„kom!ma“ wird mit dem Düsseldorfer Gleichstellungspreis geehrt

Nur in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern ist der Internationale Frauentag am 8. März ein Feiertag. Doch in Düsseldorf wurde am Samstag gleich in vielfacher Weise gefeiert. Am Nachmittag zog eine Demonstration mit rund 2000 Teilnehmer*innen im Rahmen des Feministischen Kampftages durch die Stadt und am Abend hatten die Stadt und das Amt für Gleichstellung und Antidiskriminierung zu einem Festakt in den Plenarsaal des Rathauses eingeladen. Dort gab es gleich mehrere Gründe zu Feiern. Neben dem Internationalen Frauentag beging der Gleichstellungsausschuss seinen 35. Geburtstag und der Gleichstellungspreis wurde an den „Verein für Frauenkommunikation“ – „kom!ma“ verliehen.

Plenarsaal und Empore waren zur Feierstunde voll besetzt
Zahlreiche Gäste hatten sich eingefunden, die zum Teil etwas mühsam die Zuschauerränge des Plenarsaals erreichten, denn barrierefrei ist das Rathaus nicht. Dass die Mehrheit der Gäste weiblich war, konnte man am provisorisch angebrachten Zettel an der Herrentoilette erkennen: „all gender*“.

Klaudia Zepuntke begrüßte in Vertretung für OB Keller
Elisabeth Wilfart, Leiterin des Amtes für Gleichstellung und Antidiskriminierung, begrüßte alle und betonte, dass bei der Planung der Veranstaltungen noch niemand ahnte, als wie aktuell sich das Motto „Die Stimmen von Frauen: politische Teilhabe gestern und heute“ mit den Wahlen in Deutschland und in Amerika erweisen würde. So führte auch Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke in ihrer Rede die Schlüsselrolle der Teilhabe aus, denn wer in der Regierung sitze, entscheide. Umso betroffener solle es dabei machen, dass der Frauenanteil der Bundesregierung von 35,7 auf 32,4 Prozent gesunken ist. Schlusslicht sei dabei die AfD, bei der von 152 Abegeordneten nur 18 weiblich sind (11,8 Prozent). Auch wenn die Frauenquote im Düsseldorfer Stadtrat ebenfalls noch deutliches Potential habe, stehe Düsseldorf klar für Vielfalt, betonte Zepuntke.
Sehr gelungen war das musikalische Programm des Abends zwischen den Redeblöcken. Zum einem spielte die Band „Jule Blumt“, Förderpreisträger für Musik 2024, und das Trio „Abends mit Beleuchtung“, die viel Applaus bekamen.

Das Trio “Abends mit Beleuchtung”, (v.l.) Honey, Baby und Sugar
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller sandte Grüße per Video und betonte darin: “Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung sind und bleiben zentrale Themen unserer Gesellschaft. Noch immer sind ungleiche Bezahlung, häusliche Gewalt, Care-Arbeit und Altersarmut vor allem Frauenthemen. Doch Gleichberechtigung bedeutet auch: Alle Formen von Diskriminierung müssen abgebaut werden. Nur gemeinsam können wir dazu Lösungen finden, die unsere Gesellschaft als Ganzes stärken.”

(v.l. Clara Qianhe Wang, Ronja Munko, Rita Süssmuth und Elisabet Wilfart
Ehrengast der Veranstaltung war die 88-jährige, frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, die im Gespräch mit Wilfart feststellte, dass im vergangenen Wahlkampf frauenpolitische Themen keinen Raum gefunden hätten. Sie führte aus, wie sehr sie in ihrer politischen Laufbahn hatte kämpfen müssen, um als Frau Ernst genommen zu werden. Als Rat gab sie „keiner kann es allein, man braucht Unterstützung“, aber auch „Frauen sollten sich nicht klein machen und zeigen, dass sie was können“. Vielleicht auch im Hinblick auf die neue Bundesregierung, betonte sie, nicht zu viele Versprechungen zu machen und lieber kleine Schritte zu machen. Es folgte ein generationsübergreifenden Talk mit Ronja Munko (Vorstandsmitglied Jugendring Düsseldorf) und Clara Qianhe Wang (stellvertretende Sprecherin des Jugendrates) über ihre Erfahrungen und Perspektiven.

(v.l.) Caro Baum, Elke Hannig-Brauer, Katja Uhlig, Monica Brauer und Käthe Lorenz
Während der Gesprächsrunden waren fünf Frauen im Zuschauerraum bereits mächtig aufgeregt. Die Vertreterinnen der „kom!ma“, dem Verein für Frauenkommunikation: Käthe Lorenz, Caro Baum, Katja Uhlig, Monica Brauer und Elke Hannig Brauer. „Kom!ma“ ist der vierte Preisträger des mit 10.000 Euro dotierten Gleichstellungspreis der Landeshauptstadt Düsseldorf. Nach der Laudatio von Heidemarie Eich von Pro Mädchen überreichte Klaudia Zepunkte die Urkunden und den symbolischen Scheck an die strahlenden Preisträgerinnen.

Glückwünsche von der Bürgermeisterin
Die Anfänge von „Kom!ma“ gab es bereits 1980, als es noch kein Internet gab und Frauen nur im persönlichen Austausch die Chance hatten, sich Räume zu schaffen und Öffentlichkeit herzustellen. Der Name entstand ganz pragmatisch aus der Einladung an alle „komm mal vorbei“, „komm mal mit“ oder „komm mal rüber“, was zu „kom!ma – Verein für Frauenkommunikation“ wurde. Ziel war es, einen Ort für Frauen zu schaffen, der für alle offen stand, egal welcher Partei, welcher Konfession oder welcher Herkunft sie war. Einen Ort der Vernetzung und des Zusammenschluss. Viel ist seitdem geschehen. 1994 bezog man die Räume im Salzmannbau. Es wurden zahlreiche kulturelle Projekte gestartet, obwohl man Jahr für Jahr um die finanzielle Unterstützung der Stadt kämpfen musste. Leider konnte die langjährige Geschäftsführerin der „kom!ma“, Marie Uhlig, gesundheitsbedingt nicht an der Feierstunde teilnehmen, wird aber aber gewiss bei den Plänen, was mit dem Preisgeld gemacht werden soll, wieder dabei sein.