Endspurt im Untergrund: In zehn Monaten startet die Düsseldorfer Wehrhahnlinie
In zehn Monaten ist Schicht im Schacht. Beginn des ordentlichen Fahrbetriebs. Und schon im nächsten Monat will die Rheinbahn den Probetrieb starten. Ganz ehrlich: Danach sieht es im Moment noch nicht aus. Lose Bodenplatten, fehlende Wandverkleidungen, frei baumelnde Kabelenden. Dennoch freut sich Andrea Blohme, hier unten zu sein: „Solange kann man die 3,4 Kilometer zwischen dem Bilker Bahnhof und dem Wehrhahn noch nicht durchgehend befahren.“ Außerdem ist alles im Plan, wie sie sagt. Die Düsseldorfer Verkehrsamtsleiterin ist in ihrem Element, dem Tunnel. Dem, an dem sie seit acht Jahren arbeitet.
Einer von 3150, die mit ihrer Arbeit die Wehrhahnlinie geschaffen haben
Gut, 3150 Arbeiter wühlten sich nach ihren Anweisungen durch den Dreck. Haben an der Heinrich-Heine-Allee punktgenau einen über 40 Jahre alten Tunnel getroffen, der nun Teil der Wehrhahnlinie ist. Haben den Boden unter dem Kaufhof an der Kö vereist, damit Düsseldorf bei seiner U-Bahn kein Köln erlebt. Haben alle Bauarbeiten so geplant, dass oberirdisch immer wenigstens eine Fahrbahn pro Richtung zur Verfügung stand.
Am U-Bahnhof Heinrich-Heine-Allee geht es in einen 40 Jahre alten U-Bahn-Tunnel, der damals schon vorausschauend angelegt wurde. Den musste die Tunnelbohrmaschine nach kilometerlanger Fahrt aber auch treffen.
Eine Tunnelbohrmaschine hat 12.144 Bauteile, Fachleute nennen sie „Tübbings“, zu 1520 Ringen zusammengesetzt. Dort, wo U-Bahnhöfe entstanden, wurden die Ringe gleich anschließend wieder kaputt gemacht und durch jeweils 90 Meter lange Bahnsteige, Verteilerebenen, 59 Rolltreppenanlagen und 13 Aufzüge ersetzt. Über 6500 Meter Gleis baumeln 7000 Meter Fahrdraht. Und bevor nun ein Lehrer anruft und nach dem Grund für die Differenz fragt: In regelmäßigen Abständen gibt es Weichen, damit U-Bahn Züge notfalls außerplanmäßig aufs Gegengleis fahren können – falls ein Unfall passiert.
Dem Bauleiter und Andrea Blohme ist wichtig: Es ist niemand ernsthaft zu Schaden gekommen, bei dem Monsterprojekt, in eine bestehende Stadt eine Kellerbahn einzuziehen. Die auf der Oberfläche haben von alldem noch nichts gesehen – und haben natürlich gemeckert, über die Baustellen, die Sperrungen und den Dreck.
Architektin und Verkehrsamtsleiterin Andrea Blohme am Ziel: Der Wehrhahn ist erreicht
Momentan will Düsseldorf ihnen in der Adventszeit das Staunen lehren. Dann soll es ein Pre-Opening der U-Bahn geben. Gelegenheit, mal nachzuschauen, wo die Steuergelder denn verbuddelt wurden. Kunstwerke an den Wänden der U-Bahnhöfe inklusive. Die Rheinbahnfahrerinnen und –fahrer müssen den Zugbetrieb in 35 Metern Tiefe des neuen U-Bahn-Zweigs von Düsseldorf, der Wehrhahnlinie, noch trainieren. Aber dann soll es losgehen. Am 20. Februar 2016 soll die Wehrhahnlinie in Betrieb gehen. Dann ist Schicht im Schacht – jeden Tag.
Die nackten Fakten
Die Wehrhahnlinie verbindet den Bilker Bahnhof mit dem Wehrhahn. Sie ist 3,4 Kilometer lang.
Die Stadt hat 843,6 Millionen Euro verbuddelt
22.000 Tonnen Stahl wurden verbaut
Und 240.000 Kubikmeter Beton
Am 28. November, 5. und 12. Dezember können die neuen U-Bahnhöfe besichtigt werden
Der erste Spatenstich erfolgte am 28. November 2007
Im Frühjahr 2008 begann der U-Bahn-Bau im großen Stil
Am 20. Februar 2016 sollen die U 71, U72, U73 und U83 ihren Betrieb aufnehmen