Düsseldorf: In Unterrath summen die Bienen seit 100 Jahren im Verein
Ingo Dolle garantiert, dass sein Honig und der seiner Vereinskamerad*innen naturbelassen ist, anders als so manch industriell hergestellter Honig. Dolle ist Bienensachverständiger und Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Düsseldorf-Unterrath.
Er und die 20 aktiven Imker unter den 30 Vereinsmitgliedern stellen manchmal auch sortenreinen Honig her. Dafür müssen sie mit den Bienenvölkern auf „Wanderung“ gehen. „Das heißt, dass wir die Bienenvölker beispielsweise in einem Rapsfeld aufstellen, wenn wir Rapshonig ernten wollen“, erläutert Dolle. „Weil es dort ein großes Nahrungsangebot für die Bienen gibt brauchen sie auch nicht weit zu fliegen, um genügend Pollen und Nektar zu sammeln.“ Honigbienen entfernen sich maximal 800 Meter vom Stock, reduzieren diese Distanz aber auch, bei guter Pollen- und Nektarversorgung in der Nähe. „Vielleicht sind Bienen ja doch nicht so fleißig sind, wie immer behauptet wird“, witzelt der Bienenexperte.
Dolle ist als Vereinsvorsitzender einer der Nachfolger von Rektor Hermann Jürgens, der vor genau 100 Jahren den Verein gründete. Jürgens hatte damals zur Gründungsversammlung in die Restauration „Leven“ eingeladen. Zwölf Imker waren erschienen, fünf weitere hatten sich entschuldigt. In der Niederschrift heißt es: „Herr Rektor Jürgens eröffnete die Sitzung um 8 ¼ Uhr abends und legte mit kurzen Worten dar, dass es wünschenswert sei, hier in Unterrath einen selbstständigen Bienenzuchtverein zu gründen. Alle Anwesenden waren mit ihm eines Sinnes und so wurde denn einstimmig beschlossen, einen Bienenzuchtverein unter dem Namen: ‘Bienenzuchtverein Düsseldorf – Unterrath’ zu gründen“. „Seitdem hat sich im Umgang mit Bienen eigentlich nichts geändert“, betont Dolle. „Imker gibt es bereits seit Jahrhunderten und wir machen es nicht viel anders als unsere Vorfahren.“
Zur Feier des 100. Geburtstags ging es für die Mitglieder des Bienenzuchtvereins auf einem Schiff zur Ausflugsfahrt auf dem Rhein.
Knapp 140 Bienenvölker werden aktuell vom Verein gehegt und gepflegt. Dolle selbst hat acht. Sechs bei sich in der Parzelle der Kleingartenanlage auf dem Damm, zwei weitere im Aaper Wald. Zu jedem Volk gehören zwischen 40.000 und 50.000 Bienen, die durchschnittlich 25 Kilogramm Honig erzeugen. Zwar verkauft der Imker den Honig in 500-Gramm-Gläsern zu sieben bis acht Euro pro Glas, aber „reich wird man damit nicht. Das deckt gerade so die Kosten, die man für Strom, Futter, Medikamente, neue Stöcke und eventuell neue Bienen aufwenden muss“, erläutert Dolle.
Für das vielfach beklagte große Bienensterben, das durch die in den 1970er Jahren aus Asien eingeschleppten Varroamilben ausgelöst wurde, gibt Dolle teilweise Entwarnung. „Imker können das bei ihren Bienen in den Griff bekommen. Die hohe Sterblichkeit tritt also eher bei Wildbienen auf“, so der Bienen-Sachverständige. Das Wissen darüber und was man als Imker sonst noch alles beachten muss, vermittelt der Bienenzuchtverein Unterrath in Kursen. Interessierte können sich per Mail unter ingo.dolle@web.de melden.