Düsseldorf: „Pflasterlaster“ der Johanniter bietet medizinische Hilfe für Obdachlose

Seit über zwanzig Jahren ist der gutenachtbus von montags bis freitags nach 22 Uhr Anlaufstelle für obdachlose Menschen. An zwei Stationen in der Altstadt und am Hauptbahnhof bietet vision:teilen in dem Transporter eine warme Mahlzeit, saubere Kleidung und bei Bedarf ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte. Was bisher fehlte war die Möglichkeit den Menschen auch ein medizinisches Angebot zu machen. Dies ist nun durch eine Kooperation mit der Johanniter-Unfall-Hilfe möglich. Denn die Johanniter setzen Montagabends einen ehemaligen Rettungswagen als „Pflasterlaster“ ein. Das Fahrzeug ist entsprechend beschriftet und fungiert als mobiler Behandlungsraum. Er ist ausgestattet mit Materialien zur (Wund-)Versorgung und Diagnostik und zwei bis drei Ehrenamtler*innen, die niederschwellig medizinische Hilfe anbieten.

Der Pflasterlaster ist ein normaler Rettungswagen, der an den anderen Tagen der Woche auch als solcher genutzt wird
Für die Besucher*innen des gutenachtbusses ist es oft eine Hürde sich medizinisch behandeln zu lassen. Regelmäßiger Verbandswechsel von Wunden ist beim Leben auf der Straße ein Problem, dazu kommen oft die fehlende Krankenversicherung und die Fragen nach den Personalien bei offiziellen Stellen. Dies alles entfällt beim Pflasterlaster, denn die Hilfe der Johanniter ist anonym, kostenfrei und für jede und jeden zugänglich.

Etemad Parishanzadeh ist einer der Sanitäter, die sich für das Projekt ehrenamtlich engagieren
Am Montagabend (17.3.) startete das Angebot von 22 bis 23 Uhr in der Altstadt an der Dominikanerkirche/Kommödchen und von 23:30 bis 0:30 Uhr am Hauptbahnhof (Karlstraße/Ecke Friedrich-Ebert-Straße). Der Pflasterlaster steht gleich neben dem gutenachtbus, was Vertrauen schaffen soll, denn dessen Team hat bereits einen Draht zu den Obdachlosen. So sollen Brücken geschlagen werden, um das medizinische Angebot zu etablieren, das den Menschen auch eine Wertschätzung vermitteln soll. Das Leben auf der Straße ist hart und die Zahl obdachloser Menschen in Düsseldorf steigt kontinuierlich. Fachleute beobachten eine immer stärkere Verelendung durch Kälte, Hitze, mangelhafte Ernährung und Hygiene, häufig auch durch Alkohol- und Drogenkonsum. Viele Menschen befinden sich in einem schlechten gesundheitlichen und psychischen Zustand. Erkrankungen wie chronische Wunden, Hautentzündungen oder Infekte, die für Personen innerhalb des Gesundheitssystems gut behandelt werden können, werden auf der Straße oft lebensbedrohlich.

Wiebke Aßheuer (links) und Jessica Borbecker (rechts) von der Johannitern koordinieren den Einsatz des Pflasterlasters mit dem Team von Gutenachtbus, zu dem Silke Wittge (mitte) gehört
Ziel des „Pflasterlaster“ ist eine grundlegende medizinische Erstversorgung an. Ist der Bedarf größer, wird Hilfe vermittelt und notfalls auch der Rettungsdienst gerufen. Das medizinische Personal auf dem Wagen arbeitet überwiegend ehrenamtlich und wurde auf die Einsätze vorbereitet. Aktuell wird überlegt, ob das Team zusätzlich durch eine*n Ärzt*in ergänzt werden kann. Das Projekt wird ausschließlich durch Spenden finanziert. Weitere interessierte Ehrenamtliche, gerne mit medizinischen Vorkenntnissen, werden gesucht und sind herzlich zur Mitarbeit eingeladen. Der Pflasterlaster ist jeweils montags im Einsatz.
Weitere Informationen gibt es hier