Düsseldorf: Wenn der OB nach Oberkassel kommt …
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Am Tag vor dem OB-Dialog in der Kirche St. Antonius an der Luegallee in Oberkassel hat das städtische Reinigungsunternehmen Awista linksrheinisch ordentlich aufgeräumt. Die ansonsten fast immer überquellenden Müllcontainer am Barbarossa-Platz waren geleert und das gewöhnlich mit Pappresten und Flaschendeckeln übersäte Umfeld besenrein gefegt. Das Grün zwischen den Bürgersteinplatte der Cheruskerstraße wurde gejätet, und selbst das Pflanzengestrüpp auf dem Drakeplatz war gestutzt. Zur Freude der Bürger – und von Oberbürgermeister Thomas Geisel.
Spontanvegetation oder Stockrosen – die Mitarbeiter vom Gartenamt machten da an der Drakestraße keinen Unterschied
Ist das ZIerpflanze oder kann das weg?
Nicht so gut angekommen ist dagegen eine Grün-Entsorgung auf der Drakestraße, die schon ein paar Wochen zurückliegt, die Anwohner aber immer noch aufregt. Das Gartenamt hat hier – ohne Rücksprache mit den Bevölkerung – mehrere Stockrosen-Büsche, die auf dem Bürgersteig eingepflanzt waren, die Häuserwände hochrankten und so zur Zierde der Straße wurden, einfach rausgerissen. Eine Oberkasseler Bürgerin nutzte den Rundgang von OB Geisel vor seiner Dialog-Veranstaltung, um ihn auf die diesen Grünfrevel der Stadtverwaltung hinzuweisen. Beim OB stieß das Verhalten seiner Mitarbeiter auf Unverständnis. Er wollte sich darum kümmern. Schauen wir mal …
Luegallee: Geisel will zwei Fahrspuren für Radfahrer freigeben
Bei der Fragerunde, die sich dem Rundgang anschloss, gab es zwei Hauptthemen: Verkehr und Wohnen.
Für Aufsehen sorgte vor allem Geisels Vorschlag, auf der Luegallee in jeder Richtung eine Fahrspur zum Radfahrerweg zu machen, so wie es SPD und Grüne vor Jahrzehnten schon einmal eingeführt hatten. Die jetzige Lösung, dass sich auf der Nordseite Radfahrer und Fußgänger den Bürgersteig teilen müssen, „provoziere den Konflikt“, so Geisel. Deshalb sei er für eine klare Lösung auf Kosten des Autoverkehrs. Dabei vergaß er nicht zu erwähnen, dass es parallel auch Maßnahmen geben muss, den Öffentlichen Personennahverkehr zu unterstützen und zu fördern. Zum Beispiel auf der Luegallee mit höheren Bahnsteigen, die das Ein- und Aussteigen erleichtern und verkürzen.
Ratlosigkeit am Belsenplatz: Quadratur des Kreises
Sympathisch offen äußerte sich Geisel zu den Überlegungen, den Belsenplatz neu zu gestalten: „Das ist ein verdammt schwieriger Platz!“ Er räumte ein, dass es keine 100-prozentige Lösung gebe, die alle Interessen von ÖPNV, Autofahrern, Fußgängern und Radfahren zufrieden stellen wird: „Das ist die Quadratur des Kreises.“
Bezahlbarer Wohnraum
Besorgt zeigten sich einige Fragesteller, dass man sich in Oberkassel schon heute und in Zukunft noch verstärkt eine Mietwohnung kaum noch leisten könne. Geisel betonte, dass die Stadt Düsseldorf mit dem „Handlungskonzept Wohnen“ bei Neubauten, an denen sie durch eigenen Besitz oder durch Planungsrecht beteiligt ist, den Preis regulieren wird. Er musste allerdings einräumen, dass dann immer noch eine Kaltmiete von 9,60 Euro herauskommt. Damit wird sich das grundsätzliche Problem kaum lösen lassen.
Das größte Aufregerthema der Veranstaltung war schließlich ein geplanter Neubau außerhalb von Oberkassel: das St. Anna-Gelände in Niederkassel, wo bislang das Gemeindezentrum stand. Die anwesenden Niederkasseler sorgen sich um den dörflichen Charakter ihres Stadtteiles, wenn auf diesem Grundstück eine viergeschossige Bebauung erlaubt wird. OB Geisel verwies auf die Notwendigkeit, innenstadtnah Wohnraum zu schaffen, erklärte sich aber bereit, sich die Argumente der Niederkasseler bei einem der nächsten Dialog-Veranstaltung, die dann in Niederkassel stattfinden soll, anzuhören.
28. OB Dialog
Zur 28. Ausgabe der OB-Dialoge lädt Thomas Geisel am Donnerstag, den 5. Juli, nach Mörsenbroich ein.