Offene Ateliers: Düsseldorf zeigt wieder Kunstpunkte
Es ist die sportlichste Herausforderung für Düsseldorfer Kulturbürger. Alle Jahre wieder präsentiert die Stadt ein Gewimmel an „Kunstpunkten“. An den kommenden zwei Wochenenden haben hartnäckige Fans die Gelegenheit, zwischen Kalkum und Urdenbach insgesamt 206 Ateliers, darunter ganze Hausgemeinschaften, alternative Zentren und Off-Räume zu besuchen. Rund 450 Künstler*innen sind insgesamt beteiligt, fast so viele wie vor der spaßverderbenden Pandemie. Die ersten 108 Standorte im nördlichen Düsseldorf werden am 14. und 15. September geöffnet sein, der Süden folgt am 21. und 22. September.
Erst mal durchatmen! Niemand kann alle Ziele abhaken. Das übliche Faltplakat, diesmal knallrot, mit seinen sternengleichen Kunstpunkten vorne und der kleingedruckten Liste hinten kann nur als Markt der Möglichkeiten betrachtet werden. Man macht sich am besten einen persönlichen Plan, der zeitlich und räumlich zu schaffen ist, folgt der eigenen Neugier und nimmt sich Zeit, um richtig hinzusehen und auch ein paar Worte mit anwesenden Kreativen zu wechseln.
Volle Häuser
Manche besuchen am liebsten die vertrauten Orte wie das historische Atelierhaus an der Sittarder Straße 5, wo in diesem Jahr neben Düsseldorfer Altmeistern wie Hans-Peter Menge und Brigitte Dümling auch eine israelische Gastkünstlerin (am ersten Wochenende) eine Auswahl ihrer Werke zeigt: Rachel Sernoff-Wallfish. Oder sie fahren am zweiten Wochenende hinaus an die Reisholzer Werftstraße, wo der Verein „Kunst im Hafen“ sein Atelierleben mit Aussicht auf den Rhein offenbart. Ein Lieblingsort für viele Kunstpunkte-Sucher.
Eine Fülle von Einsichten an einem einzigen Ort gibt es auch in der ehemaligen Bilker Jagenberg-Fabrik, an der Oberhausener Straße 15, im größten städtischen Atelierhaus an der Walzwerkstraße 14 oder am Höherweg 271. Dort, am Höherweg, wird am zweiten Wochenende 30 Jahre Kunstbehausung gefeiert, und unter vielen anderen zeigt die großartige Malerin Pia Fries ihre kraftvoll schwebenden Abstraktionen.
Neue Orte
Manches ist ganz neu zu entdecken. Zum Beispiel die kleine private Kunsthalle „KM_159“ an der Hansaallee 159, die erst in diesem Frühjahr von den Sammlern und Ärzten Volker Michael Kroll und Ralf-Dietrich Müller eröffnet wurde. Professor Müller ist pensionierter Direktor des Zentrums für Klinische Radiologie an der Uniklinik Essen und nimmt sich jetzt mehr Zeit für den in 25 Jahren gewachsenen Schatz zeitgenössischer Kunst, die er und sein Partner einem interessierten Publikum zeigen wollen. Denn: „Kunst ist kein Selbstzweck.“ Sie soll die Menschen inspirieren und zusammenführen.
Ein exquisites kleines eigenes Museum an der Scharnhorststraße 16 (KM_16) existiert schon seit 2020. An der Hansaallee wollen die Herren zusätzlich einzelnen Künstlern der Sammlung die Gelegenheit geben, eine eigene Ausstellung zu kuratieren. Im helllichten Souterrain zeigt jetzt der Düsseldorfer Maler Björn Knapp, der die Akademie 2020 als Meisterschüler von Thomas Scheibitz verließ, seine eigenwilligen Bilder. Kunstpunkt Nr. 44.
Klare Monde
Die Motive, auf der Grundlage digitaler Fotografie, sind nicht eindeutig zu erkennen. Sieht man da Pflanzen, Stoffe oder Körper? Der eine oder andere Spalt könnte eine Verwundung sein. Aber die Ausstrahlung der Bilder mit ihren dämmrigen Hintergründen ist keineswegs grausam, sondern auf rätselhafte Weise schön.
Knapps Ehefrau und Akademie-Kollegin Thea Mantwill, die Texte mit Kunstkonzepten verbindet (was man im letzten Jahr im KIT erleben konnte), hat zur Vernissage auf einem ziemlich romantischen Bildteppich gesessen und Lyrisches rezitiert. Von ihr stammt der poetische Titel der Schau: „Klare Monde am Abend“.
Informationen
Zwei Wochenenden voller kleiner Ausstellungen bieten die Düsseldorfer Kunstpunkte. Der Eintritt in 206 offene Ateliers und Atelierhäuser ist frei. Am 14. und 15. September wird in den Düsseldorfer Norden geladen (die alphabetische Liste reicht von der Achenbachstraße bis zur Worringer Straße), am 21. und 22. September öffnet sich der Süden von der Aachener bis zur Witzelstraße. Jeweils Samstag von 14 bis 20 Uhr und Sonntag von 12 bis 18 Uhr. Manche „Offräume“ sind bereits am Freitagabend 19 bis 21 Uhr geöffnet. Wer keinen Faltplan hat, kann alle Fakten online einsehen. Die Website informiert auch über geführte Atelierbesuche: www.kunstpunkte.de