Bereits seit zwei Jahren laufen die Stipendien, mit denen die Bürgerstiftung Düsseldorf Schülerinnen der Dieter-Forte-Gesamtschule fördert. Dass es sich nur um Stipendiatinnen handelt, ist keine Absicht, aber sechs Schülerinnen haben erfolgreich das Bewerbungsverfahren durchlaufen und überzeugten durch ihre Einstellungen. Mehrere Schüler*innen wurden von ihren Lehrer*innen vorgeschlagen, dafür waren gute Leistungen und soziale Kompetenz Voraussetzung. Und dass sie aus Familien kommen, in denen die Förderung nicht optimal möglich ist. Gala (16 Jahre), Alicia (16 Jahre), Adia (16 Jahre), Avista (17 Jahre) und Baidaa (15 Jahre) erkannten ihre Chance und waren auch bereit für das Stipendium ihre Freizeit zu opfern. Das hielten nicht alle durch, weshalb die Gruppe jetzt nur noch aus fünf Personen besteht. Neben einer finanziellen Unterstützung erwartete sie Gruppen- und Einzeltraining, individuelle Lernförderung sowie zahlreiche Ausflüge im Bereich Kultur und Karriere. Die Förderung orientierte sich an den Bildungszielen der OECD, den sogenannten 4K – Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und Kritisches Denken. Der ehemalige Schulleiter Michael Biallas begleitete die Schülerinnen seit der 8. Klasse als Jugendcoach.

Nun können sie auf zwei ereignisreiche Jahre zurückblicken, sind mittlerweile größtenteils in der 10. Klasse und präsentierten im Februar ihre kreative Arbeit zum Thema Rassismus. Mit diesem Thema setzen sie sich intensiv auseinander und wurden dabei auch von der Schülervertretung unterstützt. Rund 1300 Fragebögen zum Thema Rassismus verteilten sie und werteten die 560 Rückläufer aus. Dabei wurde deutlich, wie viele Schüler*innen an der Dieter-Forte-Gesamtschule bereits Rassismus erfahren haben. Allerdings ergab die Analyse auch, dass viele sich nicht trauen einzuschreiten, wenn sie selber außerhalb der Schule Rassismus erleben – am eigenen Leib oder bei anderen beobachten. Das ist bei den Stipendiatinnen mittlerweile anders. Ihr Selbstbewusstsein und ihre Sensibilität wurde durch die Coachings so weit gestärkt, dass sie sich nun trauen den Mund aufzumachen und aktiv zu werden.

Die Enthüllung des Rassismus-Bildes

In einem großen Bild haben sie ein Mahnmal gegen Rassismus gemalt, welches nun im Foyer der Schule hängt. „We all bleed the same colour“ (wir bluten alle in der gleichen Farbe) heißt ihr Werk, dass sie mit Unterstützung einer Künstlerin erstellt haben. In der Mitte kniet ein Junge mit Megaphon, auf dem „speak louder!!!“ (sprich lauter) steht. Rundherum gibt es Schubladen, in denen Kinder mit verschiedenen Hautfarben stecken.

„Die Schülerinnen haben sich intensiv mit dem Thema Rassismus auseinandergesetzt, nicht zuletzt, weil alle bereits selbst beschämende Erfahrungen von Zurücksetzung und Beleidigungen erlebt haben. Dies war vor dem Projekt schon derart ‘normal’ für sie geworden, dass sie gar nicht den Drang nach Veränderung verspürten. Mit ihrem Gemeinschaftswerk wollen sie nun auf allen Seiten zu mehr Bewusstsein bei diesem Thema aufrufen“, erläuterte Michael Biallas.

„Die Bürgerstiftung freut sich, die Entwicklung der Stipendiatinnen zu verfolgen, wir sehen den heutigen Tag als ein Ergebnis der intensiven Förderung der Mädchen durch Michael Biallas. Sie haben sich mit viel Kreativität und kritischem Denken dem Thema Rassismus genähert und können mit Stolz auf ihre Arbeit blicken. Zudem passt das Projekt hervorragend zur Bürgerstiftung, denn wir engagieren uns seit der Gründung gegen jede Form von Rassismus und Rechtsextremismus“, ergänzte Jutta Schulz, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung.

(v.l.) Jutta Schulz von der Bürgerstiftung, die fünf Stipendiatinnen, Michael Biallas und Schulleiter Jürgen Weitz

Noch bis zu 11. Klasse werden die Schülerinnen mit dem Stipendium gefördert. 22.000 Euro stellt die Bürgerstiftung dafür jährlich zur Verfügung. Alle fünf erhalten ein monatliches Budget, dass sie für Bildung wie beispielsweise Musikunterricht oder Sportkurse, Arbeitsmaterialien wie Laptop oder Schreibtisch, -stuhl oder Ausflüge ausgeben können. Aber ebenso wichtig ist die Auseinandersetzung mit gesellschaftsrelevanten Themen. Alle fünf sind begeistert bei der Sache und freuen sich über einen Nebeneffekt besonders: durch das Coaching haben sich ihre Noten verbessert.