, die den rechten Arm zum Gruß erhebt.
Festnahme eines rechten Marschierers
Ein weiterer Mann verbrachte den Abend im Polizeigewahrsam, weil er alkoholisiert war und einen verbotenen Böller dabei hatte. Bei der Abreise habe ein Rechter ein als nationalsozialistisch verbotenes Lied gesungen. Laut Polizeibericht wurden seine Personalien festgestellt; er bekommt eine Strafanzeige.
Auch gegen Gegendemonstranten setzte die Polizei nach eigener Auskunft Schlagstöcke und Reizspray ein. Begründet wurde dies damit, dass sie mehrfach versucht hätten, Polizeisperren zu durchbrechen. Nach dem aktuellen Stand der Polizei von 22.35 Uhr sei dabei jedoch niemand verletzt worden. Zwei 17-Jährige hätten „Vermummungsgegenstände“ mit sich geführt. Die Minderjährigen seien an „Betreuungspersonen“ übergeben worden.
Am Ende des rechten Marsches setzte sich der diesmal zahlenmäßig stärkste Dortmunder Block sofort ab, ohne Schlussworte und Nationalhymne abzuwarten. Ganz offenbar wollte man so rasch wie möglich zum Regionalexpress nach Dortmund. Dorthin ging es im Unterschied zum Montag zuvor wieder durch den Gepäcktunnel. Dadurch blieb eine Eskalation aus.
Neue Antifa-Demonstrationsformen im Hauptbahnhof
Ob Restaurant, Kiosk, Döner-Bude, der Club K1 oder ein Blumen- und Dekoladen – entlang der Demonstrationsstrecke klagen alle Ladenbesitzer, Kneipiers und Geschäftsleute über massive Umsatzausfälle. Eine Umfrage von report-D ergab Rückgänge um 30 bis 60 Prozent gegenüber normalen Montagen. „Die Leute trauen sich an diesem Tag nicht mehr, in unser Viertel zu kommen“, klagte ein Geschäftsmann. Ein anderer schloss um 17 Uhr seinen Laden ab und hatte den Grund auf seine Schaufensterscheibe geschrieben: „Montags wegen 50 Schwachköpfen (keine Umsätze) geschlossen“.
Die Ladenbesitzer schließen vor Demobeginn