Düsseldorf: Aktualisierung – nächste Verkehrsversuchpleite – keine Radspur auf der Graf-Adolf-Straße
Aktualisierung 12.06.2024: Freute sich der ADFC noch am Montag (10.6.) über die Verwaltungsvorlage zur Radspur auf der Graf-Adolf-Straße, kam die Ernüchterung bereits am Mittwoch (12.6.). Die Vorlage wurde zurückgezogen, offenbar gab es darüber keine Einigkeit in der Verwaltung. „Keine Courage in der Stadtspitze“, kritisiert Matthias Arkenstette vom ADFC. „Selbst Versuche sind in Düsseldorf offenbar nicht mehr möglich – es könnte ja zu Staus kommen.“ Zahlreiche Radfahrer*innen hatten die Pläne gelobt, nun ist man tief enttäsucht, dass die Autofahrer in Düsseldorf immer noch einen höheren Stellenwert genießen als die Radfahrer*innen. Ein weiterer Rückschritt zur “fahrradfreundlichen Stadt Düsseldorf”, die von Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller scheinbar nicht wirklich gewünscht wird.
***
So sahen die Pläne bis zum 10. Juni aus
Nachdem der Verkehrsversuch auf der Luegallee mit einem separaten Fahrstreifen für die Radfahrenden erfolgreich in eine dauerhafte Einrichtung übergegangen ist, wird der nächste Bereich geplant. Angedacht ist der Abschnitt zwischen Stresemann- und Graf-Adolf-Platz auf der Graf-Adolf Straße. In den Bezirksvertretungen 1 und 3 ist die Vorlage der Verwaltung bereits zur Anhörung terminiert. Anschließend wird der Ordnungs- und Verkehrsausschuss darüber beraten und entschieden.
Das ist geplant
„Verkehrsversuch Radfahrstreifen und Gestaltung der Seitenräume“ ist der offizielle Titel der Verwaltungsvorlage. Vorgesehen ist auf der bisher vierspurigen Graf-Adolf-Straße jeweils eine Fahrspur für den Radverkehr zu reservieren. Die bestehen Parkbuchten am Fahrbahnrand sollen wegfallen und Platz zum Verweilen und gastronomisches Angebot bieten. Geplant ist ein Verkehrsversuch im Zeitraum 15. Juli bis 15. September 2024 einzurichten. Die Vorlage der Verwaltung sieht allerdings auch den Abbruch des Verkehrsversuchs vor, sollten sich durch die Einspurigkeit für die Kraftfahrzeuge chaotische Verhältnisse ergeben.
Ziel ist die Aufenthaltsqualität der Graf-Adolf-Straße deutlich zu verbessern und für Radfahrer*innen sicherer zu machen. Auf den Parkplätzen sollen sogenannte „Parklets“ errichtet werden. Die Bezeichnung ist aus dem Englischen und steht für „kleiner Park“. Die Flächen bieten beispielsweise Sitzgelegenheiten, Pflanzen, Regenschutz oder Fahrradabstellmöglichkeiten. In anderen Städten wurden sie erfolgreich als Treffpunkt eingerichtet und werden nicht zu kommerziellen Zwecken genutzt.
Händler und Anwohner*innen ziehen mit
In die Planungen wird die Immobilien und Standortgemeinschaft Graf-Adolf-Straße (ISG) einbezogen. Die Mitglieder müssen der endgültigen Umsetzung nach dem Verkehrsversuch mit 2/3-Mehrheit zustimmen, da sie finanziell an einer Umsetzung beteiligt werden. Die ISG begrüßt den Versuch, da sie sich eine Aufwertung der Straße versprechen.
ADFC und Bündnis Mobilitätswende begrüßen die Pläne
Auch der ADFC freut sich über die Vorlage der Stadtverwaltung. “Das ist ein Lichtblick für die Innenstadt und den Radverkehr,” erklärt Matthias Pesch vom Team Radpolitik des ADFC. “Endlich bekommen Radfahrende auch auf der Graf-Adolf-Straße genügend sicheren Platz. Die Straße ist eine sehr wichtige Verbindung zwischen Hauptbahnhof und dem Landtag sowie den Ministerien am Rhein.”
Positiv sieht der ADFC, dass Anwohner*innen und Handel mit ihrer Initiative mehr Lebensqualität auf der Graf-Adolf-Straße angestoßen haben. „Ich hoffe, dass der Versuch erfolgreich ist und zu einer dauerhaften Lösung führt. Nur durch mehr Platz und Komfort für Zufußgehende und Radfahrende bei weniger Platz für Kfz-Verkehr schaffen wir eine lebenswerte Innenstadt,“ betont Pesch.
Bereits 2022 Fahrrad-Demo für Radfahrstreifen
Das Bündnis Mobilitätswende Düsseldorf hat sich 2019 gegründet und engagiert sich für eine grundlegende Änderung der Verkehrspolitik in Düsseldorf: Eine Stadt für Menschen statt für Autos. Bereits im Februar 2022 lud das Bündnis zu einer Fahrraddemo ein, um auf die fehlende Radtrasse zwischen Hauptbahnhof und Rhein hinzuweisen. Über 50 Radler*innen zeigten damals bereits wie es gehen könnte – mit einer Fahrspur für Fahrradfahrer*innen.