Düsseldorf stromert: Bei e-Cross Germany rollen Elektroautos lautlos in Richtung Zukunft
Privat fährt Rallye-Ikone Jutta Kleinschmidt nur Fahrrad. Ein E-Bike, versteht sich. Denn die Hügel von Monaco, ihrer Heimatstadt, haben etliche Steigungs-Prozente intus. Ob sie allerdings heute (2.9.) ihrem Status als Botschafterin für Elektromobilität gerecht werden kann, hängt an einem Laptop und dem Geschick des Ingenieurs dahinter. Ausgerechnet vor dem Start streikt der 108.000 Euro teure Retro-Käfer, ein schickes, dunkelblaues Cabrio, das auf Stromantrieb umgerüstet wurde. Statt lautlos los zu rollen, schwatzt Jutta Kleinschmidt ein wenig mit ARD-Wettermann Sven Plöger, neben dem SPD-Verkehrsexperten Andreas Rimkus der dritte Promi am Start. Immerhin hat Plöger ein bisschen Sonne mitgebracht.
Wichtiges Utensil des Elektroautofahrers: Das passende Ladekabel.
E-Cross Germany hat nominell 64, tatsächlich 58 Elektrofahrzeuge am Düsseldorfer Rheinufer vorrollen lassen. In aller Stille. Denn außer den Abrollgeräuschen der Reifen und dem Pfeifen des Windes ist fast nichts zu hören, sobald sich einer der E-Golfs, Zoes, Hyundays, Kias, Teslas oder ein Eigenbau nähert.
Die Alltagstauglichkeit
Organisator Jens Ohlemeyer aus Bielefeld will es Deutschland zeigen: Dass Elektroautos längst den Status alltauglicher Gefährte erreicht haben. Deshalb die Spass-Rallye auf einem Rundkurs über Wuppertal und Hilden zurück nach Düsseldorf. Die Zeiten sind weniger wichtig. Es geht einfach um den Beweis, dass die Autos der Post-Verbrenner-Generation Hügel, Landstraßen und Autobahnstücke meistern.
IG Metall befürchtet Arbeitsplatzverlust
Also schwingt der Marketingexperte Ohlemeyer die Start/Zielflagge, als gelte es Sebastian Vettel auf Tour zu schicken. Wettermann Sven Plöger klettert in einen Loric, einen mallorquinischen Oldtimer mit Elektroherzen. Und auch bei Jutta Kleinschmidt summt es mittlerweile im Heck. System rebooted, Runterfahren-Hochfahren – die schlechte Nachricht für alle Benzin-Bastler: Elektroautos werden so repariert wie Heimcomputer. Viele klassische Motorteile entfallen beim Elektroauto – weshalb die IG Metall befürchtet, dass eine Viertelmillion Autoarbeiter und Werkstattmechaniker ihre Jobs verlieren werden, wenn das Strom- statt dem Gas geben erst einmal zur Regel geworden ist. „Ein Achtzylindermotor hat 1200 Teile, die montiert werden müssen. Ein Elektromotor hat nur 17 Teile", rechnet der BMW-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Manfred Schoch vor.
Bunte Verbraucher-Schau EMobilität am Rheinufer.
Da Düsseldorf wegen viel zu hoher Stickoxide (NOx) am Pranger und das erste Diesel-Fahrverbot unmittelbar vor dem Stadttor steht, machen zahlreiche Flaneure einen Abstecher auf das untere Rheinwerft. Es geht um Reichweiten und Preise – beides hemmt den Absatz der scheinbar sauberen Fahrzeuge noch. Denn wenn die Energie für die immer noch zu teuren Stromer in Braunkohlenkraftwerken gewonnen werden muss, ist die Sache mit der Sauberkeit nur bedingt richtig. Und auch in den Akkus stecken jede Menge Edelmetalle und prekäre Stoffe, die eine Entsorgung der Zellen kompliziert machen.
Wichtige Akteure noch nicht dabei
Ein paar Automarken stellen ihre Fahrzeuge vor, es fehlen Tesla und der französische PSA-Konzern – also wichtige Akteure im E-Autogeschäft. Ergänzend werden Solarmodule fürs Hausdach gezeigt, eine hippe Solar-Sonnenblume, die ihre Zellen unserem Stern entgegenreckt, sirrende Longbords, Elektroroller.
Sieht aus wie eine Blume aus Solarzellen: Die private Kollektorstation.
Wer sich für eine schadstoffarme Fortbewegung und Stromerzeugung interessiert, findet alle Informationen im Internet – oder im kommenden Jahr – bei der nächsten E-Bross Germany-Tour.