Karneval mal anders: Flüstersitzung in Düsseldorf mit Wortwitz und Sprachfertigkeit
Bis auf die normalen Mikrofone verzichtete man am Dienstagabend (19.11.) bei der Flüstersitzung im Apollo komplett auf elektronische Kinkerlitzchen. Kein Synthesizer produzierte Töne, keine E-Gitarre machte Geräusche. Alles war hand- beziehungsweise mundgemacht. Im Gegensatz zu den vielen anderen Karnevalssitzungen, wo laute Musik dominiert, waren die Redner die Top-Acts des Abends. Dafür hatten der Allgemeine Verein Düsseldorfer Karneval (AVDK) und die Düsseldorfer Bürgerwehr die besten Vortragenden, die der rheinische Karneval zu bieten hat, eingeladen. Darunter waren Fernsehstars wie Bernd Stelter und Guido Cantz sowie humoristische Sessions-Arbeiter wie Martin Schopps, Thomas Cüpper alias „Et Klimpermännche“, Volker Weininger als „Dä Sitzungspräsident“ und J.P. Weber. Für die Dynamik auf der Bühne sorgte das Dellbrücker Boore Schnäutzer Ballett und die Kindertanzgarde der Bürgerwehr.
„Der Düsseldorfer Karneval lebt von seinem Nachwuchs“, betonte Stefan Kleinehr, einer der beiden Sitzungspräsidenten und stellte den AVDK-Elferrat vor. „Das ist der AVDK-Nachwuchs, sie sind alle über 70.“ Damit hatte Kleinehr die Richtung des Abends bestimmt. Nichts wurde ernst, aber alles auf die Schippe genommen. Manche Gags fanden den direkten Weg zu den Lachmuskeln, andere, die hintergründigen, mussten erst den Weg über das Hirn zum Zwerchfell finden.
Wortgewandt, charmant und im Spiel mit dem Publikum geübt, präsentierte sich Cantz. Der blonde Mann aus Porz verriet unter anderem, wie er die künstliche Intelligenz austrickst. „Ich habe ChatGPT mal gefragt: Fahren Hindus Honda und wenn Hin Du, wer fährt zurück?“ Und auch die aktuellen Geschehnisse in der Politik ließen ihn nicht kalt. „Es ist eine sensationelle Idee, die Bundestagswahl am 23. Februar abzuhalten. Im Rheinland gehen einige auf dem Weg zur Herrensitzung ins Wahllokal“. witzelte der 53-Jährige. „Oder noch besser, auf dem Rückweg von der Sitzung. Wenn einer fragt: Und, was hast du gewählt?, heißt die Antwort Altbier.“
Während Stelter und Cantz mit Tempo aufwarteten, bewegte sich „Et Klimpermännchen“ im gemütlichen Bereich. In aller Seelenruhe erzählte der Mann hinter dem Akkordeon, dass in der Familie per Tombola ausgelost wird, wer die Schwiegermutter zu Weihnachten nehmen muss. „Ich habe nichts gegen Weihnachten. Ich find Weihnachten schön“, erklärte Cüpper, fand aber sofort den Haken an der Sache. „Weihnachten stört halt die Session.“
Schopps, examinierter Deutsch- und Sportlehrer, gab tiefe Einblicke in das Hirn- und Seelenleben Jugendlicher. „Einige glauben ja tatsächlich, dass der Begriff Erzeugerabfüllung der Fachbegriff dafür ist, den eigenen Vater unter den Tisch zu trinken“, witzelte er.
Zwischendrin sorgte die Männer-Tanzgarde der Dellbrücker Boore Schnäutzer Ballett für eine eher ungewöhnliche Tanzeinlage. Bei den Dellbrückern wird nicht das Mariechen, sondern der Tanzoffizier vom Mariechen durch die Luft gewirbelt. „Für mich ist es das, was Karneval ausmacht. Diese Persiflagen, der Realität den Spiegel vorzuhalten und dadurch den Menschen auch die Augen zu öffnen“, freute sich Kleinehr.
Den nachdenklichsten und emotionalsten Blick auf Karneval und Welt wagte J.P. Weber. Er präsentierte sich als Meister des hintergründigen Humors. „Ich bin gläubiger Katholik und hätte gerne den Kardinal Wölki mitgebracht“, eröffnet Weber. „Ich habe angerufen, da ging seine Frau ans Telefon, ein wirklich sehr sympathischer junger Mann.“
Als das Düsseldorfer Prinzenpaar am Ende die Bühne eroberte, war der karnevalistische Abend für das Publikum perfekt, was lauter, langanhaltender Jubel bewies. Die nächste Flüstersitzung ist bereits für den 18. November 2025 terminiert.