Radweg zwischen Düsseldorf-Altstadt und Duisburg in der Sackgasse
Wir schreiben das Jahr 2018 – der gesamte Radweg längs des Rheins zwischen Düsseldorf-Altstadt und Duisburg-Mündelheim ist nun fertig. Fast 20 Kilometer lang. Der gesamte Radweg? Nein. Ein unbeugsamer Duisburger hat dem Staat 19 Jahre lang Widerstand geleistet. Der Radweg endet bei Stromkilometer 761, kurz hinter Düsseldorf Wittlaer, in einer Sackgasse.
Pfosten
Der alte Bauernhof von Karl-Heinz Höffges war im Weg.
Ein paar Pfosten versperren den dort üppig grün bewachsenen Deich. Genau dort hat bis vor kurzem Karl-Heinz Höffges mit Familie und Vieh gelebt. Neulich ist er gewichen. Doch die Wiese hinter seinem ehemaligen Hof wächst, blüht und gedeiht. Die Radler können nicht passieren, müssen Umwege fahren. Erst 2025, wenn Höffges alter Hof, das Widerstandsnest, abgerissen worden ist und neue Bagger, Ingenieure, Arbeiter die grüne Blockade geplättet haben, soll der Radweg durchgängig bis Duisburg-Ehehingen befahrbar sein. Neue Ausschreibungen, Planspiele, Genehmigungen sind vonnöten. Ohne Dickkopf Höffges wäre der Radweg schon vor drei Jahren fertig geworden. Und zwar ohne Unterbrechung.
Demonstrationen
Zu drastischen Demonstrationen formierten sich schon 1999 die Landwirte. Nachdem sie Pläne des Landesumweltministeriums zu Rückverlegung des Deichs landeinwärts – zugunsten einer Auenlandschaft und eines Überflutungsgeländes des Rheins bei Hochwasser – hörten, gingen sie dagegen an. Sie umringten ihre 13 Felder mit rotem Flatterwand, stellten Galgen auf, knüpften Puppen daran auf, hängten denen Schilder an: „Landwirte, geopfert dem Deichwahn“. Scharen von Trecker-Fahrern nahmen sich das NRW-Umweltministerium in Düsseldorf zum Ziel. Höffges wurde schon seinerzeit deutlich: „Ich soll hier verschwinden, die Stimmung ist beschissen“.
Grünstreifen statt Radweg: Die Baulücke im Düsseldorfer Norden.
Verhandlungen
„Es ist natürlich verständlich, dass der Eigentümer mit dem Vorschlag, seinen Hof abzureißen, nicht glücklich war“ sagt Silke Kersten von der Stadt Duisburg. Dann versucht sie, dass jahrelange Gefecht nett zu umschreiben: „ Es hat etliche Verhandlungen und Gespräche gegeben“. Was für beide Seiten spricht: den Bauern und die Behörde – es gab keinen juristischen Hader.
Ersatzhof
Höffges hat inzwischen einen Ersatzhof gebaut samt kleiner Stallung. Ein Ersatz? Na ja, er druckst sich so ein bisschen um die Wehmut herum: „Im alten Hof hatte ich 25 Sauen“. Apropos: „Hier fühle ich mich sauwohl“, sagte er zum alten Hof und „Hier würde ich sterben.“ Höffges hatte das Haus 1999 von den RWW-Wasserwerken gekauft. Er hatte Rinder, Pferde, Gänse. Die sind weg. Die letzten hat der Fuchs geholt. Künftig kaum noch: Das neue Haus ist umzäunt. Zum Preis nur so viel: Von dem 20-prozentigen Eigenanteil wurde der Ersatzbau seitens der Stadt Düsseldorf zu einem Sechstel und seitens der Stadt Duisburg zu fünf Sechsteln getragen.
Kosten?
Diese Ausgaben hätte die Behörde sich sparen können. Denn als Höffges 1999 den alten Hof kaufte, hätte die Stadt Duisburg ihm den vor der Nase wegschnappen können. „Die hatten für den Deichquerschnitt ein Vorkaufsrecht“, erzählt Höffges. Das hat die Stadt Duisburg damals versäumt. Jetzt hat sie eine Baustelle und enorme Kosten am Hals. Wieviel genau? Silke Kersken ist hilflos, sie sagt: „Eine Aufschlüsselung der Kosten ist derzeit leider nicht möglich.“