Lügen, Liebe, Lehrerleben im Schauspiel Düsseldorf: „Ellen Babić“
Es war im Lockdown. Stillstand auch für die Theater. Viel Zeit. Während andere den Keller aufräumten, schrieb der Dramaturg, Regisseur und Autor Marius von Mayenburg gleich drei Stücke. Mit derselben Grundidee. Da ist ein Paar zuhause, eine dritte Person kommt hinzu: Psychostress. In der mittleren Version, „Ellen Babić“, geht es um eine lesbische Lehrerin, die mit einer ehemaligen Schülerin zusammenlebt und vom Chef besucht wird. Der will mit ihr ein heikles Thema besprechen. Was an Lügen, Liebe, Machtspielchen verhandelt wird, ist eher amüsant als brisant und gefällt dem Publikum im Schauspielhaus Düsseldorf.
Und wer ist Ellen Babić? Die tritt gar nicht auf. Löst allerdings die Krise aus. Es handelt sich um eine Schülerin aus der 10. Klasse, die nach einer Klassenfahrt behauptet, ihre Lehrerin Astrid sei auf der Reise übergriffig geworden. Die wiederum beteuert, sie habe sich nach einer Schülerparty lediglich pflichtgemäß um die volltrunkene Ellen gekümmert. Fakt ist: Die Schülerin hat in ihrem Zimmer geschlafen. Unter ähnlichen Umständen fing einst die Beziehung zu Astrids Lebensgefährtin Klara an. Und Schulleiter Wolfram, ein verkrachter Musiker, scheint die schwebenden Vorwürfe zu nutzen, um Astrid unter Druck zu setzen. Denn er fand sie schon immer attraktiv.
Lachen erlaubt
Was ist wahr? Was ist gelogen oder nur ein Missverständnis? So ganz klärt der Autor den Sachverhalt nicht auf. Wie so oft im Leben hält sich zäh die Ungewissheit. Zündstoff für Provokationen und Konflikte. „Ellen Babić“ ist ein Kammerspiel für drei Personen, das eigentlich auf kleine Bühnen gehört. Doch man spielt im Großen Haus, dessen Tiefe verborgen bleibt. Susanne Hoffmann hat eine elegante Salon-Kulisse mit rotem Sofa und raffinierter Schrankwand gebaut. Nicht nur die Optik neigt zum Boulevard. Ehe die Sache zu ernst wird, gibt’s Slapstick mit dem Regal, Kokettieren auf Stöckelschuhen oder ein paar Sprüche über Körpergerüche, die bereitwilliges Lachen auslösen.
Unter der freundlichen Regie von Anton Schreiber gelingt es dem Trio da oben, in wabernden Dialogen und recht langatmigen Monologen eine Spannung zu erzeugen. Die aparte Claudia Hübbecker als Astrid bewahrt durchgehend Haltung. Sie lässt die Nervosität der Figur nur erahnen, während Pauline Kästner als ihre Freundin Klara die Aufregung körperbetonter spielt, mit Dingen hantiert, gymnastische Positionen vorführt und am Ende sehr viel Wein verschüttet. Florian Lange hat es nicht leicht als Schulleiter Wolfram, der zwischen verdruckten Begierden und angedeuteten Drohungen schwankt. Für alle gibt es bei der Premiere herzlichen Applaus.
Weitere Termine
„Ellen Babić“ von Marius von Mayenburg wird im Großen Haus des Düsseldorfer Schauspielhauses gespielt. Zwei Stunden ohne Pause. Die nächsten Vorstellungen sind am Montag, 23. Dezember, im Rahmen der Weihnachtsaktion (zwei Tickets zum Preis von einem) sowie am 9. und 18. Januar. Jeweils 19.30 Uhr. www.dhaus.de