Düsseldorf wählt den Wechsel: Stephan Keller, CDU, gewinnt die Stichwahl und wird Oberbürgermeister
Der CDU-Kandidat Stephan Keller hat die Stichwahl zum Amt des Oberbürgermeisters von Düsseldorf klar gewonnen. Er bekam 55,99 Prozent der Stimmen. Der bisherige Amtsinhaber Thomas Geisel, SPD, erhielt 44,01 Prozent. Dementsprechend war die Geräuschkulisse im Düsseldorfer Rathaus am Sonntagabend (27.9.): Aus dem CDU-Raum drangen alle paar Minuten Jubelschreie, bei der SPD gab es lange Gesichter. Niederlage komplett.
454 Wahllokale und Briefwahl-Stimmen ausgezählt
Bei der Ratswahl büßten die Sozialdemokraten vor zwei Wochen 11,4 Prozent ein. Dafür übernahm SPD-Parteichef Andreas Rimkus die Verantwortung und erklärte am Sonntag, Punkt 18 Uhr, zur Schließung der Wahllokale: Er werde nicht wieder als Parteichef kandidieren. So mies begann für die SPD der Wahlabend. Und dann wurde es noch schlimmer.
Vera Geisel stand ihrem Mann Thomas bei.
Mit jedem ausgezählten Wahlbezirk wurde deutlich: Stephan Keller hat seine Anhänger mobilisieren können, Thomas Geisel nicht. Die Wahlbeteiligung bei der Düsseldorfer Stichwahl lag bei 45,27 Prozent. Geisel sagte, man werde die Gründe für seine Niederlage in Ruhe analysieren. Er ließ am Sonntagabend offen, ob er sein mit dem Listenplatz Nummer eins der SPD verbundenes Ratsmandat antreten wird. Oder gar Oppositionsführer werden wird. Vera Geisel stand bei allen Hiobsbotschaften und Danksagungen an die Parteifreunde neben ihrem Mann. Ihm war das an diesem Abend wichtiger als dass da irgendein Genosse gestanden hätte. Anstelle einer Siegesparty trösteten sich die Sozis gegenseitig in der Kneipe „Ufer 8“. Und gingen ratlos nach Hause.
"Woran lags, Herr Geisel?" Der bisherige Oberbürgermeister bat um Zeit, um die Ursachen der Niederlage zu analysieren.
Bei der CDU galt das Abba-Motto: „The winner takes it all“. Der dröge Stephan Keller als Strahlemann. „Ich wusste, dass es gut für mich läuft, aber dass das Ergebnis so klar sein würde, hatte ich nicht gedacht“, sagte Keller. Die Grünen sorgten für Erdung, ohne dass das die siegestaumelnden Christdemokraten mitbekommen hätten. Denn die Grünen gestalteten ihr Gratulations-Defilee im Entenmarsch bei Keller als Machtdemonstration und schoben eine Pressemitteilung nach: „Angestaubte Ideen von gestern sind nicht die Antwort auf die Herausforderungen von heute. Die Stadt hat den Wandel gewählt, nun darf Keller diesem Wandel nicht im Wege stehen.“
Plötzlich waren da die Grünen Mundschutze: Gratulation und Fingerzeig zugleich
Ob CDU-Parteichef Thomas Jarzombek begriffen hat, dass seine Konservativen da mitten im Siegestaumel derb gedisst wurden? Er wiederholte bei der Wahlparty der Christdemokraten im Böhler-Areal: Man werde jetzt mit den Grünen und der SPD sprechen. „Wichtig ist eine freundschaftliche und positive Atmosphäre. Die Ampel ist in der Vergangenheit eher durch Streit und Meinungsverschiedenheiten aufgefallen. Die Düsseldorfer Christdemokraten suchen einen Partner, der den Erfolg will“, betonte Jarzombek.“ Ministerpräsident Armin Laschet kuschelte auf der Böhler-Bühne mit der Düsseldorfer CDU. Sie hat ihm einen Pflasterstein für seinen Weg zu CDU-Vorsitz und Kanzlerschaft gelegt. Düsseldorf sei die einzige Landeshauptstadt, die einen CDU-Oberbürgermeister hat – frohlockte Laschet.
FDP gratuliert
Die FDP-Frontfrau Marie-Agnes Strack-Zimmermann gratulierte Stephan Keller mit einem Facebookpost zum Wahlerfolg. Darin freute sie sich vor allem über eine gestärkte FDP im Rat der Stadt Düsseldorf. Die Freien Demokraten regierten die vergangenen 21 Jahren in der Landeshauptstadt mit, zuletzt als Kooperationspartner in der Ampel. „Wir sind nun gespannt auf die nächsten Wochen und stehen für konstruktive Gespräche zum Wohle unserer Stadt jederzeit zur Verfügung.“, betonte Strack-Zimmermann. Ihre Chance: gleich null.
Klare Verhältnisse erwünscht
Das gilt auch für alle kleinen Parteien. Anders als in der abgelaufenen Legislaturperiode hat der Düsseldorfer Wähler für klare Verhältnisse gestimmt. Schwarz-Grün ist dabei Option Nummer ein. Rein rechnerisch wäre Schwarz-Rot eine Alternative, die SPD hat sehr deutlich gemacht, dass sie das nicht will. Eine Wiederkehr der Ampelzusammenarbeit unter Führung der Grünen erscheint unwahrscheinlich.