"Lächelnde Frauen" demonstrieren in Düsseldorf gegen die Zustände in der Türkei
Sie nennen sich „Lächelnde Frauen“ und treten ein für Menschenrechte und Meinungsfreiheit. Am Freitag (7.10.) hat sich die Initiative gemeinsam mit der Düsseldorfer Anwältin Gülsen Celebi selbst weggesperrt: hinter einer Umzäunung mitten auf dem Schadowplatz. Ziel der Aktion war es, der Öffentlichkeit die Geschehnisse in der Türkei vor Augen zu führen. Ganze Berufsgruppen sind entrechtet, tausende Verhaftete sitzen wegen fragwürdiger Beschuldigungen im Gefängnis.
Nur gespielt, aber nichtdestotrotz beunruhigend: Eine „Akademikerin“ und eine „Lehrerin“ werden ins „offene Gefängnis“ geführt. Ganze Berufsgruppen sind in der Türkei von Verhaftung bedroht
Verhaftungen auf demSchadowplatz
Die beiden Frauen können dem festen Griff der Uniformierten nicht entkommen. Ein großer Aufkleber auf der Kleidung weist die eine Gefangene als „Akademikerin“ aus, die andere als „Journalistin“. Das reicht den Sicherheitskräften offenbar als Grund, um sie abzuführen und in ein Freiluft-Gefängnis zu sperren, wo sie zuvor schon Menschenrechtlerinnen, Studentinnen, Gewerkschafterinnen und Bürgermeisterinnen festgesetzt haben. Die beunruhigenden Szenen, die sich gestern am frühen Abend auf dem Schadowplatz abspielten, waren tatsächlich nur gespielt. Mit einem Drahtzaun als einziger Requisite verdeutlichte die Initiative „Lächelnde Frauen“ der Öffentlichkeit, dass sich die Türkei ihrer Meinung nach in ein „offenes Gefängnis“ verwandelt hat, in dem Menschenrechte und Meinungsfreiheit missachtet würden.
Viele Berufsgruppen sind von der Verhaftungswellen in der Türkei betroffen
Appell nicht wegzuschauen
Als Sprecherin der Gruppe verlas die Anwältin Gülsen Celebi einen Appell an Deutschland und die EU, dem Unrecht in der Türkei entschieden entgegenzutreten. „In Deutschland werden nur Straftäter in Haft genommen, in der Türkei aber sind die Gefängnisse vollgestopft mit Schriftstellern, Journalisten, Lehrern, Anwälten und den Angehörigen vieler anderer Berufsgruppen“, machte die Juristin deutlich. „Können Sie sich vorstellen, hier in Deutschland würde die Regierung eine Oppositionspartei wie Die Grünen oder Die Linke einfach verbieten? Oder dass unser Bürgermeister Thomas Geisel im Rathaus verhaftet würde?“ fragte die Celebi die Passanten. „Genau das geschieht derzeit in der Türkei – und kaum noch jemand wagt es, dagegen zu demonstrieren.“ Die heutigen Ereignisse in der Türkei erinnern Celebi und ihre Mitstreiterinnen in vielem an die Geschehnisse in Deutschland während der 1930er Jahre. „Nimmt Europa die Gefahr überhaupt wahr?“ zweifeln sie. „Die ersten Flüchtlinge aus der Türkei sind bereits in Deutschland eingetroffen und haben hier Asyl beantragt. Wenn Deutschland und Europa weiter wegschauen“, so Celebis Warnung, „stehen wir demnächst wieder als Empfangskomitee am Flughafen-Bahnhof, weil dann erneut ein Flüchtlingszug nach dem anderen einrollen wird.“