Borussia Düsseldorf verliert, bleibt aber Spitzenreiter

Es war ein ganz besonderer Tag für Timo Boll. Der Tischtennis-Erfolgsgarant der vergangenen 18 Jahre für die Borussia feierte während der Bundesliga-Partie gegen die Tischtennisfreunde (TTF) Liebherr Ochsenhausen nicht seinen 44. Geburtstag, sondern genoss auch die für ihn organisierte Abschiedsparty. Der Rekord-Europameister beendet seine aktive Sportlerkarriere mit Ende der Saison 2024/25.
Boll, der als bester deutscher Tischtennisspieler aller Zeiten gilt, hat mit seiner Borussia fünfmal die Champions League, einmal den Pokal der Europäischen Tischtennis Union (ETTU), 14 deutsche Meisterschaften und elf nationale Pokalsiege erreicht. Nach dem Geburtstagsständchen der mehr als 1100 Zuschauer*innen im ausverkauften Arag Center Court, zeigte der Linkshänder gegen den Tabellenzweiten einen seiner typischen Auftritte. Im ersten Satz gegen Tiago Abiodun (Weltrangliste 228) schaute sich Boll an, was der 17-Jährige aus Ochsenhausen so drauf hat, und verlor Durchgang eins. Dann aber hatte er das Siegesrezept gefunden und sein Erfolg geriet nie mehr in Gefahr. Es war Bolls 492 Sieg für seine Borussia im 585. Spiel. Lächelnd nahm er die Standing Ovations des Publikums entgegen.
Dass das Generationen-Duell überhaupt gespielt werden konnte, lag an der Aufstellung von Ochsenhausen. TTF-Coach Bogdan Pugna verzichtete auf den Einsatz seiner beiden besten. Hugo Calderano (Wrl. 5) und Shinsuke Togami (Wrl. 25) sind in der Liga-Spielerrangliste die Nummer eins und vier. Auf Borussia-Seite fehlte Ex-Europameister Dang Qiu (Wrl. 9).
Doch es entwickelte sich eine meist gutklassige, spannende Begegnung. Dafür sorgte in erster Linie Tischtennisfreund Simon Gauzy (Wrl. 53). Der Franzose im TTF-Dress bezwang Kay Stumper (Wrl. 76) nach langem zähen Ringen und brachte den Zuschauer*innen damit das Vergnügen Boll ein zweites Mal zu sehen.
Anton Källberg (Wrl. 15) stellte Leonardo Iizuka (Wrl. 81) drei Sätze lang meist vor unlösbare Aufgaben. Durch seinen souveränen Erfolg konnte Boll mit einer 2:1 Führung seines Teams im Rücken an den Tisch gehen. Allerdings ließ er zwei Sätze lang die Souveränität aus seinem ersten Match vermissen. Bälle, die er zuvor traumwandlerisch sicher auf die Platte gebracht hatte, landeten jetzt im Netz oder flogen über die Platte. Und Gauzy kannte keine Gnade. Ohne mit der Wimper zu zucken nutzte der Oberschwabe jede kleine Schwäche des Geburtstagskindes aus. Trotz des Misserfolgs spendete das Publikum erneut Standing Ovations für Timo Boll.
So musste das Doppel die Entscheidung bringen. Borussia-Cheftrainer Danny Heister schickte seine Erfolgspaarung Anton Källberg und Borgar Haus (Wrl 99) an den Tisch. Die beiden hatten bisher drei Doppel bestritten und dreimal gewonnen. Ihnen gegenüber standen mit Abiodun und Iizuka die beiden Ochsenhausener Einzel-Verlierer. Und doch bestimmte das Junioren-Doppel der TTF, Iizuka ist auch erst 18 Jahre alt, das Spielgeschehen. Ochsenhausen gewann die Begegnung, konnte die Borussia aber nicht von der Tabellenspitze verdrängen. Düsseldorf und die TTF sind zwar jetzt mit je 20:10 Zählern punktgleich, aber die Borussia hat die bessere Matchdifferenz.
Borussia – TTF Liebherr Ochsenhausen 2:3
Timo Boll – Tiago Abiodun 3:1 (10:12, 11:4, 11:8, 11:5),
Kay Stumper – Simon Gauzy 2:3 (11:6, 3:11, 4:11, 11:9, 9:11),
Anton Källberg – Leonardo Iizuka 3:0 (11:3, 13:11, 11:5),
Boll – Gauzy 0:3 (1:11 8:11, 9:11),
Källberg/Borgar Haug – Abiodun/Iizuka 1:3 (3:11, 11:4, 9:11, 11:13)