Handwerkskammer Düsseldorf ehrt knapp 1000 neue Meister*innen
Was möchtest Du mal werden? Schon als Zehnjährige antwortete Hannah Brenner (25) auf diese Frage: „Friseurin“. Woraufhin ihr neuer Gymnasiallehrer als Fragesteller heftig protestierte. Das Gymnasium bereite schließlich auf ein Studium vor. Doch der Pädagoge hatte Hannahs Entschlossenheit massiv unterschätzt. Weder neun Jahre an der höheren Schule, ein Abiturnotenschnitt von 1,6, noch ein Versuch an einer Uni brachten die heute 25-Jährige von ihrem Berufswunsch ab. Ab Samstag, 4. Mai, wird sie im PSD-Bank Dome Düsseldorf auf der Bühne des Handwerks stehen. Hannah Brenner gehört zu jenen 18 Jahresbestmeisterinnen und Jahresbestmeistern, die stellvertretend für gut 990 neue Meister*innen ihre Urkunden vor dem versammelten Publikum bekommen.
Verneigung vor Ministerpräsident Hendrik Wüst
Die 75. Meisterfeier der Handwerkskammer Düsseldorf ist – auch – eine maximale Verbeugung vor NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, CDU. Damit Wüst am Samstag Festredner sein kann, wurde der traditionelle Sonntagstermin des Handwerks eigens um einen Tag vorgezogen. Niemand soll sagen, dass Handwerker nicht flexibel sein.
Die drei Übel des Handwerks
Vor dem ganz großen Publikum wird es um die drei großen Übel des Handwerks gehen: Den Fachkräftemangel, die überbordende Bürokratie und die viel zu hohen Steuern. Selbst bei den künftigen Leistungsträgern des Handwerks, dem Meister-Jahrgang 2023, ist dies tief ins Bewusstsein gesickert. Die Folge: Nur 49 Prozent der Meister-Prüflinge konnten sich im Rahmen einer Umfrage vorstellen, selbst einen Betrieb zu gründen. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 67 Prozent. Hat sich da möglicherweise das Handwerk mit seiner Dauerklage gegen die immer neuen Zumutungen der Politik selbst ein Bein gestellt? Schließlich lebt es sich auch als angestellter Meister*in nicht schlecht – mit 5000 bis 6000 Euro brutto im Monat, einem eigenen Dienstwagen und 30 Tagen Urlaub fix pro Jahr? Handwerkskammerpräsident Ehlert sagt ehrlich: „Das kann man nicht ausschließen. Aber wir müssen eben auch die Interessen unserer bestehenden Betriebe gegenüber der Politik vertreten.
Was bringt ein Meisterbrief?
Zwei von 990 frischen Meister*innen saßen bei der Vorschau auf die Meisterkonferenz mit am Tisch. Und wurden prompt gefragt, wie sich denn das eine Jahr Vollzeit-Meisterschule mit im Schnitt 1500 Lehrgangsstunden jetzt auf das Monatseinkommen auswirken werde. Schließlich haben die jungen Meister zum Teil schon Familie und müssen ein Jahr lang ohne das gewohnte Einkommen auskommen. Hinzu kam, dass zwischen Antrag und Auszahlung des Meisterbafögs zehn Monate vergingen. Hannah Brenner tat sich mit der Antwort ein wenig schwer, weil sie im elterlichen Salon arbeitet: „1,60 Euro pro Stunde gebe es für eine Friseurmeisterin mehr“, sagte sie. Benjamin Nils Ritzenhoff, frischer Dachdeckermeister, konnte da schon mit anderen Beträgen aufwarten: „1000 Euro netto im Monat seien es.“ Zudem habe er die Chance, den Dachdeckerbetrieb seines Lehrherrn zu übernehmen – eine Firma mit zehn Beschäftigten.
Frauenanteil bei 23 Prozent
Der neue Meisterjahrgang falle nicht nur durch seine große Zahl von rund 1000 bestandenen Abschlüssen auf. Der Frauenanteil stieg gegenüber dem Vorjahr um drei auf 23 Prozent. Jeder elfte neue Meister (ob weiblich oder männlich) sei ausländischer Nationalität gewesen, sagte Handwerkskammerpräsident Ehlert. Darunter befänden sich etliche, die 2015 als Geflüchtete nach Deutschland kamen.
Klimabranchen besonders beliebt
In der Tabelle der bei den Meistern beliebtesten Branchen liegt wieder die Kraftfahrzeugtechnik auf Platz eins – mit 203 Absolventen, darunter vier Frauen. Es folgt Sanitär/Heizung/Klima mit 106 Absolventen, darunter zwei Frauen. Das Friseurhandwerk hat 103 neue Meister, davon 85 Frauen. In der Augenoptik gibt es 87 neue Meisterbriefe, darunter 73 in weiblicher Hand. In der Elektrotechnik liegt die Gesamtzahl bei 74, davon sind zwei weiblich. Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert registriert erfreut, dass die für die Klimawende notwendigen Branchen auch bei den neuen Meistern hoch in der Gunst liegen.
Mit 89 frisch gekürten Meister*innen stellt Düsseldorf die meisten Prüflinge, gefolgt vom Kreis Mettmann (76) und Viersen (70).