Düsseldorf: Verwaltung fordert Vertrauensvorschuss von der Düsseldorfer Politik
Bei der Entscheidung über das Ed Sheeran-Konzert (geplant: 22. Juli) verlangen die Düsseldorfer Verwaltung und Düsseldorf Congress, Sport, Event (DCSE) von der Politik einen großen Vertrauensvorschuss. Das geht aus dem am Dienstag (5.6.) an die Ratsparteien verteilten, neunseitigen Beschlussentwurf hervor, der report-D vorliegt. Über das Papier sollen die Bezirksvertretung 5 und diverse Ausschüsse in einer Sondersitzung am 13. Juni entscheiden. Wesentliche Punkte für eine Verwaltungserlaubnis stehen aber frühestens am 22. Juni fest. Ein weiterer Knackpunkt ist der Verkehr durch 85.000 Konzertbesucher. Bislang stehen am Veranstaltungsgelände nur 9.000 Parkplätze zur Verfügung. Umfangreiche Shuttle-Services sollen die Menschen zu dem Messeparkplatz bringen.
Die Meinung der Stadtspitze
OB Thomas Geisel und DCSE-Geschäftsführer Michael Brill sprechen von einer enormen Chance fürs Düsseldorfer Stadtmarketing durch den Sheeran-Gig. Brill hat in den vergangenen Tagen mehrfach in Zeitungsartikeln vor dem gewaltigen Imageverlust für Düsseldorf gewarnt, falls das Konzert nicht zustande kommt. Manche Kommunalpolitiker sahen darin eine unverhohlene Drohung und Erpressung. Der durch Brill sehr früh ausgeübte öffentliche Druck hat ihre Kompromissbereitschaft stark schrumpfen lassen.
Das Nein der Grünen setzt die CDU unter Druck
Seit die Grünen ihre Zustimmung zu dem einen Sheeran-Konzert und den 104 dafür zu kappenden Bäumen öffentlich verweigert haben, ist Geisel auf die Unterstützung durch die CDU angewiesen. Die hat sich bislang noch nie in die Stadtraison einbinden lassen. Wie vor der Tour de France setzt Geisel auf eine Alles-oder-nichts-Strategie statt sich der Mühsal einer kleinteiligen Überzeugung durch Argumente zu stellen.
Bislang grünes Licht der Ämter und Experten
In der Sache zeigt die Vorlage, dass Ämter, Polizei und Feuerwehr bislang den 85.000 Menschen auf einem Parkplatzgelände in der Einflugschneise des Flughafens nicht negativ gegenüberstehen. Zugleich werden ansatzweise aber auch die gewaltigen Anstrengungen deutlich, die für das einmalige Konzert erbracht werden müssen.
Der immense Verkehr
Im Mittelpunkt steht dabei die An-und Abreise der 85.000 Konzertbesucher. Zusätzlich zu den 9.000 Parkplätzen an der Messe sollen die Stellflächen am Flughafen-Fernbahnhof und im Parkhaus am ISS-Dome für Sheeran-Fans geöffnet werden. Diese sind in den Sommerferien von Fahrzeugen der Ferienflieger belegt, was in der Vorlage nicht erwähnt wird. Busshuttles sollen Konzertbesucher zur Bühne bringen. Der Veranstalter will zudem eine große Zahl an Besuchern aus dem Ruhrgebiet überzeugen, nicht mit dem eigenen Wagen nach Düsseldorf zu kommen. Hierfür soll eigens eine Mobilitätsplattform im Internet geschaltet werden. Die anliegenden Wohnviertel sollen durch private Sicherheitsleute so abgesperrt werden, dass Anwohner hin- und herauskommen – nicht aber Konzertbesucher. Die Besucher des letzten Tages bei der größten Kirmes am Rhein werden da beinahe zur Nebensache. Sie sollen im Vodafone-Parkhaus zwischen Düsseldorf Oberkassel und Düsseldorf Heerdt parken dürfen.
Das Open Air-Gelände
Das Konzertgelände soll auf den Parkfeldern 4, 5 und 6 von P1 Nord aufgebaut werden. Für die Tribüne müssen 104 Bäume abgeholzt werden. DCSE verspricht, an anderer Stelle für Ersatzbäume zu sorgen. In einem zweiten Schritt möchte DCSE-Mann Brill den Parkplatz zur größten Open-Air-Fläche Nordrhein-Westfalens ausbauen. Dafür ist ein gesondertes Planfeststellungsverfahren notwendig, von dem Experten behaupten, es dauere mindestens zwei Jahre. Daher bleibt der Sheeran-Auftritt bis auf weiteres ein Einzelfall.
Der Zeitplan
Am Montag, 11. Juni, tagen die Ratsfraktionen. OB Geisel und Event-Manager Brill wollen in diesen Termine für ihre Pläne werben. Am 13. Juni treffen sich die Bezirksvertretung 5, der Ordnungs- und Verkehrsausschuss, der Ausschuss für öffentliche Einrichtungen, der Umweltschutz-Ausschuss und der Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung (APS) im Plenarsaal des Rathauses. Der APS ist Chef im Ring. Die Kommunalpolitiker müssen darüber entscheiden, ob sie die Aushilfseventfläche von ihrer im Bebauungsplan festgelegten Widmung als Parkplatz „befreien“ oder nicht. Diese Entscheidung gilt nur für dieses eine Konzert. Sie schafft keine Tatschen für das möglicherweise später folgende Planfeststellungsverfahren.
Schon jetzt ist klar, wichtige Teile des Sheeran-Puzzles wie Details zum Anreiseverkehr oder die private Security liegen erst am 22. Juni vor. Und spätestens am 29. Juni muss die Verwaltung genehmigen oder absagen. Eine Expertenrunde für Großevents wie die Rheinkirmes soll die Vorbereitungen eng begleiten und immer wieder kontrollieren, ob die vorab gemachten Zusagen tatsächlich eingehalten werden.