Düsseldorf: Grüne setzen sich für neue Handwerkerhöfe ein

Die Handwerkskammer Düsseldorf (HWK) weiß um die Not vieler Handwerksbetriebe geeignete Flächen für ihre Firmen zu finden. Die zentral gelegenen Standorte – oft in Hinterhöfen – werden immer mehr verdrängt, da die Anwohner*innen die Emissionen kritisieren, Eigentümer die Flächen im umkämpften Wohnungsmarkt gewinnbringend anders nutzen und es in den ausgeweiteten Anwohnerparkgebieten Probleme für den Fuhrpark gibt. Eine Lösung wären Handwerkerhöfe, die auch Synergien für die verschiedene Gewerke bieten, doch dafür Flächen zu finden ist schwer.

Am Südring könnten die neuen Handwerkerhöfe entstehen – im Hintergrund wird bereits an dem neuen Gymnasium gebaut
Dies haben auch die Grünen erkannt und dabei den Blick auf das neu zu erschließende Gebiet am Tetelberg gerichtet. Auf dem Gelände unweit der Handwerkskammer zwischen Volmerswerther Straße, Südring und Völklinger Straße hat bereits der Neubau des Luisen-Gymnasiums begonnen. Sechs Baufelder sind bereits definiert, auf dem günstiger Wohnraum geschaffen werden soll. Dort sind auch Azubi-Wohnungen und Mehrgeneratione-Projekte im Gespräch.
Das Gebiet am Südring war eine Variante für den Neubau des Technischen Rathauses, was aber nun an der Moskauer Straße realisiert wird. Wie die Grünen finden, eine ideale Fläche um ein innovatives „MeisterQuartier“ in Form von gestapelten Handwerkerhöfen zu bauen. Die Partei ließ vom Architekturbüro Stöbe eine Studie erarbeiten, die vielversprechende Ansätze zeigt.
„50 bis 100 Handwerksbetriebe unter einem Dach! Mit unserer Idee eines Handwerk-Campus am Südring in Bilk schaffen wir etwas völlig Neues und Großes für das Handwerk und für unsere Stadt“, erklärte Clara Gerlach, GRÜNE Bürgermeisterin und OB-Kandidatin. „Jeder Vierte Handwerksbetrieb sucht aktuell in Düsseldorf einen neuen Standort. Mit einem innovativen mehrstöckigen Handwerkerhof am Tetelberg können wir einen Teil dieses Flächenbedarfs decken – vom Kfz-Betrieb über die Schreinerei und Schlosserei bis zur Goldschmiede.“

Das Architekturbüro Stöbe hat eine Studie zu den Handwerkerhöfen entwickelt, inklusive PV-Anlage für kostengünstige Energie, Copyright: Stöbe Architekten
Architekt Kaspar Stöbe hat mit seinem Team eine Konzeption erarbeitet, die die unterschiedlichsten Bedarfe der Handwerker*innen berücksichtigt. Entlang des Südrings könnte ein Handwerkszentrum entstehen, in dem in einer Art Regalsystem verschieden große Einheiten je nach Betrieb übereinandergestapelt werden. Kaspar Stöbe: „Unser Ausgangspunkt waren die Analysen der Handwerkskammer. Wie viele Betriebe suchen einen neuen Standort in Düsseldorf? Welche Anforderungen haben sie insbesondere an die Grundfläche und an die Raumhöhen? Mit einer robusten und flexiblen Grundstruktur können wir diese unterschiedlichen Anforderungen sehr gut in einem bis zu 240 Meter langen Gebäude wie in einem Regal unterbringen. Der große Vorteil ist, dass dieses nachhaltige Gebäude sehr anpassungsfähig ist. Flächen können vergleichsweise leicht umgebaut und umgenutzt werden“.
Frank Schulz, Sprecher und planungspolitischer Sprecher der GRÜNEN Ratsfraktion: „Die Fläche am Tetelberg ist optimal für das Projekt geeignet. Bislang ist entlang des Südrings ein Büroriegel angedacht, dessen Bedarf aber schon heute mehr als fraglich ist. Mit den gestapelten Handwerkerhöfen des MeisterQuartiers würden wir den Lärmschutz entlang des Südrings genauso gut sicherstellen und gleichzeitig ein gemischtes, lebendiges Quartier schaffen – mit Lernen, Arbeiten & Wohnen“.
Aus Sicht von OB-Kandidatin Gerlach bietet der Standort am Tetelberg noch mehr Potenzial: „Wir sollten dort neben den mehrgeschossigen Handwerkerhöfen auch die überbetriebliche Ausbildung der Kreishandwerkerschaft mitdenken, da diese ebenfalls einen neuen Standort sucht. Und die unmittelbar angrenzenden Wohnungsbauflächen in der Mitte des Gebietes bieten die Chance, das ganze um Azubi-Wohnungen für Handwerker*innen zu ergänzen“.
Dr. Axel Fuhrmann, Geschäftsführer der Handwerkskammer, ist von der Idee der Grünen sehr angetan. Denn wenn es keine geeigneten Flächen in Düsseldorf gibt, wandern die Betriebe ins Umland ab, wie das jüngste Beispiel der Firma Soeffing zeige. Die Studie zeige Möglichkeiten für Einheiten von 100 bis 300 Quadratmeter Größe, was für normale Entwickler oft uninteressant sei. Wichtig sei die Erschließung mit ausreichenden Bodenlasten und Deckenhöhen, die für Handwerker entscheidend sind.
Die Grünen wollen die Idee in der Ratssitzung am 10. April einbringen und beantragen, dass die Verwaltung eine Machbarkeitsstudie erstellt. Bis diese fertig ist, werden gewiss ein bis zwei Jahr ins Land ziehen. Das Bauleitplanverfahren sollte aber bereits darauf abgestimmt werden, diese Option zu ermöglichen. Der Vorteil ist, dass das komplette Gelände bereits der Stadt gehört. Allerdings werden selbst bei allgemeiner Zustimmung und allen Genehmigungen wohl kaum vor 2030 Handwerker dort einziehen.