Zweite Anti-Rocker-Nacht in der Altstadt | KOMMENTAR
Die Düsseldorfer Polizei hat sich in der Nacht zum Sonntag am zweiten Tag hintereinander massiv in der Altstadt gezeigt. Der Einsatz galt einem vermuteten Besuch der Rocker Gruppe Hells Angels.
Vorausgegangen war offenbar eine Messerstecherei in der Silvesternacht in Oberhausen, bei der ein hochkarätiges Mitglied der Hells Angels schwer verletzt worden sein soll. Die Polizei ging davon aus, dass etliche Mitglieder der Gang zunächst einen Krankenbesuch machen und danach die Düsseldorfer Altstadt aufsuchen wollten. Deshalb wurden aus umliegenden Städten hunderte von Beamten zusammengezogen. Die Einsatzhundertschaft und mehrere Diensthundeführer waren laut einem Polizeisprecher im Einsatz.
Passanten wunderten sich über die bewusst am Burgplatz aufgefahrenen Streifenwagen oder auch über die Kontrollen nahe dem Kom(m)ödchen, bei der vermummte SEK-Beamte mit Maschinenpistolen im Einsatz waren. Wie report-D-Mitarbeiter beobachteten, wurden gezielt stark motorisierte Luxuskarossen angehalten und deren Fahrer befragt. Am Ende sei alles ruhig geblieben, sagte ein Polizeisprecher.
KOMMENTAR:
Beklemmend
Gar keine Frage: Die Polizei muss reagieren, wenn das Gerücht von einem Rockertreffen in der Altstadt umgeht. Schulterzuckend darüber hinweg zu gehen, den Aufwand zu scheuen – das kann nicht der richtige Weg sein. Und es ist auch genau das, was die Bürger von der Polizei am meisten erwarten: Prävention, Verhinderung von Schlimmerem im Vorfeld. Eben damit es hinterher keine Verletzten gibt und die Trümmer zusammengekehrt werden müssen.
Doch die Beamten an einem Samstagabend, maskiert und mit der MP im Anschlag in der Fußgängerzone hinterlassen auch ein beklemmendes Gefühl. Offenbar schätzt die Polizei die Rockergefahr so hoch ein, dass man schlicht alles auffährt. Allein dadurch haben die Höllenengel und ähnliche gewonnen. Mit aller Gewalt haben sie es geschafft, dass die Sicherheitsbehörden in Stellung gehen und sich niemand mehr traut, die Frage nach der Verhältnismäßigkeit zu stellen.
Was, wenn die harte Kante, die massive Polizei-Präsenz schleichend zur Standardprozedur wird? Dann geht die Freiheit von vielen verloren nur aus der Angst vor wenigen. Und das wäre schlecht.