Düsseldorf Holthausen: Rund 150 Radfahrer demonstrieren für einen geschützten Radweg Am Trippelsberg
Die Empörung der 150 Teilnehmer*innen an der Fahrrad-Demo am Freitagnachmittag (23.4.) in Holthausen war groß. Zu offensichtlich scheinen Stadt und Verwaltung die Interessen der Wirtschaft höher zu priorisieren, als die Sicherheit der Radfahrer*innen. Der als Vorzeigeprojekt vorgestellte geschützte Radweg entlang der Straße Am Trippelsberg könnte schon längst fertig sein. Aber die Stadt hat das Projekt gestoppt, angesiedelte Firmen sollen nicht verärgert werden.
Der Firma Hille/Müller wurde der rote Teppich ausgerollt
Protest gegen Vorgehen der Stadt
Das Bündnis Mobilitätswende Düsseldorf und die Bürgerinitiative Hafenalarm hatten für Freitagnachmittag zur Fahrrad-Demo eingeladen und rund 150 Radler*innen waren gekommen. Treffpunkt war die Firma Hille&Müller Am Trippelsberg in Düsseldorf Holthausen. Dort hatten die Organisatoren extra einen roten Teppich ausgerollt. Dieser stand symbolisch für den Erfolg der Firma und ihr Ansehen bei der Stadt. Denn die Verwaltung hatte den Bau des bereits beschlossenen geschützten Radstreifens an der Straße Am Trippelsberg gestoppt, nachdem Hille&Müller dagegen geklagt hatte. Das Gericht hatte die Klage zwar abgewiesen, aber die Stadt knickte trotzdem ein. In den Augen der Demonstranten werden die Interessen der Anliegerfirmen und der Lkw höher gewichtet, als die Sicherheit der Radfahrer*innen. Ein Vertreter der Firma wollte sich bei der Demo nicht äußern.
Die Tour führte aber auch über einen Teil des schönen Rheinradwanderwegs
Was bisher geschah
Im Mai 2020 hatte der Ordnungs- und Verkehrsausschuss (OVA) der Stadt Düsseldorf den Ausbau des gesicherten Radwegs für die Straße Am Trippelsberg beschlossen. Mit einer Pressemitteilung informierten die Verkehrs-Dezernentin Cornelia Zuschke und der Leiter des Amts für Verkehrsmanagement, Florian Reeh, Ende 2020 über den Baustart der ersten Protected Bikelane in Düsseldorf. Sie soll Bestandteil der Internationalen Rheinradwegroute sein und zwischen Bonner Straße und Karweg eingerichtet werden. Lediglich wegen der Lieferzeit der anzubringenden Schwellen sollten die Arbeiten erst zu Beginn diesen Jahres starten.
Doch die Firma Hille&Müller klagte vor Gericht gegen den Bau. Das Verwaltungsgericht entschied am 27.1.21 gegen den Eilantrag und erlaubte den Weiterbau des Radweges ausdrücklich: „Die klagende Firma habe nämlich keinen Rechtsanspruch auf öffentlichen Parkraum.“ Allerdings verschob der OVA in seiner Sitzung am 24. März den Ausbau auf unbestimmte Zeit. In der „Kleinen Radkommission“ sollten Vorschläge ermittelt werden, wie man den Anliegerfirmen entgegenkommen kann.
Ein Stopp war auch Am Trippelsberg 111
Gefahrenpunkte für Radler
Während in den Gremien diskutiert wird, verschärft sich die Situation Am Trippelsberg. Mehrere Autozulieferfirmen nutzen die Straße als Be- und Abladeplatz. So entstehen immer wieder gefährliche Situationen für vorbeifahrende Radfahrer*innen. Davon konnten sich Demonstrierenden am Freitag selber ein Bild machen. Während der Versammlungsphase fuhren regelmäßig die Autotransporter vorbei.
Auf einer Tour durch das Gebiet erklärten die Initiatoren der Demo an fünf Haltepunkten die besonders gefährlichen Stellen und informierten über die verschiedenen Firmen entlang der Straße. Besonders am Trippelsberg 111, dem Gelände der ehemaligen Shell-Raffinerie, herrscht reger Autoverkehr. STändig erreichen Autotransporter das Gelände. Sie parken an der Straße, be- oder entladen Fahrzeuge und verengen den Straßenraum sehr. Mangels fehlender Sozialräume übernachten viele der Lkw-Fahrer am Straßenrand, was Abfallspuren aller Arten hinterlässt.
Die Teilnehmer hörten an den verschiedenen Haltepunkten interessiert den Vorträgen zu
Umwidmung öffentlichen Straßenraums für Lkw
Groß ist außerdem die Empörung der Bürger*innen über die Idee, den Lastwagen und Schwertransportern auf dem Karweg eine Park- und Wendefläche zu schaffen, um die Straße zu entlasten. Abgesehen von der Enge des aktuellen Wendehammers, deren Erweiterung zu Lasten der Natur ginge, wären die Baukosten durch die Stadt zu tragen, obwohl die Firmen die Verursacher seien.
Der Wendehammer am Karweg ist derzeit nur für Pkw ausgelegt
Mensch im Mittelpunkt
Bei der Abschlusskundgebung am Karweg führte Dirk Jansen vom BUND verschiedene Punkte auf, die im Schwarz-Grünen-Kooperationsvertrag stehen und sich überhaupt nicht mit der Wirklichkeit decken. „Düsseldorf als Fahrradstadt mit dem Menschen im Mittelpunkt“ stehe im krassen Gegensatz zum Vorgehen Am Trippelsberg, kritisierte Jansen und erntete ein bestätigendes Klingeln der Demonstranten dafür.
Dirk Jansen hat den schwarz-grünen Kooperationsvertrag unter die Lupe genommen und vermisst Schritte in die richtige Richtung
Der Weiterbau der Protected-Bike-Lane sei dringend erforderlich, betonen die Organisatoren der Fahrrad-Demo. Denn nur so sei der Schutz der Alltags- und Ausflugs-Radfahrer*innen sowie der Schüler*innen auf dem viel genutzten und gefährlichen Straßenabschnitt gewährleistet.