Düsseldorf zum Weltspartag: Balanceakt auf der hohen Kante
Ein Sparschwein, das bunt angemalt wird: so feiert die Stadt-Sparkasse Düsseldorf den heutigen Weltspartag (28.10.). Da wird fröhlich zugekleistert, was sich die Kunden selbst ausmalen könnten: Sparen ist in Zeiten ultra-niedriger Zinsen ein hartes Geschäft geworden. Report-D sprach mit Karin Baur, der Expertin der Stiftung Warentest für Geldanlage.
(v.l.) Künstler Stefan Seeger, Maskottchen Lena und Privatkundenvorstand Michael Meyer vor der Riesen-Sparschwein, das allerdings nicht zur Füllung vorgesehen ist
Vom Durchschnittseinkommen der Deutschen – für 2015 vom Statistischen Bundesamt angegeben mit 32.000 Euro pro Jahr – legten die Empfänger immerhin jeden zehn Euro auf die hohe Kante – Sparquote 9,7 Prozent. Notgroschen plus Rücklage einfach auf dem Girokonto liegen zu lassen oder per Dauerauftrag auf das nahezu zinslose Sparbuch umzuschichten sind die beiden schlechtesten aller Möglichkeiten. Daran verdient nur das Kreditinstitut.
Wieviel sollte gespart werden? Experten sagen – fünf Prozent vom Netto-Monatseinkommen und 30 Prozent von Sonderzahlungen wie dem Urlaubs- oder dem Weihnachtsgeld.
Der Notgroschen: das Tagesgeld
Das Auto und die Waschmaschine haben eins gemeinsam – sie gehen immer zum unpassenden Zeitpunkt kaputt. Darum gilt als Faustregel: Singles sollten mindestens drei, Familien sechs Monatsgehälter als Rücklage ständig verfügbar haben. „Hier lohnt es sich, die im Internet verfügbaren Zinsrechner zu bemühen, um wenigstens ein bisschen Zinsen bekommen zu können“, sagt Karin Baur. Die Stadt-Sparkasse oder Filialbank an der Ecke hat wegen der hohen Kosten für ihre Zweigstellen das Nachsehen; Internet-Institute bieten mehr Zinsen für das Tagesgeld – bei 5000 bis 10.000 Euro auf 12 Monate: 1 Prozent.
Das kleine Plus: Festgeld
Wer relativ genau weiß, wann Geld für eine größere Anschaffung gebraucht wird, kann sich Angebote für Festgelder machen lassen. Hierbei ist eine bestimmte Summe zu einem festgelegten Zeitpunkt wieder verfügbar – dazwischen verdient das gesparte Geld seinerseits Geld. „Je nach Anbieter wandern die Zinsen in Richtung 1,5 Prozent“, sagt Karin Baur. Bei exotisch klingenden Anbietern sollten Anleger vor einem Abschluss überprüfen, ob der Anbieter unter die europäische Einlagensicherung fällt. Dann bekommen Privatleute im Falle einer Bankenpleite bis 100.000 Euro innerhalb von 20 Tagen zurück.
Das Studium oder das Alter finanzieren
Lebensprojekte oder – abschnitte finanzieren? Meist ist bis dahin noch Zeit – 20, 40 oder noch mehr Jahre. Diese sollten zum Ansparen genutzt werden. „Wer sein Geld nicht sofort braucht, bekommt bei einer Anlage in Aktien oder in Aktienfonds mehr Geld als bei den bisher genannten Anlageformen“, sagt Karin Baur. Sechs bis acht Prozent pro Jahr sind ein Wort; aber das Risiko ist auch höher.
Deshalb ist wichtig, dass Sparer genug Zeit haben. Notfalls sollten sie in der Lage sein, ein paar Jahre länger in Wertpapieren oder Fonds investiert zu bleiben – und nicht in einer Finanzkrise alles versilbern zu müssen. „Bei Finanztest haben wir ein sogenanntes Pantoffel-Portfolio, das wenig Arbeit macht und dennoch gute Durchschnittserträge bringt“, so Karin Baur. Hierbei orientieren sich Fondspapiere an der Entwicklung eines ganzen Indizees – zum Beispiel des DAX, in dem die 30 größten deutschen Aktien zusammengefasst sind. Tipp der Expertin: In guten Phasen soll man ab fünf Jahre vor der Fälligkeit eine Umschichtung auf Festgeld prüfen. Dadurch gehen zwar die letztmöglichen Zinserträge verloren, aber das Erreichte wird nach und nach abgesichert.