Düsseldorf: Tunnel oder neue Theodor-Heuss-Brücke – letztlich entscheiden die Kosten
In den Bürgersaal des Rheinbades hatte die Stadt am Mittwochabend (11.9.) Interessierte eingeladen, um über die verbliebenen Varianten für einen Ersatzneubau der Theodor-Heuss-Brücke zu informieren. Die 1957 erbaute Schrägseilbrücke steht seit 2016 unter Denkmalschutz und ist die in Jahre gekommen. Bauwerksprüfungen haben ergeben, dass es mit Sanierungs- und Ertüchtigungsmaßnahmen nicht getan ist.
Nachdem am Mittwochmorgen in Dresden die Carolabrücke eingestürzt war, waren die Bedenken der Bürger*innen verständlich, ob dies in Düsseldorf ebenfalls passieren könnte. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und Mobilitätsdezernent Jochen Kral konnten beruhigen. Die Kontrollen seien engmaschig und Veränderungen würden schnell bemerkt.
Bereits im Juni 2023 hatte es eine öffentliche Infomesse zur Zukunft der Brücke gegeben, bei der mehr als 20 verschiedene Varianten vorgestellt wurden. Darunter auch Vorschläge von Bürger*innen. Alle wurden anhand verschiedener Kriterien geprüft und bewertet. Neben der technischen Machbarkeit wurden planerische Aspekte wie städtebauliche Qualität, Umwelt, Kosten und bauzeitliche Auswirkungen untersucht.
Da die Rheinquerung von besonderer Bedeutung für Düsseldorf und auch über die Stadtgrenze hinaus ist, war es der Stadt von Anfang an wichtig, die Bürger*innen am Entscheidungsprozess zu beteiligen. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller betonte: “Die Theodor-Heuss-Brücke ist nicht nur ein Verkehrsknotenpunkt, sondern prägt auch das Stadtbild und die Shilouette Düsseldorfs. Der Prozess mit der Untersuchung diverser Varianten hat schon jetzt gezeigt, dass es einen Neubau der Brücke braucht. Wir brauchen an dieser Stelle eine funktionierende Rheinquerung. Unser oberstes Ziel ist es, dass die zukünftige Brücke den Anforderungen und Wünschen unserer Bürgerinnen und Bürger gerecht wird.”
In den vergangenen Monaten wurden auf der Suche nach einer möglichst optimalen Lösung Untersuchungen durchgeführt. Bauwerksprüfungen und Nachrechnungen ergaben, dass die Theodor-Heuss-Brücke den aktuellen und zukünftigen Verkehrsanforderungen nicht mehr gewachsen ist.
Projektleiter René Eis stellte den bisherigen Beteiligungsprozess und die Variantenbewertung durch die Verwaltung vor. Dabei versuchte er zu veranschaulichen, nach welchen Kriterien die Bewertungen vorgenommen wurden. Übrig blieben nach diesem Prozess noch vier Varianten. Online wurden sie bereits vom 26. August bis 20. September der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die vier Varianten für die Theodor-Heuss-Brücke sind:
- “Anlehnung” – Neubau einteilige Brücke ohne ÖPNV
- “Neubau” – Neubau zweiteilige Brücke mit ÖPNV
- “Denkmal” – Neubau Tunnel und Erhalt THB als Geh-/Radwegbrücke
- “Zeitspiel” – Neubau Tunnel (SV, Umbau ÖPNV) und Neubau Brücke (IV + G/R)
Die Varianten “Anlehnung” und “Neubau” sind am wirtschaftlichsten und können am schnellsten umgesetzt werden. Deshalb favorisiert die Stadt diese.
Die “Denkmal” Variante erhält als Einzige die Theodor-Heuss-Brücke, während die Variante “Zeitspiel” einen Kompromiss zwischen Erhalt und Neubau darstellt. Hier würde der Bestand möglichst lange erhalten werden.
Mobilitäts- und Umweltdezernent Jochen Kral: “Alle Varianten mit Tunnelbauwerken scheiden aufgrund der immensen Baukosten aus. Diese liegen um bis zu 130 Prozent höher als bei der Brücken-Variante I. Zudem würden die Tunnelrampen das Ortsbild von Golzheim stark beeinträchtigen und Eingriffe in private Grundstücke nach sich ziehen. Darüber hinaus würden die Tunnelvarianten zu einer größeren Flächenversiegelung führen und die CO2-Emissionen wären etwa doppelt so hoch wie bei einem Brückenbau.”
Im Gespräch mit den Fachplaner*innen konnten sich die Bürger*innen zu den Themenbereichen Qualität der Verkehrsanlage, Städtebau und Denkmalschutz, Umweltbelange und Schallschutz sowie Eingriffe in Grundstücke, Wirtschaftlichkeit und Risiken austauschen.
Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung wird ein weiteres Dialogforum am 18. September stattfinden. Dieses richtet sich an politische Vertreter*innen. Im Anschluss wird eine Beschlussvorlage für den Rat vorbereitet, die voraussichtlich im 2. Quartal 2025 in die Abstimmung geht.