Düsseldorf: Kinderschutzbund feiert seinen 60. Geburtstag
1965 war Theaterdirektor René Heinersdorf zwei Jahre alt. In etwa so alt war ein Kind, dass sein Opa, René Heinersdorff sen., im Sommer bei heißen Temperaturen in einem verschlossenen Auto auf der Kö entdeckte. Das Kind schrie und drohte zu überhitzen, weshalb Heinersdorff beherzt ein Autofenster einschlug und das Kind befreite. Polizei und Rettungsdienst waren bereits vor Ort, als schließlich die Eltern zurückkehrten, die ihr Kind dieser gefährlichen Situation ausgesetzt hatten. Was diese Geschichte mit dem Kinderschutzbund Düsseldorf zu tun hat? Heinersdorff beschloss damals einen Ortsverband des Kinderschutzbundes zu gründen. Ziel war und ist es immer noch, Kinder und Jugendliche zu schützen, damit sie sicher aufwachsen können.
Lange wurde die Arbeit des Vereins in den Anfängen ehrenamtlich über das Büro der Konzertkasse Heinersdorff abgewickelt, bis es Ende der 80-er-Jahre endlich eigene Räume gab und eine pädagogische Fachkraft angestellt werden konnte. Seit 1993 gibt es eine Geschäftsstelle mit Geschäftsführerin und der Kinderschutzbund Düsseldorf entwickelte sich stetig weiter.
Über die Gründungsgeschichte des Vereins berichteten am Donnerstag (16.1.) Dr. Hauke Duckwitz, 1. Vorsitzender des Kinderschutzbundes Düsseldorf, und Geschäftsführerin Bettina Erlbruch. Sie freuten sich sehr, dass auch Theaterchef René Heinersdorff gemeinsam mit weiteren Schirmherren der vergangenen Jahre in die neuen Räume an der Rochusstraße gekommen waren. Um die Anliegen und Rechte der Kinder öffentlich zu machen, unterstützen prominente Düsseldorf*innen den Kinderschutzbund jeweils für ein Jahr. Anlässlich des 60. Geburtstages haben sich die Schirmherr*innen der vergangenen zehn Jahre zusammengetan, um das Jahr 2025 besonders zu gestalten: Dr. Simone Bagel-Trah, Michael Becker, Dr. Charlotte Beissel, Dr. Vera Geisel, René Heinersdorff, Josef Hinkel und Felix Krämer.
„Ich bin begeistert über die Entwicklung des Kinderschutzbundes Düsseldorf in den vergangenen 60 Jahren. Wir haben viel für Kinder, Jugendliche und Familien in Düsseldorf erreicht und sind weiterhin voller Ideen“, betonte Duckwitz. „Unsere Arbeit hat sich über die Jahre an die gesellschaftlichen Veränderungen angepasst, doch eines ist immer gleichgeblieben: Jedes Kind in Düsseldorf muss die gleichen Chancen und Schutzmechanismen haben, unabhängig von Herkunft, sozialer Stellung oder Lebensumständen“ erklärte Erlbruch.
Nach wie vor gibt es große Herausforderungen und besonders die Themen Kinderrechte und gewaltfreie Erziehung sowie Chancengleichheit für alle Kinder stehen ganz oben auf der Agenda des Kinderschutzbundes. Elbruch beschreibt: „Unsere Vision für die Zukunft ist es, den Kinderschutz weiter zu stärken und dabei noch mehr auf digitale und präventive Maßnahmen zu setzen“. Zur Prävention gehört beispielsweise das Mütter-Café, das an drei Standorten angeboten wird. Dort können Mütter sich treffen und erhalten bei Bedarf auch Beratung, um schwierige Situation erst gar nicht eskalieren zu lassen, beispielsweise bei Schrei-Kindern. Die Erfahrung hat gezeigt, dass mit der Geburt die Aufklärung der Eltern ansetzen sollte, was seit Ende der 90-er Jahr in Elternkursen vermittelt wird. Waren es bei den ersten Kursen damals nur wenige Eltern, die das Angebot wahrnahmen, wurden im vergangenen Jahr 16 Kurse mit je zwölf Eltern durchgeführt.
Der blaue Elefant ist Markenzeichen und Maskottchen des Kinderschutzbundes. Ihn gibt es auch als Transporter, mit dem Stadtteile und Flüchtlingsunterkünfte angefahren werden. Den Kindern werden dort ihre Rechte vermittelt und den Eltern gewaltfreie Erziehung. Mit 47 Sportvereinen (in Düsseldorf gibt es 380) gibt es Kooperationen zur Prävention gegen sexualisierte Gewalt. Allein im vergangenen Jahr wurden 19 Interventionsfälle aufgedeckt. Neben Sportvereinen sollen noch weitere Vereine aus Brauchtum, Kultur und mehr eingebunden werden.
Mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen unterstützt der Kinderschutzbund Eltern und Kinder und versteht sich dabei als Lobby für Kinder. Dabei geht es um das gewaltfreie Miteinander ebenso wie das Angebot der Hilfe bei Problemen. Die meist kostenfreien Angebote des Kinderschutzbundes umfassen beispielsweise Kochgruppen, Krabbelgruppen, Spielgruppen, saisonale Sing- und Tanzangebote, TuSch-Gruppen für Kinder in Trennungs-/Scheidungsfamilien, Selbstbehauptungskurse und offene Treffs für Eltern mit ihren Kindern. Hier geht es zu den Angeboten.
Die Schirmherren haben sich zum Jubiläumsjahr einige Aktionen einfallen lassen. So wird es zwei besondere Theateraufführungen für Kinder geben, der blaue Elefant fährt prominent auf dem Wagen der Stadtwerke beim Rosenmontagszug mit und verschiedene Spendenaktionen sind geplant. „Ich bin unseren Schirmherrinnen und Schirmherren, die uns in den letzten zehn Jahren begleitet haben und uns weiterhin sehr engagiert unterstützen, sehr dankbar und freue mich auf ein tolles gemeinsames Jubiläumsjahr“, so Dr. Hauke Duckwitz.
Zusätzlich zu den Aktionen der Schirmherr*innen veranstaltet der Ortsverband einen Fachtag zum Thema Kinderschutz, lädt Mitarbeiter*innen und Unterstützer*innen zur Jubiläumsfeier ein und richtet im Sommer ein ganz besonderes Familienfest am Platz der Kinderrechte aus.
Zur Finanzierung seiner Arbeit ist der Kinderschutzbund Düsseldorf neben öffentlichen Fördermitteln auf private Spenden angewiesen. Der Eigenmittelanteil beträgt jährlich rund 420.000 Euro. Der gemeinnützige Verband hat 385 Mitglieder und ca. 110 Ehrenamtliche.