Düsseldorf Heerdt: Wenn die Schützenkönigin Lijuan das Gewitter auslacht
Wenn Majestät Lijuan Heidenreich lacht, erobert sie die Rheinallee binnen Sekunden. In einem Traumkleid in hellem Apricot-Ton hat sich 45-Jährige am Sonntag (18.8.) einen Traum erfüllt: Sie war Schützenkönigin in Düsseldorf Heerdt. Drei starke, bunte Bataillone erwiesen ihr am Sonntag bei der Schützenparade alle Ehre, die einer Schützenkönigin gebührt. Und mit einem herzlichen „xie xie“ – das bedeutet „Danke“ in Mandarin – verabschiedete sich eine außergewöhnliche Königin. Bestens gelaunt, auch wenn zuvor der Heerdter Schützenzug aufgrund einer Gewitter- und Sturmwarnung abgesagt worden war und Lijuan Heidenreich im Ford Mustang von Schützenschef Andreas Bahners zum Festzelt fuhr. Und nicht wie erhofft – in einer echten Pferde-Kutsche.
Dalian ist eine der vielen chinesischen Millionenstädte, die in Deutschland kaum jemand kennt. Rund sieben Millionen Einwohner leben in der Hafenstadt im nordöstlichen China. Dalian ist eine der wirtschaftsstärksten Metropolen im Reich der Mitte – und Heimat von Lijuan Heidenreich. Dort hat sie ihren späteren Ehemann Günter Heidenreich kennengelernt und ist ihm nach Düsseldorf gefolgt.
Mitglied der “Dorfschwalben”
In Heerdt lernte sie das Düsseldorfer Sommerbrauchtum kennen. Die Uniformen, die Musik, die prächtigen Gewänder. All das hat Lijuan Heidenreich so begeistert, dass sie sofort bei den „Dorfschwalben“ eintrat, dem Heerdter Grenadier-Zug der Frauen. Das Schießen habe ihr ihr Ehemann beigebracht – und machte seine Sache offenbar so gut, dass im vergangenen Jahr der erste Königsschuss traf. Seither kennt die in Dalian verbliebene Familie der Königin eine Menge über das rheinische Schützenwesen und ein Jahr lang lernte sie den St. Sebastianus Schützenverein von 1573 in allen Details kennen.
Gut zu Fuß statt hoch zu Ross: Oberst Michael Plum eilt nach der Meldung wieder zu seinen Truppen.
Dort weiß man zu feiern, auch wenn in diesem Jahr das Wetter so gar nicht mitspielte. Nach dem Schauer traten alle Kompanien pünktlich auf der Rheinallee zur Parade an. Mehrere Hundert Zuschauer verfolgten das Treiben. Und sahen Oberst Michael Plum im zügigen Schritt zu Fuß zur Meldung an die Majestäten eilen. Denn die Pferde waren aufgrund der Unwetterwarnung natürlich komplett im Stall geblieben.
Die Kompanie “Alte Freunde” samt Fahne – bei der Parade in Düsseldorf Heerdt.
Das mittlerweile auf über 40 Mitglieder angewachsene Corps à la Suite versorgte die Zuschauer am Rand der Parade mit Süßigkeiten und Wasser. Die Pagen feierten ihr 60-jähriges Bestehen. Das Tambourkorps Heerdt und das Blasorchester St. Benediktus Heerdt tauchte während der Parade gleich zweimal auf – beim ersten und als musikalische Speerspitze des dritten Bataillons – die Musiker hatten sich hinter den Ehrengästen wieder selbst in die Zugordnung geschmuggelt. So wurde die Parade – im Trockenen! – ein großer Erfolg.
Im kommenden Jahr will Heerdt seinen angestammten Finalplatz in der Feierordnung der linksrheinischen Schützen verlassen und bereits im Mai 2020 zum nächsten Mal antreten. Nicht wie sonst in den großen Sommerferien und nach den rauschen Schützenbällen von Düsseldorf Niederkassel und Düsseldorf Lörick – die für eine gewisse Feier-Müdigkeit in Heerdt verantwortlich gemacht werden.
Die Majestäten im kommenden Schützenjahr wurden festlich gekrönt: Regimentskönig wird Frank Grütter vom 6. Grenadiezug sein – mit Ehefrau Annika. Jungschützenkönigin ist Anne-Lena Wesse von den „Dorfschwalben – mit Jan Deussen an ihrer Seite. Als Pagenkönig amtiert Luca Bahners – mit Leni Heising.