Analyse: Nach der Demo ist vor der Demo
Manchmal ist wichtig, was Menschen unterlassen. Als die Rechtsradikalen nach mehr als vier Stunden am Montag ihre Demonstration mit der Nationalhymne beenden wollten, schepperte zwar die Musik vom Band. Mitgesungen hat von denen aber niemand, all dem eifrig geschwenkten Schwarz-Rot-Gold zum Trotz. Einigkeit und Recht und Freiheit sind ja auch nicht ihr Text. Es geht um Zwietracht und Hass und Unterdrückung Andersdenkender und anders Lebender.
Wer demonstriert denn da?
Sie tragen ein Banner vor sich her, auf dem „Dügida“ steht. Tatsächlich hat sich Pegida schriftlich von der Gruppe um Demo-Anmelderin Melanie Dittmer distanziert. Die Desdener wollen sich ihr offenbar ihr mühsam konstruiertes Saubermann-Image nicht von der Dittmer-Truppe beschädigen lassen und gemeinsam als rechtsradikal eingruppiert werden.
Wie Frau Dittmer selbst ihren Anhängern über die Lautsprecheranlage erzählte, hat man ihr nach der Kölner Rechtsradikalen-Demo sämtliche Gelder abgenommen, die eigentlich zur Bezahlung der Anwaltskosten gedacht waren – etwa für die Veraltungsgerichtsverfahren gegen Oberbürgermeister Thomas Geisel. Sie bat um Spenden.
Fotografen und Text-Journalisten erkannten in der Formation Dittmer Rechtsradikale aus Mönchengladbach, aus Dortmund und Hooligans, deren Gesänge und Parolen aus dem Fußballstadion stammen. Fortuna-Embleme waren auf Mützen und Hemden der rechten Marschierer zu erkennen, wie Fortuna-Vorstand Dirk Kall mit Schrecken feststellte. Bislang leugnet der Verein, ein Rechtsradikalen-Problem zu haben. Ein, zwei Handvoll offenbar bürgerliche Mitläufer reichen nicht zur Maskerade: Da läuft Rechtsaußen auf.
Wer demonstriert gegen die stramm Rechtsradikalen?
Der Düsseldorfer Appell brachte rund 3500 Menschen auf die Straße. „Für Düsseldorfer Verhältnisse sind das viel“, sagt Organisator Volker Neupert. In Köln und München und Münster war es mehr Menschen. Hinzu kamen die 2000, die „Düsseldorf stellt sich quer“ auf die Straßen brachte.
Die sind den bürgerlichen Demonstranten bislang zu unberechenbar. Neupert spricht von unterschiedlichen Demonstrationskulturen – und meint damit: Die Bürgerlichen wollen nicht für gewaltsame Übergriffe, etwa aus der linksautonomen Szene in Haftung genommen werden.
Bei den Kulturinstituten besteht zudem latent die Ansicht zu sagen, nun ist gut. Wir haben am vergangen Montag unser Zeichen gesetzt – mit den Bannern und unserer Unterstützung für den Düsseldorfer Appell. Das ist ein Irrtum. Stattdessen wäre eine wirklich gemeinsame Linie jetzt das notwendige Zeichen. Eben weil es dazu notwendig ist, Gräben zu überwinden. In Köln geht sowas.
Wie geht es weiter?
Für den nächsten Montag haben wieder alle Demonstrationen angemeldet. Die Gruppe Dittmer verkündete lauthals, man wolle auf dem Bahnhofsvorplatz demonstrieren. Die Polizei will ab Mittwoch in „Kooperationsgesprächen“ mit der Anmelderin Melanie Dittmer die Details klären. Auch der „Düsseldorfer Appell“ und „Düsseldorf stellt sich quer“ haben nach Polizeiangaben angemeldet. Am Montag waren rund 1000 Beamtinnen und Beamte im Einsatz. Es ist weit und breit nirgendwo ein Grund absehbar, dass die nächsten Montag nicht erneut anrücken müssten.
Melanie Dittmer hat bis zum 27. April für jeden Montag eine Demo angemeldet. Auch für den 16. Februar – für Rosenmontag.