Stillstand im Düsseldorfer Süden: Henkel-Zulieferer verliert Seifenlauge und sorgt für stundenlangen Stau
Nach sechs Stunden Stillstand platzte Britta G. um 13.32 Uhr der Kragen: „Keine Informationen, kein Wasser für die im Stau Wartenden – Ich habe Respekt vor allen Einsatzkräften, die ihr Bestes geben, aber das Handling der Vollsperrung muss doch auch mit Blick auf die kleinen Kinder und älteren Leute hier im Stau anders gehen- oder?“ postete die Autofahrerin völlig entnervt auf Facebook. Über viele Kilometer verteilte, stark reizende und glitschige Seifenlauge sorgte dafür, dass mehrere hundert Menschen den Wochenstart untätig auf der Autobahn verbringen mussten. Im Düsseldorfer Süden staute sich der Verkehr – den ganzen Tag über.
Von Hand musste der Unglückslaster eines Zulieferers entladen und gesäubert werden.
Der Empfänger der Problemladung: Henkel. Dort verhielt man sich mucksmäuschenstill. Die Werkfeuerwehr war auf den Autobahnen A3 und A46 nicht zu sehen. So blieben die Wehren im Kreis Mettmann und Düsseldorf sowie die Autobahnmeisterei von Straßen NRW mit dem Problem allein. Texapon N70 war ausgelaufen; ein Grundstoff zur Herstellung von Duschgel. Ein Einsatzleiter verglich die Konsistenz am Vormittag mit Zahnpasta – nur viel glitschiger.
Offenbar war die gefährliche Ladung nicht so gut vertäut, dass sie eine Notbremsung unbeschadet überstehen konnte.
Warum das Konzentrat auf die Straße gelangte? Das muss noch untersucht werden. Angeblich war der Lastwagenfahrer eines Henkel-Zulieferers kurz nach 7 Uhr früh auf der Autobahn A3, in Fahrtrichtung Köln, zu einer Notbremsung gezwungen. Dabei war die Transportsicherung offenbar so mangelhaft, dass mehrere der Plastik-Transportfässer undicht wurden. Über viele Kilometer hinweg lief das Konzentrat aus. Nach der heftigen Bremsung hielt es der Fahrer offenbar nicht für nötig, einen kontrollierenden Blick auf die Ladung zu werfen. Erst auf der Oerschbachstraße, unmittelbar am Henkel-Werk in Düsseldorf Reisholz, will der Fahrer die leckende Ladung bemerkt haben. Er alarmierte die Feuerwehr.
Die Wuppertaler Feuerwehr schickte einen Reinigungswagen – zu wenig für mehrere verschmutzte Fahrbahnen auf einer Länge von 15 Kilometern, Foto: Feuerwehr Ratingen
Die musste anschließend den Dreck Meter für Meter von der Straße spülen. Das vergiftete Wasser musste aufgefangen werden. Frischwasser musste mühsam in Tankwagen herbeigeschafft werden. Die Feuerwehr Wuppertal schickte einen Spezialreinigungswagen – zu wenig für die knapp 15 Kilometer lange Strecke mit mehreren Fahrbahnen, die zu säubern war. Das verzögerte die Freigabe der Autobahn, auf die alle sehnlichst warteten
Am Mittag wurde eine Fahrbahn in Richtung Köln geöffnet. Doch angesichts den immer noch sehr glatten Untergrundes wurden nur einige Fahrzeuge von der Autobahn geholt und die Sperrung anschließend wieder in Kraft gesetzt.
Mit der Hilfe von C-Rohren wurde die Autobahn abgespritzt. Dabei klagten Hilfskräfte und Stausteher über tränende Augen und Reizungen der Atemwege. Bevor Texapon A70 in der Produktion von Duschgel eingesetzt wird, verdünnen es die Experten um den Faktor 70.
Ikea war nur aus Reisholz zu erreichen – auf der anderen Seite hatte die Polizei die Straße komplett gesperrt
Betroffen von der Ausnahmesituation war auch die Filiale von Ikea an der A46. Die direkte Zufahrt über die Autobahn war stundenlang nicht möglich. Ikea-Sprecher Sven Kleuter berichtete, das Haus habe normal geöffnet, aber es sei „situationsbedingt sehr ruhig“. Die Mitarbeiter fanden das nicht schlimm, sondern nutzten die Gelegenheit, um aufzuarbeiten, was am Wochenende liegengeblieben war.