Düsseldorf: Namensfindung für Jürgensplatz wird neu aufgesetzt
Eigentlich hatte der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstag (12.12.2024) über die Umbenennung des Jürgensplatzes entscheiden sollen. Doch der Oberbürgermeister nahm die Verwaltungsvorlage überraschend von der Tagesordnung. Nicht nur die Ratsleute waren davon überrascht. Denn die Bezirksvertretung 3 hatte gemeinsam mit den Bürger*innen eine einvernehmliche Lösung gefunden. Der Polizist Klaus Dönecke, der sich wesentlich mit der Aufarbeitung der dunklen Geschichte der Düsseldorfer Polizei während der Nazi-Zeit beschäftigt hatte, sollte Namensgeber werden. Der Vorschlag kam zwar von der SPD, aber sogar die CDU wollte dem zustimmen.
Die Stadt reagierte damals mit der Stellungnahme: „Die Benennung eines öffentlichen Platzes gehört zu den höchsten Ehrungen, die die Landeshauptstadt Düsseldorf aussprechen kann. Aus diesem Grund ist es erforderlich, dass eine solche Entscheidung mit größter Sorgfalt und in einem gründlichen Prozess getroffen wird. Die Überlegungen zur Umbenennung des Jürgensplatzes erfordern eine sorgfältige Abwägung aller eingegangenen Vorschläge, wobei die Beteiligung aller relevanten Parteien unerlässlich ist. In diesem Zusammenhang gingen verschiedene Bitten und Anregungen aus unterschiedlichen Richtungen ein, die eine weitergehende Diskussion notwendig machen.“
Die nächste Ratssitzung ist für Donnerstag (6.2.) terminiert, die Umbenennung des Jürgensplatzes steht nicht auf der Tagesordnung. Deshalb hat Ddorf-aktuell bei der Stadt nachgefragt und einen ganz neuen Aspekt erfahren. Wie die Stadt mitteilt, hat die Familie von Klaus Dönecke darum gebeten, von einer Umbenennung des Jürgensplatzes in Klaus-Dönecke-Platz abzusehen. Offenbar war der Vorschlag nicht mit den Angehörigen abgestimmt worden und sie Familie wurde von den Plänen überrascht. In der Stellungnahme der Stadt heißt es: „Im Namen der Familie hat die Tochter Kerstin Dönecke den Wunsch geäußert, den Platz nach einem Opfer des Nationalsozialismus zu benennen. Familie Dönecke ist der Auffassung, dass dies mehr im Sinne von Klaus Dönecke gewesen wäre.“ Daher empfiehlt Herr Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller das Verfahren neu aufzusetzen und einen neuen Vorschlag zu entwickeln. Ein entsprechendes Verfahren soll gemeinsam mit dem Ältestenrat abgestimmt werden.
Hintergrund
Rund 3.500 Straßen, Wege und Plätze gibt es in Düsseldorf, aber nicht alle sind nach Personen benannt, die nach der heutigen Auffassung einen Vorbildcharakter darstellen. Deshalb beschloss der Rat im März 2018 die Straßennamen durch einen wissenschaftlichen Beirat überprüfen zu lassen. Im Januar 2020 wurde der Abschlussbericht vorgestellt, mit der Empfehlung Straßen umzubenennen, deren Namen aus dem Bereichen Kolonialismus, Militarismus, Nationalsozialismus und Antisemitismus kommen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Historie um Franz Jürgens beleuchtet, der in Düsseldorf als Unterstützer der “Aktion Rheinland” und der kampflosen Übergabe von Düsseldorf an die Alliierten zum Ende des Zweiten Weltkrieges auf vielfältige Weise geehrt wurde. Die Aufarbeitung ergab, dass Franz Jürgens der nationalsozialistischen Ideologie nahe stand und sich erst in den letzten Tagen des Krieges gegen das nationalsozialistische Regime stellte. Entsprechend wird ihm die Ehre entzogen Namensgeber für eine Straße, einen Platz und ein Berufskolleg zu sein.