Düsseldorf: 1200 Kerzen brennen beim stillen Gedenken vor der Synagoge
Es ist ein stilles Gedenken an diesem Abend auf dem Paul-Spiegel-Platz in Düsseldorf. Mehrere hundert Menschen sind gekommen und stehen vor der Düsseldorfer Synagoge. Auf dem Stufen leuchten 1200 Kerzen – für jedes Opfer des Hamas-Überfalls auf Israel am 7. Oktober 2023 um 6.29 Uhr Ortszeit steht eine weiße Kerze. Zwei Jungen, vielleicht zehn, vielleicht 13 Uhr alt kommen in langsamen Schritten zu den Stufen. Sie bringen eine weitere Kerze, zünden sie an, verharren kurz und gehen wieder.
Mahnwache ab 5.29 Uhr
Der erste Gedenktag hat in Düsseldorf um 5.29 Uhr begonnen. Die Mahnwache startete exakt zu dem Zeitpunkt, als vor einem Jahr das brutale Abschlachten der terroristischen Mörder begann. Kinder, alte Menschen, Frauen, Männer – niemand war vor den Mörderbanden sicher. Und immer noch halten die Terroristen 134 Geiseln von damals in ihrer Gewalt. Als zynisches Pfand für Verhandlungen.
Das Gefühl der Unsicherheit und Bedrohung
In Deutschland – und damit auch in Düsseldorf – fühlen sich jüdische Menschen nicht mehr sicher. Sie tragen die Kippa nicht auf dem Kopf, sondern rollen sie am Ausgang der Synagoge zusammen, bevor sie auf die Straße gehen. Den Schülerinnen und Schülern der jüdischen Schulen in Düsseldorf ist es verboten, in der Pause den Schulhof zu verlassen. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden verschärft. „Gefühlt werden es immer mehr Menschen,die sich gegen Israel aussprechen“, sagte ein Sprecher der jüdischen Gemeinde vor einigen Tagen einer Zeitung.
Anstieg der antisemitischen Übergriffe
Eine Studie, an der sich auch die Heinrich-Heine-Universität beteiligt hat, belegt den enormen Anstieg antisemitischer Vorfälle und Delikte – seit dem 7. Oktober 2023. Für die Studie wurden 1300 Menschen befragt. Die Studien-Macher sprechen von einem „camouflierten Antisemitismus“. Er sei in den Großstädten noch stärker als auf dem Land; im Regierungsbezirk Düsseldorf stärker als in den Regierungsbezirken Münster oder Köln.
Erschreckende Zahlen
Die Dokumentation antisemitischer Vorfälle für 2023, die von der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Nordrhein-Westfalen (RIAS) herausgegeben wurde, zeigt, dass es im Jahr 2023 zu 176 antisemitischen Vorfällen im Regierungsbezirk Düsseldorf gekommen ist. NRW-weit wurden 664 Vorfällen aktenkundig. Ganz konkret gab es wiederholt antisemitische Schmierereien in der Düsseldorfer Universität. Aus einem sogenannten Protestcamp auf dem Unigelände wurde gefordert, nicht ständig an die israelischen Geisel zu erinnern, sondern an die „Märtyrer von Gaza“. Solche Sprüche und Plakate gibt es in der gesamten Stadt – sagen Experten.
Düsseldorfer zeigen Anteilnahme
Beim stillen Gedenken mit 1200 Kerzen vor der Düsseldorfer Synagoge war rund 200 Menschen. Mehr als 1000 Menschen waren am Sonntagnachmittag in Düsseldorf auf der Straße, um an den Überfall auf Israel, an die Toten und an die immer noch verschleppten Geiseln zu erinnern. Darüber hinaus reicht es nicht aus, den Konflikt ungerührt in den Nachrichten anzuschauen. Wenn sich Jüdinnen und Juden in Düsseldorf um ihre Sicherheit sorgen, wenn sie überlegen, was sie in der Öffentlichkeit von sich Preis geben oder tragen oder sagen – dann ist das ein sehr deutliches Alarmsignal für die Stadtgesellschaft.