Düsseldorf: attac zieht eine Verbindung zwischen globaler Containerkrise und Reisholzer Hafenalarm
Die Globalisierungskritiker von attac zogen eine am Donnerstagabend (16.2.) im Bilker Bürgersaal eine Linie zwischen dem Niedergang des globalen Handels und dem umstrittenen Ausbau des Reisholzer Rheinhafens. Der Politikwissenschaftler und ehemalige PDS-Bundestagabgeordnete Wilfried Wolf steckte den Kurs. Links dümpeln Dutzende Schiffe der als insolvent abzuwickelnden Hanjin Reederei – bis Herbst 2016 die siebtgrößte Containerreederei der Welt. Und rechts rasselt der Kettenbagger, um Elbe und Rhein noch tiefer auszubuddeln, für immer noch größere Schiffe, noch mehr Überkapazitäten, noch ruinöseren Wettbewerb.
Daniela Kamp-Beutgen vom Reisholzer Hafenalarm argumentierte gegen ein Container-Hub dort am Rhein
Irgendwo in diesem Monumental-Gemälde vom Versagen des Kapitalismus befinden sich jene 25 Hektar Düsseldorfer Rheinbogen bei Reisholz, die vor allem von der Industrie und den Sozialdemokraten zu einem Container-Hub ausgebaut werden sollen. Das würde die Straßen des Düsseldorfer Südens mit 1200 Lastwagen pro Tagen fluten. Daniela Kemp-Beutgen spricht für die Bürgerinitiative Hafenalarm, die genau dies verhindern will.
Eingleisig denkend
Sie wundert sich über Düsseldorfer Politiker, die erst nichts wissen wollten vom Hafenalarm – jetzt vor den Landtags- und Bundestagswahlen aber plötzlich das Thema entdecken: „Wir reden mit denen.“ Dabei fällt Kemp-Beutgen auf, wie eingleisig manchmal das Denken ist: „Duisburg hat als Hafen noch Kapazitäten, Köln hat Kapazitäten – muss denn jedes Dorf am Rhein einen Containerhafen haben?“ Das trage bloß den Verdrängungswettbewerb von der hohen See ins Binnenland
Für einen maßvollen Ausbau
„Wir sind ja gar nicht gegen einen maßvollen Ausbau des Reisholzer Hafens für die Belange der regionalen Wirtschaft“, sagt die Initiativen-Frau. Der Nein gilt dem Container-Hub. Wenn Henkel einen neuen Kai bräuchte oder BASF… Doch gerade diese beiden Schwergewichte hätten kaum Interesse gezeigt an dem Ausbau. „Und von der Politik wird uns gesagt, wenn der Reisholzer Hafen nicht ausgebaut würde, verließe Henkel den Standort“, so Daniela Kemp-Beutgen. Völliger Quatsch, findet sie: „Die bauen gerade ein zweites Hochlager auf ihrem Werksgelände.“
Rund 50 Zuhörer lauschten und diskutierten mit – bei attac
Doch das Projekt Reisholzer Hafen ist – entgegen allem Bürgerprotest – längst auf der Schiene, argwöhnt der Hafenalarm. Die Stadttochter IDR wirbt Logistikfirmen für leerstehende Flächen im Reisholzer Gewerbegebiet. „Da ist der alteingesessene Logistiker gerade insolvent gegangen, wegen Auftragsmangel.“
In der Eisenbahn-Falle
Unterfüttert werden Daniela Kemp-Beutgens Schilderungen im Bilker Bürgersaal immer wieder durch globalen Input von Winfried Wolf. In der Diskussion am Ende erlebte er allerdings die Krux aller Großprojekte in einem eng besiedelten Ballungsraum wie Düsseldorf. Man müsse den Güterverkehr auf die Schiene bringen. Das sei die einzig vernünftige Lösung.
Da erhob sich ein Zuhörer und sagte er lebe in Eller, unmittelbar neben der Bahnstrecke Eller-Rath. Wenn bis Dezember 2017 der Güterverkehr die neue Alpenunterquerung Gotthardt-Tunnel voll nutze, würde das die Zahl der nächtlichen Güterzüge zwischen Rath und Eller deutlich erhöhen. „Wir haben bereits 4000 Unterschriften dagegen gesammelt und werden dagegen kämpfen.“