“jotdrop” in Düsseldorf: Duschen ist ein Menschenrecht – auch für Obdachlose
Flingern mobil hat die erste mobile Dusche für wohnungslose Menschen in Betrieb genommen. Das Projekt hat den Namen „jotdrop“ was doppelt zu verstehen ist. Zum einen bietet die Dusche einen „guten Tropfen“, zum anderen vermittelt sie den Nutzer*innen das Gefühl „gut drauf“, nämlich sauber zu sein. Wohnungslose Menschen werden auch aufgrund ihres äußerlichen Zustands oft ausgegrenzt. Doch ohne eine eigenen Wohnung gepflegt zu bleiben ist eine Herausforderung. Die Dusche soll helfen, dass sich die Menschen wohler fühlen und sich dadurch vielleicht auch trauen, auf Menschen zuzugehen, sich helfen zu lassen, einen Arzt oder eine Beratungsstelle aufzusuchen. Es ist ein erster Schritt, den Selbstwert zu stärken, die eigene Lebenssituation verbessern zu wollen und ein wesentlicher Beitrag zur Menschenwürde..
Aber zu „jotdrop“ gehört nicht nur die Duschkabine. Sie wird von einem Transporter gezogen, der gleichzeitig Anlaufstelle ist. Dort gibt es frische Kleidung, Handtücher und Pflegeprodukte. Eine Pflegefachkraft versorgt eventuelle Wunden und wechselt Verbände; Hilfskräfte sorgen für saubere Duschen, helfen auf Wunsch beim An- und Ausziehen, Ein- und Aussteigen. Sozialarbeiter*innen sind Ansprechpartner bei Problemen oder Beratungsbedarf und können sofort online Anträge stellen oder Termine vermitteln.
Das Angebot ist barrierefrei und niedrigschwellig. Die Standorte des Duschanhängers werden gemeinsam mit den Menschen besprochen, die ihn nutzen sollen. Die Orte sollen gut für die Menschen erreichbar sein, ohne dass sie sich dort zur Schau gestellt fühlen. Ab kommender Woche der Duschbetrieb von montags bis freitags täglich vier Stunden gestartet. Die Standorte brauchen neben einem Wasser- auch einen Stromanschluß. Nach der Startphase wird sich entscheiden, wo die Duschkabine regelmäßig stehen wird – in enger Abstimmung mit den Nutzer*innen. Geplant ist, die Standorte auch über google im Düsseldorf Stadtplan anzeigen zu lassen, damit das Angebot möglichst sichtbar wird.
Finanzierung
“jotdrop” wurde lange vorbereitet. In Hamburg gibt es das Projekt GoBanyo bereits seit 2019, in Hannover trägt es den Namen MOBALNI. Die Düsseldorfer haben sich mit den Anbieter ausgetauscht und sich schließlich für den mobilen Duschanhänger entschieden. Aber eine große Hürde war es, nicht nur die Finanzierung des Anhängers zu stemmen. Dazu gehört das entsprechende Zugfahrzeug und noch wichtiger die personelle Ausstattung mit Sozialarbeiter*innen und Pflegekräften.
Ermöglicht hat das Projekt zu großen Teilen die SozialstiftungNRW. Das ist eine parlamentarische Stiftung, die ihre Gelder aus den Gewinnen des Glücksspiels bezieht. Rund 26 Millionen Euro können jährlich vergeben werden. Der Stiftungsratsvorsitzende Marco Schmitz MdL freute sich, die Förder-Bescheide in Höhe von 700.000 Euro zu überreichen, die den Betrieb für die ersten drei Jahre sichern sollen. Auch die Aktion Mensch beteiligte sich an der Finanzierung.
Das Projekt soll wachsen
Mit dem Projektstart hat Flingern mobil auch die Zukunft im Blick. So wird für den Betrieb noch eine Pflegefachkraft gesucht, für die gerne Bewerbungen angenommen werden. Weitere Informationen gibt es hier.
Wenn sich das erste Duschmobil etabliert hat, ist an die Anschaffung weiterer gedacht. Denn die Zahl der wohnungslosen Menschen in Düsseldorf wird von Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales zum Stichtag 30.06.2023 mit 4.525 Personen angegeben, 2022 waren es noch 3.650.
Um das Angebot von jotdrop langfristig zu sichern und mit noch mehr Duschplätzen auszubauen, sammelt Flingern mobil Spenden und hofft auf Engagement von Sponsoren. Freuen würde man sich über Unterstützung von Friseuren oder Wäschereien, aber auch Anbieter von Pflegeprodukten.