Düsseldorf Königsallee: Der ADFC parkt in der ersten Reihe
Der Düsseldorfer ADFC ist Andreas Hartnigk überaus dankbar. Und das kommt so selten vor wie drei platte Hinterreifen an ein- und demselben Tag. Den Vorschlag des CDU-Ratsherren, Fahrräder in Düsseldorf mit Parkgebühren zu belegen, setzte der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club am Samstag (11.5.) auf der Königsallee spontan in die Realität um. Für den Luxus-Boulevard-Parkticketpreis von 1,45 Euro pro halber Stunde stellten die Radaktivisten ihre Drahtesel quer in die teuersten Parklücken der Stadt. Das erboste und amüsierte die Autofahrer, führte zu Fragen und teils hitzigen Diskussionen, brachte eine coole Politesse überhaupt nicht aus dem Konzept und erstaunte Bereitschaftspolizisten aus Bochum.
Gut, die Sache mit der Windschutzscheibe klappt nicht…
Aber der Reihe nach: Treffpunkt 10 Uhr am Bergischen Löwen. Junge, alte, große, kleine Radfahrer wollen es heute wagen. Die Sache mit der Gleichberechtigung. Die Idee: Freie Parklücken sollen mit Fahrrädern belegt werden; die Besitzer ziehen ordentlich Tickets – und warten ab, was passiert. „Wir brauchen als Radfahrer dringend den gleichen Anteil am Straßenraum wie Autofahrer, die gleich hohen Investitionen und das gleiche Parkangebot“, begründet die ADFC-Vorsitzende Lerke Tyra die Aktion.
Besetzt! Diese Autofahrerin ließ sich die Aktion erklären und fuhr weiter.
Und schon geht’s los mit dem Ärger: Eine junge Frau entsteigt ihrem Kleinwagen mit Düsseldorfer Kennzeichen und trägt ein abgeschlossenes Fahrrad aus der Parklücke auf den Bürgersteig. Trotz des sichtbar angebrachten Parkscheins. Das darf sie laut Gesetz nicht. Als sich die ADFC-Aktivisten ihr in den Weg stellen, gerät die Frau in Rage: „Das lasse ich jetzt von der Polizei überprüfen.“ Sie ruft vier Polizisten aus Bochum herbei, die eigentlich die Kö-Händler vor wenig später demonstrierenden Kurden schützen sollen.
Je mehr Parklücken frei wurden, desto breiter wurde der Fahrrad-Parkplatz…
Auch denen wird die Aktion erklärt. Sie staunen und ziehen sich zurück. Viele der folgenden Autofahrer setzen zum Einparken an, bremsen, fragen nach – und fahren dann lachend weiter. Manche auch kopfschüttelt. Zwei echte Sympathieträger aus einer benachbarten Kleinstadt motzen los: „Ihr habt wohl sonst nichts zu tun, was?“
Auch das gibt es in Düsseldorf: tiefenentspannte Politesse, die alle Rad-Parkscheine prüfte und weiterging.
Es naht die Autorität der Königsallee in Gestalt einer Mitarbeiterin des Düsseldorfer Ordnungsamtes. Sie bleibt gelassen, lässt sich die Aktion erklären, kontrolliert penibel alle an die Lenker und Sättel geklemmten Parkscheine – alle sind gültig! – und ist tiefenentspannt: „Ich habe heute meine Vorgaben bereits erfüllt.“ Knöllchen zahlen Kö-Besucher mit einer, sagen wir, Lässigkeit. Entsprechend viele Strafzettel klemmen rechts und links hinter den Wischerblättern.
Hartnickig weiter machen
Anja Vorspel verweist auf die ADFC-Webseite. Dort ist nachzulesen, dass das Jahresabo für eine Düsseldorfer Radbox 80 Euro teuer ist – in Utrecht zahlen sie 75 Euro. Zum Vergleich: Ein Anwohner-Parkausweis kostet in Düsseldorf derzeit 25 Euro im Jahr. „Wir werden uns weiterhin um die Gleichberechtigung von Auto und Fahrrad in Düsseldorf kümmern“, versprach Vorspel. Besonders hartnigkig, sozusagen.