Düsseldorfer Ehepaar unter Spionageverdacht festgenommen – Auftraggeber soll China sein
Das Gebäude heißt „La Tour Blanche“, der weiße Turm. Sein Hauseingang an der Toulouser Allee gehörte am Dienstag (22.4.) zu den am häufigsten abgelichteten Entrees in Düsseldorf. Beamte des Bundeskriminalamts haben Thomas R. (59) im hessischen Bad Homburg sowie das Düsseldorfer Ehepaar Ina F. (68) und Herwig F. (72) unter dem Verdacht festgenommen, seit mehreren Jahren für China Militärgeheimnisse ausspioniert zu haben. Mehrere Wohnungen und Büros seien durchsucht worden, heißt es. Bis Dienstag (23.4.) sollen die drei Festgenommenen einem Haftrichter vorgeführt werden.
Das chinesische „Ministery of State Security“
In einer Mitteilung des Generalbundesanwalts wird dem Trio vorgeworfen, „seit einem nicht genau bestimmbaren Zeitpunkt vor Juni 2022 für einen chinesischen Geheimdienst tätig zu sein“. Damit ist das MSS gemeint, das „Ministery of State Security“. Thomas R. wird als Agent für einen in China stationierten Mitarbeiter des chinesischen Geheimdienstes MSS beschrieben. Von dort kamen demnach die Aufträge, in Deutschland Informationen zu militärisch nutzbaren innovativen Technologien zu beschaffen.
Firma als „Medium der Kontaktaufnahme“
Das Düsseldorfer Ehepaar habe mit der Innovative Dragon Ltd. eine Firma mit Standorten in London, Düsseldorf und Shanghai betrieben. Diese soll als Medium zur Kontaktaufnahme und Zusammenarbeit mit Personen aus der deutschen Wissenschaft und Forschung gedient haben. So hätten die Eheleute über ihre Firma ein Kooperationsabkommen mit einer deutschen Universität zum Wissenschaftstransfer geschlossen. Gegenstand sei in der ersten Phase die Erstellung einer Studie für einen chinesischen Vertragspartner zum Stand der Technik von Maschinenteilen gewesen. Diese sind laut Generalbundesanwalt auch für den Betrieb leistungsstarker Schiffsmotoren, etwa in Kampfschiffen, von Bedeutung. Zum Zeitpunkt ihrer Festnahme am Dienstag hätten sich die Beschuldigten in weiteren Verhandlungen über Forschungsprojekte befunden, die zum Ausbau der maritimen Kampfkraft Chinas nützlich sein könnten.
Es soll um Geld gegangen sein
Zudem wird den Beschuldigten vorgeworfen, im Auftrag und mit Bezahlung des chinesischen Geheimdienstes MSS von Deutschland aus einen Speziallaser angekauft und diesen ohne Genehmigung nach China ausgeführt zu haben, obwohl das Gerät unter die EU-Dual-Use-Verordnung falle.
Da die Beschuldigten festgenommen wurden und zurzeit unklar ist, wer ihre Rechtsanwälte sind, gibt es hier keine Stellungnahme aus Sicht der Betroffenen zu den Vorwürfen. Die Webseite des Düsseldorfer Unternehmens wurde auf den Wartungsmodus umgeschaltet und ist nicht mehr erreichbar.