Düsseldorf Unterbilk: Chemieunfall – tausende Anwohner sollen Fenster und Türen geschlossen halten
Chemiegroßalarm, mitten im dicht besiedelten Düsseldorf Unterbilk: An der Martinstraße 30 bestimmen derzeit Feuerwehrleute in silbrigen, orangen und gelben Chemie-Schutzanzügen das Bild. Anwohner wurden aufgefordert, Fenster und Türen zu schließen. Gleichzeitig heißt es aber auch, Luftmessungen hätten ergeben, dass die Anwohner derzeit nicht Gefahr seien. Im Mittelpunkt des Einsatzes: ein 200 Kilo-Fass mit einer heiklen Chemikalie. Welches das genau ist, konnte ein Feuerwehrsprecher am Montagmorgen (10.6.) nicht sagen. Nur weil Pfingsten ist, scheint Düsseldorf einer Katastrophe entronnen: In unmittelbarer Nachbarschaft der Lagerhalle mit Chemie außer Kontrolle befindet sich ein katholischer Kindergarten.
Metalllöschpulver
Gegen 2.10 Uhr wurde die Feuerwehr zur Martinstraße gerufen, weil es dort rauchte. Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers war den Einsatzkräften sofort klar, dass dies kein normaler Brand war. Experten der Werksfeuerwehr von Henkel und des Düsseldorfer Umweltamtes wurden hinzugezogen. Auf ihr Anraten hin erstickte die Feuerwehr die Flammen rings um das Fass mit einem Metall-Löschpulver. Die chemische Reaktion, die zum Brand geführt hat, ist dadurch aber offenbar nicht beendet. Denn auch acht Stunden nach Einsatzbeginn weiß die Düsseldorfer Feuerwehr nicht, wie sie das Unglücksfass bergen und sicher entsorgen soll. 60 Retter sind nach wie vor im Einsatz.
Luftmessungen
Parallel zum unmittelbaren Einsatz breitete sich ein unangenehmer Geruch über Düsseldorf Unterbilk aus. Deshalb wurden Schadstoffmessungen der Luft angeordnet, die aber bislang keine gesundheitsgefährdenden Konzentrationen erbrachten, so ein Sprecher der Düsseldorfer Feuerwehr. Über die Nina-Warn-App und per Lautsprecherdurchsagen wurden die Anwohner aufgefordert, Fenster und Türen zu schließen. Auch vor den Düsseldorfer Arcaden am Bilker Bahnhof hat ein Messfahrzeug der Feuerwehr Stellung bezogen.
Heikle Chemie mitten im Wohngebiet
Wann der Einsatz beendet sein wird, kann die Düsseldorfer Feuerwehr nicht sagen. Die Stadt Düsseldorf wird in den nächsten Tagen klären müssen, wieso offenbar hochbrisante Chemie in heikler Menge und Konzentration mitten in einem der am dichtesten besiedelten Wohngebiete Düsseldorf offensichtlich unzureichend gelagert wurde.
Firmenschild – aber keine Hinweise auf Firmenstandort
Mysteriös: Am Eingangstor zum Gelände mit der Unglückshalle hängt das Schild eines Berliner Unternehmens, dass sich mit der chemischen Reinigung von Luft und Wasser zu beschäftigen scheint. Dass dieses mittelständische Unternehmen eine Zweigstelle an der Martinstraße in Düsseldorf betreibt, lässt sich per Internetrecherche nicht verifizieren. Gleich daneben befindet sich ein katholischer Kindergarten.
Strohfeuer im Düsseldorfer Norden
Vom Chemievorfall in Düsseldorf Unterbilk völlig unabhängig: An der B8n/Kalkumer Schlossallee bei Düsseldorf Kalkum brannten 50 Strohballen. Als Folge dieses mittlerweile gelöschten Strohfeuers gibt es auch im Norden eine Geruchsbelästigung – so die Düsseldorfer Feuerwehr.
Foto: Patrick Schüller