Da lacht der Joker: „Superheroes“ im NRW-Forum Düsseldorf
Ist schon anstrengend, das Leben. Besonders an schlappen Tagen. Da könnten ein paar Superkräfte nicht schaden. Plötzlich wachsende Muskeln! Blitzende Energie! Genug Power, um Bösewichte und Rivalen mit Ka-Wumm aus dem Weg zu räumen! Und mal eben die Welt zu retten, umjubelt von der dankbaren Menge. Solchen Träumen darf der mickrige Mensch jetzt im Düsseldorfer NRW-Forum nachhängen, wo die „Superheroes“ in einer unterhaltsamen Schau gefeiert werden. Gesponsert von der Firma Katjes, für das Kind in uns allen. Und besonders im Mann.
Nun gut, es gibt in Film und Comic auch kämpferische Superfrauen: Wonder Woman oder Batgirl zum Beispiel. Großer Busen, schmale Taille, überraschende Angriffe. Alain Bieber, künstlerischer Leiter und Liebhaber der Popkultur, beteuert, dass sich auch Frauen für das Superheldentum interessieren. Und mitspielen dürfen. Aber, Hand aufs Herz: Mit ihren Kurven in hautengen Trikots sind Superladies doch eher eine sexy Ergänzung für die Jungs. It’s a man’s world. Selbst neue queere Ideen wie die Hochzeit von zwei schnuckeligen X-Men gehören in den Bereich diverser herrlicher Männerfantasien.
Das ist der Hammer
Und so geht es los: „Let’s fight!“ steht am Eingang. Ein lebensgroßer Plastik-Hulk, grün, mit extremer Muskulatur und sehr kleinem Kopf (der Mann ist ja im bürgerlichen Leben ein schmaler Wissenschaftler), schwingt die Riesenfaust. Ein entsprechendes Loch klafft schon in der Wand. Gleich um die Ecke steht die Skulptur eines Batmobils, fast fertig zum Davonbrausen. Auch nicht zu übersehen sind die raumhohen Vergrößerungen von Coverhelden, die der in Düsseldorf geborene und in Kanada ausgebildete Comic-Zeichner Nic Klein für den Marvel-Konzern geschaffen hat. Ein gruseliger roter Fratzenmann aus „Deadpool“ leckt da neckisch an einem Totenschädel. Thor, der hübsche Donnergott, zeigt blonde Locken und einen felsenhaften Oberarm.
Das ist der Hammer, den der nordische Recke zu schwingen pflegt. Wie Nic Klein bemerkt, liebt er „das Überdimensionale“. Es gibt in der Schau aber auch zahlreiche handliche Figuren, die gewöhnlich bei ihren Sammlern in der Vitrine stehen. Originalzeichnungen in Schreibtischgröße. Und ganze Serien von Heften, die, kein bisschen zerfleddert, in Plastikhüllen aufbewahrt werden. Das ist nicht nur eine Marotte. Historische Heftchen haben ihren Wert, im Netz werden Erstausgaben des deutschen Superman aus dem Ehapa-Verlag (von 1966) für 750 bis 1000 Euro gehandelt. Peanuts gegen die sechs Millionen Dollar, für die in diesem Jahr ein Exemplar des allerersten Superman-Heftes versteigert wurde.
Mann aus Stahl
Wie dem auch sei: Die „Action Heroes“ kosteten im Juni 1938 gerade mal zehn Cent. Die Freunde Joe Shuster (Text) und Jerry Siegel (Bild) hatten den noch recht schlanken „Mann aus Stahl“ erfunden. Superman stammt, wie man weiß, vom anderen Stern, kann fliegen und die schwersten Sachen anheben, lebt aber bescheiden als Reporter Clark Kent, wenn er nicht gerade in blauen Strumpfhosen und rotem Flattercape für Ordnung sorgt. Der Typ wurde derartig erfolgreich, dass ihm alsbald weitere Superhelden Konkurrenz machten: Batman zum Beispiel, der dunkle Ritter von Gotham City.
Als Kind musste der melancholische Mann mit ansehen, wie seine Eltern von einem Straßenräuber ermordet wurden. Nach diesem traumatischen Erlebnis (das eigentlich alle Superhelden hinter sich haben) beschließt er, die Schurken zu bekämpfen – mit Hilfe eines technisch ausgefeilten Fledermauskostüms. Merke: Eine gute Ausrüstung ist die halbe Superkraft. Markanter als der Batman wirkt allerdings sein Gegenspieler: der Joker mit der bösen Clownsfratze. Jack Nicholson spielte ihn 1989 und erschien in so manchem kindlichen Alptraum. Vielleicht noch abgründiger: Heath Ledger 2008. Er bekam für den Auftritt einen Oscar, den er wegen seines jähen Todes nach Medikamentenmissbrauch nicht mehr entgegennehmen konnte.
Spiderman im Netz
Da läuft es einem kalt den Rücken herunter, zumal Heath Ledgers Joker als lebensgroße Figur in einer schwarzen Ecke steht und grinst. „Why so serious?“, warum so ernst, steht an der Wand. Und ein teuflisches Lachen hallt durch die Säle. Huh, da läuft man schnell davon auf die andere Seite der Ausstellung, wo Spiderman sich hoffnungslos im Spinnennetz verfangen hat. Die aus Chile stammende Berlinerin Patricia Waller, eine muntere Person von 62 Jahren, hat den armen Kerl gehäkelt – wie auch einen Superman, der sich an der Wand den Kopf blutig schlug.
Ganz anders als Heldenzeichner Nic Klein will die mit Nadel, Faden und bissigem Humor arbeitende Bildhauerin das Scheitern der Superleute zeigen, sie „menschlich machen“. Und sie bringt zum Glück ein bisschen kritische Distanz in die Schau. Das kann man von den Superhelden aus dem japanischen Manga-Universum nicht behaupten. Einige Cosplay-Kostüme verweisen auf die angesagte Lust am Rollenspiel. Und an einem Bildschirm am Ausgang kann man das eigene Gesicht auf einen Superhelden-Körper setzen. Ka-Wumm!
Was, wann und wo?
„Superheroes“: bis 11. Mai 2025 im NRW-Forum Düsseldorf, Ehrenhof 2. Geöffnet täglich 11 bis 18 Uhr, Do. bis 21 Uhr. Eintritt: 9,50 Euro. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren zahlen nichts. Im Museumsshop gibt es Spielfiguren, Tassen, Taschen, allerlei Schnickschnack und Fachliteratur zum Thema Superhelden. www.nrw-forum.de