Düsseldorfer Palliativtag: Ein schöner Tod – „Was wäre dir am Ende lieber?“
Gespräche über Sterben und Tod sind nicht populär. Aber es gibt sie nun mal, die lebensverkürzenden Erkrankungen und sie sind nicht an ein Alter gebunden. Vom Säugling bis zum Senior können alle Menschen betroffen sein. Darüber, wie man am Lebensende gut aufgehoben ist, fanden am Samstag (19.11.) im Rathaus viele Gespräche und eine Podiumsdiskussion statt. Eingeladen hatte der Runde Tisch Palliative Versorgung in Düsseldorf unter der Überschrift „Was wäre dir am Ende lieber?“.
Palliativmedizin
Sobald bei einem Menschen eine Erkrankung diagnostiziert ist, die seine Lebenserwartung begrenzt, kümmert sich die Palliativmedizin darum, nicht um jeden Preis seine Lebenszeit zu verlängern, sondern seine Lebensqualität zu erhalten. Wenn der Erkrankte nicht mehr auf Behandlungen anspricht und Schmerzen, Krankheitsbeschwerden und psychische Situation ihn leiden lassen, versucht die palliative Versorgung, diese Phase erträglich und schmerzfrei zu gestalten und das Wohlbefinden des Patienten in den Vordergrund zu stellen.
Runder Tisch
Zum Runden Tisch der palliativen Versorgung haben sich über zwanzig Einrichtungen in Düsseldorf zusammen gefunden und versuchen das Tabu-Thema in die Öffentlichkeit zu bringen. Die vier Palliativstationen der Düsseldorfer Kliniken, ambulante und stationäre Hospize, die Krebsberatungsstelle und Palliativpflegedienste waren dazu ins Rathaus gekommen. Begrüßt wurden die Besucher von Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke, der die positive Entwicklung des Umgangs mit dem Thema in den vergangenen Jahren hervorhob. Doch der Weg ist noch ein weiter. Die Stadt Düsseldorf wirbt damit „Healthy City“ zu sein und die Gesundheit der Düsseldorfer mit vielen Angeboten zu fördern. Ist man aber lebensverkürzend erkrankt und sucht nach Informationen über Hospize oder palliative Versorgung, wird man auf der Internetpräsenz der Stadt nicht fündig. Selbst unter der Rubrik Hilfe und Beratung ist Sterben ist kein Thema.
Dabei sterben 90 Prozent aller Menschen ohne palliative Versorgung, davon 50 Prozent im Krankenhaus und 25 Prozent in Pflegeheimen. Die Gnade des schnelles Todes „umfallen und aus“ wünschen sich viele, doch oft ist es ein langer und leidvoller Prozess.
Christian Ehring (ganz rechts) moderierte die Diskussionsrunde mit den Mitgleidern des rundes Tisches palliative Versorgung
Leidvolle Erfahrungen
Viele Betroffene waren zum Palliativtag gekommen, weil sie selber Erfahrungen mit dem Tod eines Angehörigen gemacht hatten. Schlechte Versorgung von überlastetem Pflegepersonal, Ärzte, die auf immer weitere Eingriffe oder quälende Untersuchungen drängten, Hospize und Palliativstationen, die keine frei Plätze hatten – die Liste der meist negativen Erfahrungen war lang. Dabei hat sich in vielen Klinken die Einstellung gegenüber der Palliativmedizin bereits gewandelt. Doch wo erhält man in der Notsituation den Überblick, wo eine Versorgung sinnvoll und möglich ist. Die ambulanten Palliativ-Care-Teams gehen mittlerweile schon in die Pflegeheime – wenn sie gelassen werden.
Offenheit und Kommunikation
Das Thema bleibt ein schwieriges und es hilft nur eins: Darüber reden. Würd bereits in der Familie offendarüber gesprochen, welche medizinischen Maßnahmen noch getroffen werden sollen, wenn der Tod doch unausweichlich ist, wäre so manche Einweisung auf die Intensivstation vielleicht überflüssig. Oder zumindest würde auf Nachfrage nicht alles gemacht, was medizinisch noch möglich erscheint. Dazu sind Patientenverfügungen und Vorsorgevollmachten hilfreich, aber das Gespräch und das Wissen über die Wünsche der nächsten Angehörigen müssen nicht in ein Formular.
Ein Anfang ist gemacht
Prof. Dr. Andreas Heller, Inhaber des Lehrstuhls für Palliative Care und Organisations-Ethik an der Universität Klagenfurt, bescheinigt, dass das Thema Tod mittlerweile offenen besprochen wird. Doch dabei äußern viele Menschen den klaren Wunsch, nicht im Krankenhaus sterben zu wollen. Dabei wird jeder, der einmal die Palliativ-Station in der Düsseldorf Uniklinik besucht hat feststellen, dass das Sterben dort sicherlich als „Erste Klasse“ zu bezeichnen ist. So merkwürdig dies klingt, aber durch die umfassende Versorgung des Patienten unter Einbeziehung der Angehörigen wird der Tod so „schön“ wie möglich gestaltet. Allerdings gibt es in ganz Düsseldorf zusammen nur 24 Palliativbetten verteilt auf die Uni, das EVK, das Marienhospital und die Kaiserswerther Diakonie. Weitere Plätze gibt es in den Hospizen, die auch die ambulante Betreuung zu Hause anbieten. Auc hier steht die Betreuung des Patienten im Mittelpunkt, die Familien und Angehörigen werden aber ebenfalls betreut und unterstützt.