Düsseldorf: Yulia wirbelt die Jecken durcheinander – Tausende feiern trotzdem Karneval
Die Königsallee – von Sturm Yulia leergefegt. Am Sonntagvormittag hat die Stadt sämtlichen Freiluft-Karneval abgesagt. Zu viel Wind – zu gefährlich! Aber einige Unentwegte wollten sich nicht von Böen mit einer Geschwindigkeit zwischen 90 und 100 Stundenkilometern vertreiben lassen. Die Mannen vom Kegelclub „Volle Eulen“ aus Düsseldorf sagen: „Wir feiern seit 2003 den Karnevalssonntag auf der Königsallee. Deshalb gehen wir hier nicht weg.“ Mit ihrem Partyfässchen hatte sich die Gruppe unter ein Vordach verzogen und genoss es, die Kö dieses Mal ganz für sich allein zu haben. Auch in den Stadtteilen herrschte Wetteranarchie: Ob Mörsenbroich, Gerresheim, Eller oder Reisholz – überall, wo der Karneval vom Winde verweht wurde, zimmerten die Organisatoren rasch ein Alternativprogramm. Und auch ein Nachholtermin für diesen Karnevalssonntag steht schon fest: Der 19. April – der Sonntag nach Ostern – verkleidet sich als Karnevalssonntag ZWEIpunktNULL.
Oberbürgermeister Thomas Geisel und Ehefrau Vera besuchten die vom Winde verwehten Mörsenbroicher und Rather bei der Alternativfeier im Jungen Schauspielhaus.
Düsseldorf-Mörsenbroich | Das Junge Schauspielhaus an der Münsterstraße, 10.45 Uhr: Eigentlich wollten die Jecken mit einem zünftigen Biwak ihren großen Zug einleiten, der in Düsseldorf Mörsenbroich beginnt und eine Ehrenrunde durch Düsseldorf Rath dreht. Sturm und Regen wehen die Karnevalisten jedoch außerplanmäßig nach drinnen. OB Thomas Geisel samt Ehefrau Vera besucht die jecke Mörsenbroicher Bande.
Leer wie nie: Die Königsalle in Düsseldorf – nach der Storm-Absage des Kö-Treibens.
Nutzten den Platz zu einem ungestörten Bummel über die Kö: Karnevalsgäste aus Schwaben.
Düsseldorf Königsallee, 11.13 Uhr | Bonjour Tristess – auf dem Nobelboulevard. Zwei Pärchen aus Schwaben schlendern über die total leere Kö und schauen sich die Schaufenster an, in denen sich ihre knallgrünen Perücken spiegeln. Derr Kegelclub „Volle Eulen“ feiert einfach wie immer. Warum, so fragen die Herren zwischen dem zweiten und dritten Helau – soll man wegen ein paar Windstößen mit einer 17 Jahre alten Tradition brechen? Die Groß-Gruppen, die vom Hauptbahnhof auf die Kö strömen, schauen bedröppelt, weil alle Buden geschlossen sind. Dann ein Schulterzucken – „Lasst uns in die Altstadt gehen –zum Feiern!“
Gedränge unterm Regenschirm: Am Neußer Tor in Düsseldorf Gerresheim mochten die Jecken nicht nach Hause gehen.
Drum wurde halt auf dem Bürgersteig der Benderstraße getanzt.
Düsseldorf Gerresheim | Am Neusser Tor, fünf vor zwölf: Mehrere hundert Jecken stehen zusammen in der Gerresheimer Mitte. Irgendeiner hat immer eine Bluetooth Box mit und macht Partymusik. Selbstgeschüttelter Limo-Wodka-Mix kreist, während die Gerresheimer Saubande im Saal des Bezirksrathauses feiert. Hier wird auf dem Bürgersteig getanzt, eine Garde zieht mit Marschmusik vorbei zu ihrem Bus und wird bejubelt. Den Stolz, allen Ansagen getrotzt zu haben, gibt es an diesem Karnevalssonntag gratis dazu.
Axel I. und Venetia Jula trösteten die Narren im Schützenhaus von Düsseldorf Eller über den ausgefallenen Veedelszug hinweg.
Düsseldorf-Eller, 12.45 Uhr | Schützenhaus: Klaus Use hatte eigentlich eine After-Zug-Party geplant. Jetzt entsteht bei denen, die es vom Gertrudisplatz bis hierhin geschafft haben dieser Plan: „Wir ziehen um 14.30 Uhr, hier im Saal und werfen Kamelle für die Kinder. Draußen rauschen plötzlich schwarze Limousinen heran: Das Düsseldorfer Prinzenpaar – Axel I. und Venetia Jula – kommen samt Adjutantur, um die Jecken zu trösten. Die haben das Düsseldorfer Prinzenpaar plötzlich auf Augenhöhe und zum Anfassen. Für das jüngste Mitglied einer Hunnenhorde aus Düsseldorf Lierenfeld gibt es spontan einen Prinzenorden. Eigentlich wollte die neue Fußgruppe zum ersten Mal überhaupt im Elleraner Zug mitlaufen. Das ist nun verschoben.
Aber egal wo in Düsseldorf – Karneval wurde dennoch gefeiert. In Kneipen, in Party-Kellern, in spontan geöffneten öffentlichen Räumen. Draußen heulte nur der Wind – Karnevalisten aber, die weinen nicht!