Düsseldorf: Presseamtsleiterin Kerstin Jäckel-Engstfeld kündigt ihren Job
Die Umstehenden erzählen von einem regelrechten Showdown im Foyer der Düsseldorfer Tonhalle: Kerstin Jäckel-Engstfeld, bislang Leiterin des Düsseldorfer Presseamtes, überreichte dort am Sonntag (27.5.) ihrem Chef Oberbürgermeister Thomas Geisel den Kündigungsbrief. Angeblich wollte Geisel die Kündigung nicht annehmen und bat um ein Gespräch. Doch Jäckel-Engstfeld kappte dem Vernehmen nach alle Verbindungen. Anschließend spielten Düsseldorfs Philharmoniker Mozarts Symphonie in g-Moll KV 183, ein munteres Jugendwerk von Wolfgang Amadeus.
„Die Funktion der Leitung des Amtes für Kommunikation lässt sich meines Erachtens nur ausfüllen, wenn es eine breite Vertrauensbasis, beidseitige Loyalität und Ehrlichkeit, ein kollegiales und faires Arbeitsumfeld und einen unbegrenzten Zugang zu allen Informationen gibt. Idealerweise kommen noch gemeinsame Ideale und überzeugende Projekte hinzu. All dies ist für mich leider nicht mehr gegeben. Daher habe ich mich zu dem Schritt entschlossen.“ Das notierte Kerstin Jäckel-Engstfeld auf ihrem persönlichen Facebook-Account. Telefonisch befragt, wollte sie keine darüber hinausgehenden Angaben machen.
Konsterniert
Vermutlich zeitlich nachdem der Kündigungsbrief überreicht und ein konsternierter Thomas Geisel ins Konzert geschickt wurde, sendete das Presseamt Düsseldorf am Sonntag um 11.28 Uhr eine Jubelmeldung über die Neuordnung des Presseamtes Düsseldorf. Demnach geht eine Kommunikationschefin von dannen, die das Presseamt zukunftsfähig gemacht hat. Dem Hörensagen nach fühlten sich mehrere Mitarbeiter des Presseamtes von der eigenen Führung spätestens dadurch gefoult.
Enttäuscht
Und auch der Oberbürgermeister hatte sich mehrfach eine bessere Presse erhofft. Die weltweite Blamage Düsseldorfs im Zusammenhang mit der stümperhaften Absage der Max Stern/Nazi-Beutekunst-Ausstellung, die für Thomas Geisel offenbar niemals endende Tour de France Tretmühle und neuerdings der von DSCE-Chef Michael Brill inszenierte Versuch, einen Weltstar wie Ed Sheeran auf einem Düsseldorf Messe-Parkplatz auftretend zu lassen, brachten jeweils Thomas Geisel ohne erkennbare Gegenwehr in die kommunikative Defensive.
Beratungsresistent
Daran war nicht immer Kerstin Jäckel-Engstfeld schuld. Da gibt es einen Kulturdezernenten Lohe, der entweder chaotisch-naiv bis unbeholfen ist oder gezielt als U-Boot für seine Partei, die CDU, Geisel torpediert. Beides wären Kündigungsgründe. Da gibt es Michael Brill, der sich einen Teufel schert um städtische Genehmigungsprozesse, Bäume, Lärm, Anwohner. Beide dürfen als beratungsresistent eingeschätzt werden, falls die Leiterin des Presseamtes strategische Bedenken äußert.
Hinzu kommen der Büro-Leiter des Oberbürgermeisters, Jochen Wirtz, mit durchaus eigener Agenda und Dieter Schneider-Bichel, der als Kommunikationsberater für heikle Themen im Hintergrund eher Ansprechpartner zu sein schien als Kerstin Jäckel-Engstfeld selbst. In dieser Gemengelage hat Jäckel-Engstfeld die Fallschirmgurte stramm gezogen und ist abgesprungen.
Auserwählt
Vermutlich stehen ein Nachfolger/Nachfolgerin längst bereit – was jetzt nur noch nicht gesagt werden darf, um das ordentliche Bewerbungs- und Ausschreibeverfahren nicht zur gefährden. Die/der Neue muss sich perfekt in Düsseldorf und all seinen politischen Abwasserkanälen, bei Parteien, Wirtschaft, Schützen, Karnevalisten, Kultur auskennen. Denn in knapp zwei Jahren möchte Geisel wiedergewählt werden. Es wird kein Unbekannter das Presseamt übernehmen.