Düsseldorf Angermund: Bahn wischt die Pläne zur RRX-Einhausung vom Tisch
Wie der beste Lärmschutz für Angermund aussehen soll, ist für die Planer der Bahn klar: Lärmschutzwände werden entlang der Gleise gebaut und bieten damit den langversprochenen Lärmschutz, auf den viele Anwohner seit Jahrzehnten warten. Die Bürgerinitiative Angermund hält die Pläne nicht für die beste Lösung. Ein Runder Tisch im Rathaus tagte über viele Monate im Rathaus, um die von der Initiative bevorzugte Variante der Einhausung zu prüfen. Machbar ist sie, aber in den Augen der Bahn zu teuer.
Lärmschutzwände sind alternativlos
Die Einhausung sei zu breit, sie schütze nicht ausreichend vor Lärm, sie biete städtebaulich keinen Vorteil, der Bau würde Millionen von Pendlern über Jahre stark beeinträchtigen und die Kosten lägen mindestens 450 Millionen Euro über der Variante mit Lärmschutzwänden. Das führte die Bahn in einer Präsentation aus, die nach Aufforderung Rates erstellt wurde.
Dabei betonte RRX-Projektleiter Michael Kolle: „Wir haben gutes Einverständnis mit den Anliegern in Angermund, die schnellst möglich die Lärmschutzwände haben wollen“. Überhaupt scheint das Verhältnis mit den Angermundern ausgezeichnet zu sein, wissen Sie doch, dass die Bahn ihre Häuser so weit wie möglich erhalten möchte. Glaubt man der Bahn, legt es die Bürgerinitiative sogar darauf an, dass die Räumlichkeiten der Werkstatt für angepasste Arbeit an der Wacholderstraße einer Einhausung geopfert werden müssten.
Die Bürgerinitiative bezweifelt die Wirksamkeit der Lärmschutzwände
Optimaler Lärmschutz muss Ziel sein
Elke Wagner von der Bürgerinitiative ist fassungslos, was in den Augen der Bahn eine objektive und unausweichliche Konsequenz ist: Lärmschutzwände durch den ganzen Ort Angermund. Schon heute teilt die Bahntrasse die Rosenstadt und viele Anwohner warten seit Jahrzehnten auf den versprochenen Lärmschutz.
Über Jahre wurden sie vertröstet und nun sollen Standardlärmschutzwände das dämmen, was die Einführung des RRX und die allgemeine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene mit sich bringen – täglich mindestens 700 Züge, die Tag und Nacht mitten durch den Ort rattern. Da ist es nachvollziehbar, dass die engagierten Bürger sich eigene Gedanken zur Optimierung machten, zwangsläufig, denn von der Bahn ist auch heute nicht mehr als der Standard vorgesehen. Allerdings ist die Bürgerinitiative keine Gruppierung, die den RRX verhindern möchte. Sie haben viel Sachverstand in ihren Reihen und verfolgen ihr Ziel des optimalen Lärmschutzes für Angermund konsequent und fachlich qualifiziert.
Variantenvergleich
Die Planer der Bahn waren stets emsig am Werk, alle Gegenvorschläge mit einer Kostenaufstellung zu erschlagen, die Alternativen um so viel teurer darstellen, dass die Wirtschaftlichkeit kaum gegeben scheint. So ist es auch bei der neusten Gegenüberstellung der Varianten. Neben den von der Bahn ermittelten Mehrkosten von 450 Millionen Euro, stellen die Planer auch noch andere Risiken fest, die von einer Einhausung abraten lassen: Die Begrünung einer Einhausung würde zur Schließung der Straße Zur Lindung führen.
Ansicht Zur Lindung: Einhausung Neubau von 6 Gleisen, Breite gemäß Richtlinie, Animation: Bahn
Ansicht Zur Lindung: Einhausung Mindestbreite mit möglicher Begrünung (ca. 50cm Erdreich auf Einhausung), Straße zur Lindung nicht mehr nutzbar, Animation: Bahn
Was den Lärmschutz angeht, werden die Bahnplaner nicht Müde zu erwähnen, wie leise der Bahnverkehr mit Lärmschutzwänden scheint und wie wenig effektiv die Einhausung sei. Die konkreten Zahlen fehlen zwar in der Variantengegenüberstellung, aber die Werte wären sowieso nur errechnet und nicht vor Ort ermittelt. Um die Akzeptanz der Baumaßnahme bei den Pendlern zu steigern, wird die Behinderung des Zugverkehrs während der Bauzeit mit Lärmschutzwänden auf zehn Tage angegeben, während eine Einhausung für mindestens fünf Jahre den Betrieb stören würde.
Fertigstellung frühestens 2026
Der Zeitplan für die Realisierung des Streckenabschnitts in Angermund wird von der Bahn mit einem Baubeginn etwa 2025 erwartet. Denn die Einreichung der Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren soll Ende 2018 erfolgen. Das Verfahren dauert im Regelfall drei Jahre. Das europaweite Ausschreibungsverfahren und die Vergabe der Aufträge nimmt weitere drei Jahre in Anspruch. Die Bauzeit wird auf zwanzig Monate kalkuliert, wenn die Variante Lärmschutzwände kommt.
Über Monate tagte der Runde Tisch RRX, aber die Bahn hielt an ihren Plänen fest
Protest geht weiter
Die Bürgerinitiative Angemund hat angekündigt weiter für den besten Lärmschutz für Angermund zu kämpfen. Der Variantenvergleich ist ihrer Meinung nach nicht ausreichend, da keine Planungen verglichen wurden, sondern die ausgeplante Variante der Lärmschutzwände einer reinen Machbarkeitsstudie gegenüber gestellt wurde.
Informationen der Bahn
Die Bahn hat ihre Unterlagen online gestellt. Da sie schwer zu finden sind, hier der Link, die Informationen befinden dann im Downloadbereich.