Drei Meister der Schönheit: Ballett in der Rheinoper
Das Ballett der Rheinoper kümmert sich um die Fans. Gelenkige Träumer*innen dürfen sogar mittanzen in einer der Open Classes auf der Probebühne: Grands Battements für alle! Ein großes neues Werk fürs Publikum hat Chefchoreografin Bridget Breiner allerdings noch nicht geliefert. Immerhin gab’s ein Premierengefühl bei der Wiederaufnahme eines Ballettabends, den ihr Vorgänger Demis Volpi im Oktober 2023 präsentierte: „Drei Meister – Drei Werke“. Balanchine, van Manen, Forsythe. Die Elite der Moderne.
Mit so einem Dreiteiler kann man gar nichts falsch machen. Wem die Glitzershow des George Balanchine zu konventionell ist, der liebt sicher die puren Bewegungsformen des Hans van Manen und jubelt über William Forsythes avantgardistische Performance. Auf die Compagnie, ihre Disziplin und ihr technisches Können ist auf jeden Fall Verlass. Mit bester Laune und Revue-Lächeln zeigt sie „Rubies“, ein von Balanchine 1967 in New York uraufgeführtes Ballett, Teil einer Reihe von Choreografien, die der berühmte russische Choreograf seine „Jewels“ nannte, Juwelen.
Glanz und Strenge
Um Rubine geht es in diesem Stück. Rubinrot funkeln die Korsagen, geschneidert nach den Originalentwürfen von Barbara Karinska, inklusive Krönchen für die strahlenden Damen. Das Publikum ist entzückt und applaudiert sofort. Ganz wie im Revuetheater, von dem Balanchine sich durchaus animieren ließ. Die Musik, live gespielt unter der Leitung von Christoph Stöcker, ist Strawinskys schwungvolles, fast jazziges „Capriccio für Klavier und Orchester“. Neben Spitzengetrippel und tadellosen klassischen Posen gibt es etliche Pas de Deux, die an Gesellschaftstanz erinnern. Eine Ballerina wie Simone Messmer erscheint wie der Star eines Varietés.
Hans van Manen, der heute 92-jährige Mitbegründer des Nederlands Dans Theater, hat das Ballett von Tüll und Märchenhaftigkeit befreit. Er erzählt keine Geschichten, sondern feiert, was das Programmhaft „die Essenz des Tanzes“ nennt. Ein paar kurze Kompositionen, die Prokofjew 1917 schrieb, lieferten den Titel für die 1990 in Amsterdam uraufgeführte Choreografie: „Visions Fugitives“, flüchtige Visionen. Drei Männer, drei Frauen in streng gestreiften Trikots eilen über die Bühne, begegnen und berühren einander mit äußerster Geschmeidigkeit, lassen sich fallen, schleifen, schieben. Es gibt keinen Moment des Stillstands, nur überraschende Bewegungen, bis zum Schluss eine Tänzerin zur Schlenkerpuppe wird und am Boden liegenbleibt.
Furiose Bewegung
Nach der zweiten Pause wird es noch furioser. Der Amerikaner William Forsythe (heute 75), schuf „Enemy in the Figure“ 1989 mit dem Frankfurter Ballett. Für die Musik oder besser gesagt, den Sound sorgte sein Komponistenfreund Thom Willems. Die schwarz flatternden Kostüme und die Gestaltung der Bühne entwarf Forsythe selbst. Inspirieren ließ er sich von Zeichnungen des Architekten Daniel Libeskind (der in Düsseldorf den ersten Kö-Bogen baute).
Eine gewellte Holzwand steht vor metallischen Gittern. Ein Seil spielt mit, das gefährlich wabert und sich schlängelt. Und ein beweglicher Scheinwerferwagen verwandelt die Schatten der Tänzer in riesige Erscheinungen. Sind das Menschen, Geister oder roboterhafte Teile von Maschinen? Auf jeden Fall sind sie getrieben von unsichtbaren Kräften, kollidieren mit den Wänden, zeigen halsbrecherische Sprünge und Verrenkungen bis an die Schmerzgrenze. Man sieht ihnen atemlos zu. Stürmischer Applaus.
Der Tanz geht weiter
Der Ballettabend „Drei Meister – Drei Werke“ umfasst neoklassische Choreografien von George Balanchine, Hans van Manen und William Forsythe und dauert etwa zwei Stunden mit zwei Pausen. Die nächsten Vorstellungen im Düsseldorfer Haus der Rheinoper sind am 29. Januar (ausverkauft) sowie am 8. und am 21. Februar, 19.30 Uhr. Tickets gibt es im Opernshop an der Heinrich-Heine-Allee 24 oder online unter www.operamrhein.de