AWO Düsseldorf: Verleihung des Ausbildungsherz im Berufsbildungszentrum am Flinger-Broich

Das Berufsbildungszentrum (BBZ) der AWO steht vor einem Wandel, denn im Sommer werden die letzten der dort qualifizierten Menschen die Einrichtung verlassen. Umso wichtiger war für sie die Messe “Hallo Chef*, die das Ziel verfolgt, junge Menschen und Betriebe möglichst passgenau zusammenzubringen. Außerdem wurde am Donnerstag (13.3.) zum sechsten Mal das Ausbildungsherz verliehen.
Das AWO-Ausbildungsherz
Die AWO würdigt Firmen, die sich besonders für die Förderung der beruflichen Entwicklung junger Menschen einsetzen, mit dem Ausbildungsherz. Eine Jury mit Vertreter*innen der AWO Düsseldorf, der IHK und der Agentur für Arbeit, hatten unter vielen engagierten Ausbildungsbetrieben zu wählen.
Die Firma „Raumkonzept Grunwald“ ist Preisträger des Jahres 2025. „Die Jury hat sich einstimmig für Raumkonzept Grunwald entschieden, weil der Betrieb bereits seit einigen Jahren ein sehr vertrauensvoller und verlässlicher Kooperationspartner für die angehenden Tischler*innen des BBZ ist und ganz aktuell ein besonderes Engagement für eine unserer Auszubildenden mit einer Behinderung gezeigt hat“, so BBZ-Geschäftsführerin Nadja Hübinger. „Gerade heute ist es wichtig, das Thema Inklusion weiter voranzutreiben und die Menschen mit Behinderung auch in Zeiten wirtschaftlicher Krisen nicht zu vergessen. Raumkonzept Möbel- und Innenausbau Grunwald hat sich in diesem Sinne ganz besonders hervorgetan und sich damit das Ausbildungsherz 2025 redlich verdient.“

Das Ausbilderherz wurde zum sechsten Mal verliehen
Bei seiner Dankesrede berührte Tischlermeister Matthias Grunwald nicht nur die Jury. Denn Grunwald berichtete von seiner eigenen Vergangenheit, die ihn vor 25 Jahren nach absolvierter Ausbildung zum Holzmechaniker als 18 Jährigen das hatte erleben lassen, was er jetzt durch sein Engagement verhindern möchte. Er bekam keine Anstellung und auf Bewerbungen noch nicht einmal Antworten. Das Gefühl der fehlenden Wertschätzung und ohne Perspektive seine Fähigkeiten einzusetzen, habe ihn geprägt, führte der Tischlermeister aus. Doch er gab nicht auf und nutzte jede Chance. Nach einem Job im Baumarkt, über Einsätze beim Messebau erhielt er endlich eine Stelle in einer Schreinerei. Dort fasste er Fuß, machte in Abendschule seinen Meister und gründete seinen eigenen Betrieb. Für ihn war klar, dass er es in seinem Betrieb anders machen wollte und musste nicht lange überlegen, als er vom AWO-BBZ angesprochen wurde, ob er Praktikanten und Auszubildende aufnehmen könne. Seitdem haben einige junge Menschen in seinem Betrieb Praktika absolviert und auch Ausbildungen zu Ende geführt. Bis hin zu einem festen Arbeitsplatz. Und an die Azubis gewandt betonte Grunwald: „Diese Wertschätzung, dass es egal ist, woher ich komme, dass es egal ist welche Fähigkeiten ich mit bringe. Für mich steht fest: Alle Menschen sollten die gleichen Chancen haben sich beruflich zu entwickeln und zu beweisen. Ihr lieben Auszubildenden und Praktikanten habt in der heutigen Zeit wirklich sehr gute Voraussetzungen dauerhaft einen Arbeitsplatz am ersten Arbeitsmarkt zu bekommen. Ich freue mich, mit meiner Arbeit (zumindest) einen kleinen Beitrag dazu zu leisten. Ich bedanke mich herzlich und wünsche Euch weiterhin gutes Gelingen für euer Berufsleben.“
Bisherige Preisträger des AWO-Ausbildungsherz sind die Unternehmen NH-Hotel City-Nord, D&C Elektrotechnik, A FEW STORE, Francis Breidenstein Holztechnik und mod‘s hair privilège.

Das BBZ am Flinger Broich bleibt erhalten
Das Berufsbildungszentrum (BBZ)
Im BBZ wurden junge Menschen in den Berufsfeldern Holz, Metall, Floristik, Friseur, Hauswirtschaft und Gastronomie, Wirtschaft und Verwaltung sowie Gesundheit und Soziales qualifiziert. Zielgruppe waren Menschen, die aufgrund von fehlendem Schulabschluss, von psychischen oder körperlichen Handicaps oder durch familiäre oder aktuelle Probleme noch keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Sie wurden durch Qualifizierungen und Betreuung an den Ausbildung- und Arbeitsmarkt herangeführt. Daneben gab es auch Angebote für die Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen. Jährlich durchliefen die 30 verschiedenen Maßnahmen der Einrichtung rund 1200 Menschen. Doch die Förderung für das BBZ in der aktuellen Form ist ausgelaufen, so dass man sich neu aufstellen musste.

Nadja Hübinger, Geschäftsführerin des BBZ
Für Nadja Hübinger, Geschäftsführerin des BBZ, war es die Herausforderung die bestehende Struktur der Werkstätten und die Arbeitsplätze der Mitarbeitenden zu erhalten. Dies ist gelungen indem man sich auf neue Bereiche spezialisiert hat. Ein Schwerpunkt ist künftig die Qualifizierung und Ausbildung von behinderten Menschen. Durch die verschiedenen Werkstätten mit Ausbilder*innen, aber auch dem sozialpädagogischen Mitarbeiter*innen wird eine mehrmonatige Orientierung mit möglicher anschließenden Qualifizierung bis zu zwei Jahren für Menschen mit Behinderung angeboten. Damit soll eine Perspektive auf dem ersten Arbeitsmarkt mit Beschäftigung oder Berufsausbildung eröffnet werden. Es gibt bereits verschiedene ähnlich arbeitende Beispiele in Deutschland, in denen so der Weg in eine Berufstätigkeit eröffnet wurde.
Ein weiteres Standbein in das Angebot der außerbetrieblichen Ausbildung in den Werkstätten. Betrieb können Ausbildungsinhalte im BBZ buchen. Dafür wurden beispielsweise fünf neue Schweißkabine angeschafft und ein Meister für bestimmte Module eingestellt. Erste Auszubildende aus dem Metallbereich haben im Februar bereits Lehrgänge absolviert und gaben ein sehr gutes Feedback. Besonders die Qualifizierung von Anlagenmechanikern stelle einige Betrieb vor Herausforderungen, wie im Kontakt mit der IHK ermittelt wurde. Für sie bietet das BBZ passgenaue Lösungen an.