Düsseldorf: Andacht zu Heilig Abend in der Empfangshalle des Hauptbahnhofs
„Unterwegs sein“ heißt an dieser Stelle und an jedem Tag im Jahr: „Schneller, daha hızlı, go, go, avanti – wir haben doch keine Zeit.“ Auch am 24. Dezember eilen Menschen im Laufschritt durch die große Empfangshalle des Düsseldorfer Hauptbahnhofs. Manche ziehen schwere Koffer, andere knötternde Kinder, einige einen übergewichtigen Hund. Für eine kurze halbe Stunde aber halten die Bahnhofsmission, Diakonie-Pfarrer Michael Schmidt, Pastoralreferentin Lisa Brentano und die Bläser des Artillerie Fanfarencorps Düsseldorf Oberbilk den unerbittlichen Rhythmus einfach an – zumindest für alle, die das wollen. Die anderen laufen drumherum.
Die Andacht zum Heiligabend 2024 fährt Punkt 12 Uhr ab – vor den 16 Gleisen, auf denen die geschundene Deutsche Bahn bemüht ist, ihr Bestes zu geben. Erzählt wird die alte Geschichte. Von zwei Menschen – einem Paar, das in der Fremde keine Bleibe findet und schließlich in einem Stall landet. Dort in der Krippe wird unter mangelhaften hygienischen Bedingungen ein Kind entbunden und in die Krippe gelegt.
Zu Beginn sind es 60, am Ende rund 100 zuhörenden, mitsingende, nachdenkliche, die an diesem zugigen Ort über das „Unterwegs sein“ nachdenken. Über das, was man sich dabei auflädt. Michael Schmidt sagt: „Das will auf Reisen gut überlegt sein.“ Lisa Brentano berichtet von dem Weihnachtswunder – hier in der Form auf dem Lukas-Evangelium. Zunächst schüchtern, dann immer lauter singen die, die stehen bleiben mit. Dabei halten sie gut mit mit den Blechbläsern aus Oberbilk, die ihre Sache wieder richtig gut machen.
Auch wenn das hier kein heiliger, eher ein eiliger Ort ist, passiert in der Empfangshalle eine Wandlung für alle, die bereit sind, das zu sehen. Manche versuchen, den Moment der Gemeinsamkeit mit dem Handy einzufangen. Das ist vergebens. Andre wollten eigentlich rasch weiter und bleiben ruhig stehen. Fangen den Weihnachtsmoment ein. Und tragen ihn weiter, als nach 30 Minuten alles vorüber ist. Manche gehen mit den Helferinnen und Helfern der Bahnhofsmission mit, die Tag für Tag da sind – für Reisende und Menschen, die Hilfe brauchen.