Das Düsseldorf Festival bringt im September alle Saiten zum Schwingen

50 Klaviere haben zusammen elftausend Klaviersaiten. Nein, kein überflüssiges Partywissen, sondern 66 Minuten Deutschlandpremiere im Rahmen des kommenden Düsseldorf Festivals 2024. Für die 34. Festivalausgabe im September kommen die in China gefertigten Instrumente aus einer Rotterdamer Lagerhalle in die Halle 7a der Düsseldorfer Messe. Drei chinesische Klavierstimmer reisen an, um mehrere Tage lang die im Kreis aufgebauten Klaviere „mikrotonal“ – im Hundertsteltonabstand – zu präparieren. Um das Werk von Georg Friedrich Haas zu spielen, braucht es keinen klassischen Dirigenten, sondern Noten auf synchron laufenden Tabletts, die automatisch umblättern. Und dann werden Musikstudenten der Region an den durchnummerierten Platz nehmen und zusammen mit dem Klangforum Wien Klänge erzeugen, die Kritiker mit einem startenden Raumschiff verglichen haben. Insgesamt 2000 Zuhörer haben in den zwei Aufführungen Platz (15. September, 16 und 19 Uhr, Messe Düsseldorf, Halle 7a).

Bieten mit elf Highlights die maximale Qual der Wahl: Festival-Macher Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen.
Größtmögliche Qual der Wahl
Vom Aufwand her, sind die 11.000 Saiten, die bereits in Wien und Bozen zum Schwingen gebracht wurden, das mit Abstand aufwändigste Projekt der 34. Ausgabe des Düsseldorf Festivals. Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen haben für die Leichtigkeit am Rhein vom 11. bis 30. September Musik aus dem Jazz-Clubs Londons und der marokkanischen Westsahara zusammen gebracht mit neuem Zirkus aus Nordamerika, Street Art aus Essen, modernem Tanz aus Frankreich und der Neuinterpretation von Johann Sebastian Bachs Markus-Passion. Im vierten Jahrzehnt der Festivalarbeit – so scheint es – sind Oxenfort und Dahmen zu Sadisten geworden, die ihren Spaß daran haben, die Qual der Wahl fürs Publikum noch ein Quäntchen zu vergrößern. Klar, dass sie nach kurzem Nachdenken sagen: „Wir würden keine unserer elf Highlights auslassen.“

Urbantix ist Bewegung pur aus Essen. Foto: Düsseldorf Festival
Vier Deutschlandpremieren
Was das kostet, steht am Ende des Textes. Was drin steckt? Vier Deutschlandpremieren plus zwei NRW-Premieren. Und das sind die elf Festivalhighlights in völlig unangemessener Kürze:
Frida – die ungarische Eva Duda Dance Company verwandelt das Leben der mexikanischen Malerin und Feministin Frida Kahlo in eine Show mit Tanz, Theater- und Zirkuselementen (11. und 12. September, jeweils 20 Uhr im Theaterzelt auf dem Burgplatz).
Play Dead – People Watching ist ein 2020 gegründetes, nordamerikanisches Kollektiv von Künstler*Innen aus vielen Disziplinen, die mit Akrobatik, Tanz und Theaterelementen die schönen und die verdrehten bis lächerlichen Facetten menschlichen Verhaltens zeigen (13. September, 20 Uhr, und 14. September, 17 und 20 Uhr im Theaterzelt auf dem Burgplatz).
Die Singer-Songwriterin Oum wurde im marokkanischen Casablanca geboren – Dakchi heißt ihr erstes Live-Album, auf dem sie mit ihrer Band traditionelle arabische Musik der Westsahara vereint mit Soul, Jazz und elektronischen Klängen (15. September, 20 Uhr, Theaterzelt auf dem Burgplatz).
From England with Love – ist die neue Show des israelischen Choreographen Hofesh Shechter und seiner Nachwuchs-KompanieShechterr II: eine Ode an die Insel und zugleich Gradmesser dessen, was der Brexit angerichtet hat (17.September und 18. September, jeweils 20 Uhr im Theaterzelt auf dem Burgplatz).
The Mirror – Gravity & other Myths – abgekürzt: GOM: Fünf Frauen und fünf Männer stellen mit ihrer Kombination aus Akrobatik, Tanz, Musik, Licht und visueller Kunst Fragen zu den Geschlechterrollen; Vorsicht: Humor ist auch dabei (19. September bis 21. September, jeweils 20 Uhr im Theaterzelt auf dem Burgplatz).
Seed – ist der Name einer zehnköpfigen Band junger Jazzmusiker aus London rund um die Altsaxophonistin und Komponistin Cassle Kinoshi (22. September, 20 Uhr, im Theaterzelt auf dem Burgplatz).
Mit May B hat die Choreographin Maguy Marin Tanzgeschichte geschrieben – eine zehnköpfige Compagnie tanzt Samuel Beckett (24. und 25. September, jeweils 20 Uhr im Theaterzelt auf dem Burgplatz).
Die Markus-Passion nach Bach wird von der Berliner’ Cembalistin Elina Albach und dem Ensemble CONTINUUM um fehlende Musikteile und durch Text des Schriftsteller Jürg Halter ergänzt (27. September, 20 Uhr in der Johanneskirche).
Urbanatix mischt in Essence Bewegungskünste wie Biking, Tanz, Parkour mit Artistik, Livemusik und Multimedia-Performance zu einem dystopischen Zukunftsszenario (27. bis 29. September, jeweils 20 Uhr im Theaterzelt auf dem Burgplatz).
Den Abschluss macht die Jazzformation Nubiyan Twist aus London mit ihrem Big Band-Sounfd in „Find your Flame“ (30. September, 20 Uhr, im Theaterzelt auf dem Burgplatz).
Die Tickets kosten zwischen 18 und 48 Euro. Der Kartenvorverkauf hat begonnen. Bis zum 21. Mai bekommen Frühbucher eine Ermäßigung von zehn Prozent pro Eintrittskarte. Die Ticket-Hotline lautet 0211 82826622 (Mo.-Frei. und ab Festivalbeginn täglich von 10 bis 18 Uhr). Ermäßigte Tickets gegen Nachweis für Schüler*innen, Student*innen, Azubis, Menschen mit Handicap und Erwerbslose. Menschen unter 14 Jahre bekommen 50 Prozent Rabatt, gegen einen Altersnachweis. In Verbindung mit einer Düsseldorfer Familienkarte ermäßigt sich der Eintritt für unter Vierzehnjährige auf 30 Prozent. Wer eine Festival-Card für 36 Euro erwirbt, bekommt 30 Prozent Nachlass pro Eintrittskarte. Tickets für Menschen mit wenig Geld gibt es auch über die Kulturliste (Registrierung erforderlich).