Düsseldorf: Die AOK streicht klammheimlich die Behinderten-Tribüne am Rosenmontagszug
Kein Platz für Blinde und Behinderte am Rande des Düsseldorfer Rosenmontagszugs! Die Krankenkasse AOK hat ihnen in diesem Jahr kühl die Unterstützung gestrichen. Seit 2014 spendierte sie eine ganz spezielle Tribüne für Menschen mit Handicap und ihre Begleitung. Die Tribüne wird es dieses Jahr nicht mehr geben; keinen Moderationsservice für Sehbehinderte über die von der Fortuna entliehenen Headsets, keinen geschützten Raum für Rollator-Nutzer und Rollifahrer. Das hat das Comitee Düsseldorfer Carneval report-D auf Nachfrage bestätigt.
Knapp 10.000 Euro kostete die ganz spezielle Tribüne mit 170 Plätzen am Graf-Adolf-Platz bisher. Sie gab 50 Gehbehinderten und knapp 20 Blinden einen sicheren Zufluchtsort inmitten des närrischen Trubels. Security und eine eigene Toilette inklusive. Auch die An- und Abreise war bei dem Standort südlich der Altstadt kein Problem.
Auf Zahngold-Basis
Finanziert wurde die Tribüne zum Teil mit Zahngold, das die Patienten der AOK Zahnklinik spendeten. 2014 glänzte damit sogar Radio-Ikone Manni Breuckmann, der den Zug damals für die Gäste dieser speziellen Tribüne kommentierte. Dann übernahm der Blindenreporter der Fortuna, Frank Breuers. Ehrenamtlich. Im vergangenen Jahr spendierte Jacques Tilly einen eigenen Orden. Und 2017?
Bisher ein kollektives Schulterzucken. Ist die Zahngoldader der AOK versiegt? Auf Nachfrage von report-D will man sich die Sache noch einmal anschauen. Zwischen den Zeilen blinkt eine Menge schlechtes Gewissen – aber keine Lösung.
Psst, bloß nicht darüber reden…
Was die Angelegenheit besonders ärgerlich macht: Niemand spricht darüber –in der Hoffnung, dass der Affront des Düsseldorfer Karnevals gegenüber Blinden und Behinderten dann nicht auffällt. Natürlich steht nirgendwo geschrieben, dass die AOK die Behindertentribüne am Rosenmontag nun auf Jahre hinaus im Alleingang finanzieren muss. Aber es nicht bekannt, dass sie sich um Partner bemüht hätte. Und auch das CC kennt den Missstand, überlegt aber, noch wie man helfen kann. Vielleicht eine Parkbucht am Rande des Zuges mit rot-weißem Flatterband abtrennen? Auch beim CC sei das Geld knapp.
Ein Vorschlag
Derweil gehen täglich Fragen von Menschen mit Handicap aus ganz Deutschland ein, die von der Behindertentribüne gehört haben und gerne zum Rosenmontagszug nach Düsseldorf kommen würden. Am einfachsten für alle Beteiligten wäre diese Lösung des Problems: Jeder Gast auf der Ehrentribüne vor dem Rathaus bittet einen Behinderten zu sich auf den Ehrenplatz und betreut ihn am Rosenmontag. Rundherum. Das kostet nichts – nur den guten Willen.