Düsseldorf: 600.000 Besucher feiern am Rheinufer den Japan-Tag
„Kansha“ ist Japanisch und heißt „Danke!“ Denn mittlerweile ist es ein Wert an sich, dass einander fremde Kulturen „Hugs for free“ ausloben, kostenlose Schmuserchen. Rund 600.000 Menschen sahen laut Düsseldorf Tourismus das beim Japan-Tag am Samstag (26.5.) in Düsseldorf ähnlich. In einer Weltpolitik, in der sich gerade alles ändert, hat der zeremonielle Ablauf zwischen dem ersten Sake zur Eröffnung und dem Goldregen im letzten Bild des Japan-Feuerwerks an der Düsseldorfer Kniebrücke etwas enorm Beruhigendes.
Das soll Glück bringen: Reiswein aus viereckigen Holzgefäßen. (Vl.) Der japanische Generalkonsul Ryuta Mizuuchi, NRW-Wirtschaftminister Andreas Pinkwart, (verdeckt) der Präsident des Japanischen Clubs, Toru Yamaguchi und OB Thomas Geisel.
Der japanische Generalkonsul Ryuta Mizuuchi, und der Präsident des Japanischen Clubs, Toru Yamaguchi, NRW-Wirtschaftsminister Professor Dr. Andreas Pinkwart und Oberbürgermeister Thomas Geisel zertrümmerten also auf dem Burgplatz fachgerecht das Reiswein-Fässchen und stießen zur Erneuerung der seit vielen Jahren währenden Freundschaft Nippon-Niederrhein mit Holz-Kuben an. Danach spielten japanische und deutsche Militärmusiker Beethovens Neunte – Die „Ode an die Freunde“ gehört mittlerweile in Japan zum nationalen Liedgut.
Wüstenbewohner behaupten: Dicke Kleidung helfe gegen Kälte und Hitze gleichermaßen. Die Cosplayer probierten das beim Düsseldorfer Japan-Tag und Temperaturen jenseit der 30 Grad aus.
Bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke litten Verehrer des traditionellen und Fans des schnellen und schrillen neuen Japans gleichermaßen. Erstere hatten unter anderem die Chance, sich von Meisterinnen ihres Fachs in traditionelle Kimonos einschnüren zu lassen. Allein deren Schärpen-ähnlicher Gürtel kann bis zu vier Meter lang sein.
Japanischer Junge mit Düsseldorfer Radschläger-Symbol.
Derweil fluteten Cosplayer aller Couleur die Festmeile zwischen Schlossturm und Landtag; manche trugen pflichtgemäß blaue Wintermäntel, weil sich das für den Charakter so gehört, den sie verkörperten. Schwertkampf wie einst die Samurai, Bogenschießen, Selbstverteidigung – alle paar Meter gab es neue Attraktion nicht bloß nur zu bestaunen. Beinahe überall konnten Gäste gleich mitmachen.
Wer der Leibesertüchtigung fern bleiben wollte, machte eben intellektuelles Programm – etwa im historischen Porzellanladen des Hetjens-Museums oder gleich nebenan – im Filmmuseum. Irgendwann aber trieb es alle an den Strom. Denn nur dort wehte ein leises Lüftchen. Vor allem dort gab es Leckeres zu essen und zu trinken.
Mit dem Schert kämpfen wie einst ein Samurai – der Japan-Tag übte sich auch in Kampfkünsten.
Außerdem konnten die Schaulustigen in Vorfreude schaudernd verfolgen, wie auf dem Oberkasseler Rheinufer die mehrere hundert Meter lange Abschussvorrichtung für das Japan-Feuerwerk am Samstagabend entstand. Auch hier folgte Feuerwerker Hirokazu Yoshima strengen Regel, bevor er die Zündschnüre von 1538 handgefertigten, bis zu 1,5 Kilogramm schweren Sprengkugeln mit dem Zündcomputer verdrahtete. Sake und Meersalz sollen den Ort des Geschehend von allen negativen Einflüssen reinigen.
Zum guten Schluiss des großen Japan-Feuerwerks: der Goldregen. Foto: Düsseldorf Tourismus
Kurz vor Mitternacht dann war klar: Das hat funktioniert. Laut tutend bedankten sich mehrere Dutzend Schiffe auf dem Rhein für ein Feuerwerk in fünf Bildern. Von der „Kunst des Feuers“ über eine Verbeugung vor klassischen japanischen Tuschezeichnungen, der Blumensteckkunst Ikebana, traditionellen Tänzen landete die Pyro-Choreo schließlich im „Oh“ und „Ah“ des finalen Goldregens. Hugs for free? Nächstes Jahr wieder, bitte.
Fotos: Norbert Schulz