Kunst für Fans: Leon Löwentraut bei Fraunberg in Düsseldorf

Mag sein, dass die Akademie ihn nicht wollte. Aber, nur kein Neid: Auf Insta hat der Junge 1,2 Millionen Follower! Leon Löwentraut (27), seit zehn Jahren eine Marke im Kunstbusiness, kann den Spötteleien des deutschen Feuilletons mit Gelassenheit begegnen. Sammler zahlen bereitwillig satte fünfstellige Summen für die expressiven Schnörkel des Autodidakten. Vor der Tür der Düsseldorfer „von Fraunberg art gallery“ standen die Fans Schlange bis zur nächsten Ecke, um die Vernissage ihres Idols zu besuchen.

Schlange stehen, um ihn zu sehen: Hunderte von Fans warteten geduldig vor dem Eingang der Art Gallery, um bei der Vernissage von Leon Löwentraut zu sein. Foto: bikö
Dass in der Kunst „etwas Magisches steckt“, hätte er schon in der Kindheit gemerkt, versichert Löwentraut im Gespräch mit Galeristin Antonia von Fraunberg. Als Siebenjähriger, wird immer wieder erzählt, malte er bereits hingebungsvoll. Klingt ziemlich normal, so sind Kinder. Aber die Eltern glaubten an sein außergewöhnliches Talent. Sie starteten schon in der Kaarster Schulzeit die Vermarktung von Teenager Leons leidenschaftlich bewegten Werken. Kunsterfolg hat auch mit Unbeirrbarkeit zu tun. Und mit Werbung. Social Media lieben Löwentraut.

Pink ist Power auf diesem neuen Bild mit dem Titel “Keeping the senses together” (die Sinne zusammenhalten). Foto: bikö
Allein im Atelier
Bei Fraunberg werden die Smartphones gezückt, sobald er aus der Deckung tritt, so blond und sonnengebräunt, in einem himmelblauen Cordanzug. Security muss diskret für Ordnung sorgen. Die Show läuft gut, aber, darauf legt Leon Löwentraut großen Wert, das ist nur ein kleiner Teil seines Lebens: „Zu 80 Prozent bin ich allein im Atelier und arbeite zurückgezogen.“ Seit fünf Jahren hat er ein Atelier in Portugal, wo er meistens auch lebt, am „idealen Platz zum Arbeiten“. Dort malt er zwischen seinen Reisen unermüdlich: „… weil es mich erfüllt.“ Und es klingt fast beschwörend, wenn er sagt: „Es geht jetzt um die Kunst!“

Zwei Köpfe von Leon Löwentraut: “Maitresse” und “The gentleman”. Foto: bikö
Na gut. Und wie sieht die aus? Die Farben, meint Löwentraut, seien in Portugal pastelliger geworden. Aber da strahlt es weiter in prallem Pink und Azurblau und Gelb und glamourösem Gold. Viel schnell trocknendes Acryl ist verteilt worden. Manche Linien sind reliefartig verdickt. Aus runden Schwüngen, die auf der Leinwand ihre Kreise ziehen, wachsen wie Pflanzen maskenhafte Gesichter mit mandelförmigen Augen, schmalen Nasen und wildem Kopfschmuck.

Schau mir in die Augen: eine Betrachterin vor Löwentrauts Bild “United with nature” (vereint mit der Natur). Foto: bikö
Ernste Absicht
Diese Wesen kommen aus dem „Japanese spring“ oder dem „Atlantic Ocean“, heißen „Maitresse“ oder „Gentleman“, aber eigentlich ist es immer das gleiche Motiv. Eine expressive Gestalt, die typisch für den Maler ist und deren Temperament die Verehrer begeistert. Wie eine Serie großer Kohlezeichnungen beweist, kann Löwentraut die Figur auch ohne Farbe beschwören, zwischen Blättern und Blasen guckt sie hervor und macht sich gut an einer violetten Wand.

Er kann auch ohne Farbe: Leon Löwentraut (mit Bürgermeister Josef Hinkel) zeigt bei Fraunberg einige Kohlezeichnungen. Foto: bikö
Man glaubt dem noch jungen Mann durchaus die ernsthafte Absicht und den Wunsch, mit Kunst nicht nur Geld zu verdienen, sondern die Welt zu bereichern. Jetzt, da er auf die 30 zugeht und den Bonus des jugendlichen Himmelsstürmers verloren hat, wird sich zeigen, ob sich ein reifes Werk entwickelt und es „Beyond Horizon“ (so der Titel der Schau) weitergeht. Er darf stolz sein, dass die Ernst Barlach Gesellschaft, dem großen Bildhauer verpflichtet, ihm 2023 ihren Preis verlieh. Auch Galeristin Antonia von Fraunberg glaubt an ihn: „Er ist sehr sensibel.“ Mal sehen, was aus Leon Löwentraut noch wird.

Viele junge Fans begeistern sich für die Löwentraut expressive Werke wie den “Japanese spring” von 2024. Foto. bikö
Was, wann und wo?
„Leon Löwentraut: Beyond Horizon“: bis 26. April in der Von Fraunberg Art Gallery, Düsseldorf, Luisenstraße 53. Geöffnet Mo.-Fr. 10 bis 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr, Sa. 12 bis 14.30 Uhr und nach Vereinbarung. Tel.: 0211 / 484 6950. www.vonfraunbergartgallery.com