Düsseldorf: WDR 5 fragt im Stadtgespräch „Wo bleibt die Solidarität in Corona-Zeiten?
Auf dem Burgplatz stellten sich NRW-Integrations- und Familienminister Joachim Stamp, Soziologe und Gewaltforscher Thomas Kron und Querdenker Michael Schele am Donnerstagabend beim Stadtgespräch von WDR 5 der Frage „Wo bleibt die Solidarität in Corona-Zeiten?“. Eine klare Antwort gab es vom selbsternannten Corona-Rebell Michael Schele: „Ich bin unsolidarisch und stolz drauf“.
Stadtgespräch auf dem Burgplatz
Mit dem Ansatz, man wolle einmal miteinander reden anstatt übereinander, hatten Redakteurin Verena Lutz und Moderator Ralph Erdenberger auf den Burgplatz eingeladen. Also den Ort, den die Corona-Rebellen seit vielen Wochen zu ihren „Platz der Demokratie“ erklärt haben, um dort ihre samstäglichen Kundgebungen abzuhalten. Rund ein Dutzend Pandemie-Leugner waren Scheles Aufruf gefolgt, ihn beim Stadtgespräch lautstark zu unterstützten.
Vor dem Prodium – ohne den erbetenen Abstand – hatte sich eine kleine Gruppe „Corona-Rebellen“ versammelt
Michael Schele, Regionalleiter von „Querdenken Dortmund“ und Mitveranstalter zahlreicher Anti-Corona-Demos, verdient sein Geld als DJ und ist es als solcher gewöhnt, selber zu entscheiden, wann sein Mikrofon eingeschaltet wird. In dieser Manier versuchte er auch am Donnerstagabend, die Gesprächsführung zu übernehmen, ließ die anderen Podiumsgäste nicht ausreden und propagierte seine Slogans – unter dem Beifall seiner Fans. Er behauptete den Verlust der Glaubwürdigkeit der Regierung, das Infektionsgeschehen gebe es eigentlich nicht und nur die hohe Zahl der Test würde den Anschein erwecken, es gäbe ein Problem.
Ohne Drehbuch die Lage meistern
Aussagen, die Minister Stamp um Fassung ringen ließen. Seit Monaten würden er und viele Menschen mit großem Aufwand versuchen, Schaden von der Bevölkerung abzuhalten. Die Situation sei neu und es gebe kein Drehbuch für die richtigen Entscheidungen. Täglich werde die Lage betrachtet und nachjustiert, wenn es neue Erkenntnisse gebe. Alle Maßnahmen würden abgewogen, ob der Nutzen im richtigen Verhältnis zum Erfolg stehe. Die AHA-Regel (Alltagsmaske, Händewaschen, Abstand halten) seien ein probates Mittel und für die Bürger*innen leicht zu befolgen.
Minister Stamp sieht deutlich, dass die Zahl der Infizierten im Herbst und Winter steigen wird, aber man sei vorbereitet und wenn sich die Bürger*innen an die Regeln hielten, werden man die Lage meistern.
Bevölkerung steht hinter den Maßnahmen
Dass dies bei den Menschen auch so ankomme, bestätigten die Umfragen einiger Meinungsforschungsinstitute, nach denen über 80 Prozent der Bevölkerung die Maßnahmen für richtig halten.
Es wunderte nicht, dass die Ergebnisse von Meinungsforschungsinstituten von Schele & Co ebenso wenig anerkannt werden, wie die Aussagen der Wissenschaftler. Soziologe Thomas Kron gab den Hinweis, dass Wissenschaftler untereinander regelmäßig ihre Ergebnisse überprüfen würden. Dafür gab es seitens der Corona-Leugner nur Hohn.
Verena Lutz, die mit dem Mikrofon die Stimmen der Zuschauer einfing, erhielt von einem Herrn die Aussage, die Realität sei so, wie er sie sehe. Ihre Erwiderung, ein 35-jähriger Sportler sei an Corona gestorben, entgegnete er, dass dies nur ein Einzelfall sei, der hochgespielt wurde.
Aber es gab auch konstruktive Stimmen unter den Zuschauern. Eine Mutter begrüßte es, dass die Kitas und Schulen wieder geöffnet worden seien und man mittlerweile wisse, dass Kinder sehr selten an Covid-19 erkrankten. Minister Stamp bestätigte dies und versprach, es werde mit ihm keinen landesweiten Lock-Down mehr geben, sondern lokale Maßnahmen, wo es zu erhöhten Infektionszahlen käme.
Michael Schele riet dazu, „die Testerei zu lassen, denn wenn es weniger Test gebe, gebe es auch weniger Fälle“. Er zweifelte die Testergebnisse generell an. Die Maskenpflicht sei eine Zumutung für Behinderte und kranke Menschen, die sich trotz Attest ständig rechtfertigen müssten. Er selbst trage aus Überzeugung keine Maske und stelle sich den Diskussionen: „Ich bin unsolidarsich und stolz darauf, weil ich der Wissenschaft nicht glaube“.
Hier geht es zur Mediathek des WDR, wo die Sendung anzuhören ist.